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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline L. Jensen
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Krümel seines Frühstücks zusammen und spülte den Teller, so dass die Küche wieder so sauber blitzte wie am Morgen. Wohltätigkeit. Wie dumm von ihm, dass er eifersüchtig gewesen war. Sie war phantastisch, seine Frau. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen.

25
    H ast du schon mal jemanden getötet, Liebling?«
    Die Frage kam plötzlich, mitten im sonntagabendlichen Frieden auf der Polstergarnitur. Obwohl Herr Bengtsson, wie wir inzwischen wissen, als direkte Folge seiner Ehe mit unserer Hausfrau allerhand Einfälle und Merkwürdigkeiten gewohnt war, zuckte er zusammen. Er sah nicht nur von seiner Sonntagszeitung auf, sondern hopste sichtlich ein Stück vom Sessel auf.
    »Wie? Was? Wen soll ich getötet haben?«
    »Na irgendjemanden.«
    »Aber Kleines. Wen sollte ich denn töten und warum?«
    »Du bist doch ein Mann.«
    »Äh, ja?«
    »Na ja, ihr macht doch Wehrdienst und so …«
    Herr Bengtsson unterbrach sie lachend. »Man läuft beim Wehrdienst nicht herum und bringt wahllos Leute um, ach Liebling!«
    »Woher soll ich das denn wissen?«, sagte sie sauer.
    »Ich muss zugeben, es würde die ganzen Anekdoten interessanter machen oder jedenfalls spannender.«
    »Igitt, ja. Geschichten vom Bund. Jetzt, wo du es sagst … Es ist immer dasselbe: wie sie Steine im Rucksack tragen und meilenweit marschieren müssen. Dann kommen sie irgendwo an und kriegen doch kein Essen in ihrem Dings da … Primus, sondern müssen weiterlaufen.«
    »Primus! Das ist lange her. Aber du hast recht. Hast du je eine Geschichte gehört, in der jemand getötet wird?«
    »Nein.« Sie dachte nach. »Aber!«
    »Was?«
    »Hast du nur Wehrdienst gemacht?«
    »Was soll das heißen,
nur?
Das ist alles andere als
nur,
das kann ich dir sagen.«
    »Haben sie dich denn nie in irgendeinen Krieg geschickt?«
    »Nein, da bin ich zum Glück drum herumgekommen. Ich war elf Monate beim Heer –, kurz bevor wir uns kennenlernten – und das war wirklich kein Zuckerschlecken. Fast ein ganzes Jahr lang schleppen, marschieren, Liegestütze. Und pampiges Essen aus dem Primus.«
    »Bäh.« Sie rümpfte die Nase. »Wie schrecklich.«
    »Na ja, der größte Spaß war es nicht, aber man hat auch viele nützliche Dinge fürs Leben gelernt. Zum Beispiel, wie man an eine Tanne gelehnt im Stehen schläft.« Er kicherte.
    »An eine Tanne?«
    »Ja. So müde wird man nur beim Heer. Man nutzt jede Gelegenheit zum Schlafen. Aber ich habe noch viel mehr gelernt. Man wird nicht über Nacht Feldwebel, weißt du.«
    »Du bist Feldwebel?«
    »Ja, wusstest du das nicht? Du hast wohl meinen Soldatengeschichten nicht richtig zugehört?«
    »Ehrlich gesagt nein, Liebling. Entschuldige, ich finde sie nicht besonders interessant. Du hörst mir auch nicht richtig zu, wenn ich über Gardinensäume rede. Oder über Bücher, wenn wir schon dabei sind.«
    »Ja, ja, schon gut. Aber jetzt weißt du es jedenfalls: Man tötet beim Wehrdienst niemanden, und ich bin Feldwebel.«
    »Überhaupt nicht sexy.«
    »Findest du?« Er schielte über die Zeitung hinweg.
    »Ist das ein hoher Titel?«
    Herr Bengtsson war klug genug zu antworten: »Ja, das ist es.«
    »Cool«, sagte sie und betrachtete ihren Mann mit anderen Augen. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Du weißt doch, dass man nicht töten soll, oder? Ich meine das fünfte Gebot in der Bibel.«
    »Ja.«
    »Dort steht: ›Du sollst nicht töten.‹ Einfach so. Wen oder was, steht nicht dabei. Wie soll man da wissen, ob man etwas falsch gemacht hat?«
    Herr Bengtsson, der den Ernst ihrer Frage nicht ganz verstanden hatte, lachte und antwortete leichtfertig: »Man weiß doch wohl, ob man jemanden getötet hat, oder?«
    »Ja, natürlich. Aber da steht nicht: ›Du sollst
niemanden
töten.‹« Sie sah ihn herausfordernd an, aber er verstand noch immer nicht.
    »Wie soll man jemanden töten, der nicht jemand ist?«
    »So gesehen hast du auf jeden Fall getötet.«
    »Wie denn?«
    »Denk nur an all die armen Spinnen, die du für mich plattgemacht hast. Oder das arme Wühlmäuschen, das du heldenhaft beseitigt hast. Das süße Ding.« Sie spitzte den Mund.
    »Fängst du etwa schon wieder mit dieser verdammten Wühlmaus an? Das ist doch Jahre her. Ich dachte, wir wären uns einig gewesen, dass wir unseren schönen Rasen behalten wollten?«
    »Ich finde immer noch, du hättest sie auf einem Acker aussetzen können. Es war schließlich eine Feldwühlmaus.«
    Herr Bengtsson seufzte. »Warum müssen wir ausgerechnet jetzt wieder über dieses

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