Frau Bengtsson geht zum Teufel
endete?«
»Wie denn?«, fragte der Teufel.
»Der Priester segnete eine Menge Wasser, und dann machte er die Runde und spritzte alle Leute und ihre Körbe damit nass. Daheim gab es die Ostermahlzeit mit dem geweihten Brot und den Eiern. Einmal war ich eingeladen. Ich sag dir, ein geschältes Ei, das den halben Tag in einer warmen Kirche voller Leute verbracht hat und mit Weihwasser bespritzt wurde, ist kein Hochgenuss.«
»Nein, hört sich nicht sehr lecker an.« Satan schüttelte sich. Geweihte Eier. Bäh.
»Aber das Zuckerlamm war gut. Jedes Kind bekam eins.«
»Die spinnen, die Katholiken.«
»Ja.« Ohne nachzudenken, half Frau Bengtsson dem Bösen, die restlichen Zweige und Blätter auf dem Boden zu verteilen.
Gott, der dem Gespräch interessiert zugehört hatte, stutzte, als die Katholiken zum zweiten Mal erwähnt wurden.
Ja, genau! Plötzlich fiel ihm wieder ein, was er schon die ganze Woche hatte tun wollen. Kein Wunder, dass er nicht dazu gekommen war. Gottes Taten waren viele. Er wendete sich von Satan und Frau Bengtsson ab.
In dem französischen Städtchen Lourdes stieg ein Mann mit multipler Sklerose in eine Quelle, deren Wasser angeblich wundersame Heilkräfte besaß. Ungefähr hunderttausend hoffnungsvolle Kranke badeten jährlich darin, und es war lange her, seit zum letzten Mal einer geheilt worden war.
Der MS -Patient da. Warum nicht?, sagte Gott und hauchte ein »Werde gesund« in die Glieder des Mannes. Es war der sechsundsechzigste Mensch, der in Lourdes geheilt wurde, und sogar der Vatikan würde das Wunder anerkennen.
Eigentlich hatte Gott schon Tausende von Menschen geheilt, und manchmal ärgerte er sich, wie wenige davon anerkannt wurden. Aber die menschliche Skepsis war ja trotz allem seine Erfindung, also begnügte er sich damit, dass dieser Fall deutlich genug war, um die offizielle Nr. 66 zu werden.
Im Himmel applaudierten die Engel, in Lourdes weinten die Menschen vor Freude über die Kraft ihres von neuem bekräftigten Glaubens und zückten die Handykameras, als der Patient mit MS im fortgeschrittenen Stadium wie ein Jüngling aus dem Wasser stieg, und in Jämnviken ging das Gespräch ohne Gott weiter, denn der saß auf seinem Thron und nickte im Takt, während die Engel einen Lobeshymnus sangen.
»Wen willst du töten?«
»Ach, ich weiß nicht. Es muss doch jemanden geben, der es verdient? Ich muss mir nur überlegen, wer. Irgendeiner, bei dem es mir nichts ausmacht, falls das möglich ist.«
»Aber dann ist es nicht Acedia, oder? Ultimativ unchristlich.«
Frau Bengtsson wühlte in ihren Taschen, zog eine Zigarette heraus und zündete sie an. »Da hast du natürlich recht. Darüber muss ich erst mal ein paar Zigaretten rauchen. Lass uns inzwischen schon mal aufs nächste Gebot kommen. Die Reihenfolge ist doch wohl egal? Welches war noch mal das nächste?«
Der Teufel grinste, so breit Rakel es konnte. »Du sollst nicht ehebrechen.«
»Pfui Teufel«, sagte Frau Bengtsson und trat wütend gegen den Haufen Äste. »Gott ist wirklich ein Drecksack!«
»Ja, wirklich«, antwortete Satan im Brustton der Überzeugung.
27
D ienstag. August. Fröjdgata.
Barfuß, mit einem rosa Pantoffel in jeder Hand und hochroten Wangen, sah man Frau Bengtsson kurz nach Mittag durch ihren Vorgarten laufen. Sie lief geduckt, ja schlich fast über den Rasen, über den Plattenweg zur Haustür und um die Hausecke herum. Hinter sich auf der Straße ließ sie unwiderruflich einen Teil ihrer Tugend und die halboffene Beifahrertür der Gelben Gefahr.
Es war so gut wie alles andere. Den Stier bei den Hörnern und den Briefträger beim Schoß. Was du heute kannst besorgen, und so weiter, Amen.
Als sie den abgeschirmten Garten erreicht hatte, trugen sie ihre Beine nicht mehr, und sie ließ sich zwischen blühenden Büschen ins Blumenbeet sinken. Wie gut, dass sie hoch genug waren. Sie zündete sich eine Zigarette an, lehnte den Rücken an die warme Hauswand und kicherte. Sie stellte fest, dass sie Unkraut jäten musste, aber heute freute sie sich über jedes höhere Gewächs, hinter dem sie ihre Schamgefühle verstecken konnte. Und ihre Lust.
Ein Lachen blubberte aus ihrem Bauch, sie konnte sich nicht beherrschen. Frau Bengtsson nahm mehrere tiefe Züge und befahl ihrem Körper, sich zu entspannen. Nach einer Weile hörte er auf sie, und das, was geschehen war, wurde mehr und mehr zur Erinnerung. So war es leichter. Eine Erinnerung.
»Herrgott, was ist eigentlich mit mir los?«, fragte sie einen
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