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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline L. Jensen
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Vieh reden?«
    »Vergiss es, du Mäusemörder, es geht doch um etwas ganz anderes: Du hast oft getötet, ohne
jemanden
zu töten. So muss es in der Bibel gemeint sein. Nicht wie im … äh, war das im Hinduismus, wo man nicht mal auf eine Ameise treten darf?«
    »Keine Ahnung. Hinduismus oder Buddhismus, glaube ich. Aber das Gebot gilt ganz klar nur für Menschen. Man wird nicht wegen Mordes verurteilt, wenn man seinen Hund einschläfern lässt, oder?«
    »Was hat denn das damit zu tun?«
    »Weiß ich nicht. Ich dachte einfach an Menschen und Tiere. Irgendwo in der Bibel steht doch, dass der Mensch die Macht über alle Tiere und Fische und Vögel bekommt, nicht wahr?«
    Frau Bengtsson war beeindruckt. »Ja, das stimmt. Ich dachte, du hättest sie nicht gelesen?«
    »Ich lebe schließlich nicht ganz hinterm Mond. In vierzig Jahren bekommt man so einiges mit. Und erst recht in zwanzig Jahren mit einem Besserwisser wie du.«
    »Wie dir.«
    Herr Bengtsson sah verwundert drein. »Wie ich?«
    »Nein, es heißt
wie dir.
Mit einem Besserwisser wie dir.«
    Plötzlich wurde ihr klar, was sie gesagt hatte, und Herr Bengtsson brach in schallendes Gelächter aus. »Siehst du, ich hab’s doch gesagt.«
    Frau Bengtsson konnte nicht anders und stimmte in das Gelächter ihres Mannes ein, der sagte, dass sie ein verrücktes Huhn sei.

    Somit hatten sie über das fünfte Gebot geredet und waren zu dem Schluss gekommen, dass Frau Bengtsson wohl gezwungen war, einen Menschen zu töten.

26
    D er Teufel balancierte auf der obersten Stufe einer wackligen, hölzernen Stehleiter, die Hände in viel zu großen Gartenhandschuhen mit knallblauem Blumenmuster, und versuchte, Zweige abzuschneiden – und nicht Rakels Finger. Es tat auch so schon weh genug.
    Verbittert sah er die moosbewachsene, knorrige Rinde des alten Baumes an und spürte großen Schmerz angesichts dessen Schönheit. Unter ihm stand Frau Bengtsson und legte die Zweige in eine Schubkarre.
    »Ich dachte, dass man Obstbäume erst im September oder Oktober beschneidet?«, rief sie in den Baum hinauf.
    Rakelsatan sah auf sie hinab; sein Blick verriet Zufriedenheit. »Das kommt aufs Wetter und die Temperatur an. Und für August ist es ja tierisch kalt.«
    »Ja, aber …«
    »Was, aber?« Satan wischte den Schweiß von Rakels Stirn.
    »Aber an deinem Baum hängen ja noch reife Früchte!«
    »Äh. Willst du sie haben?«
    »Nein, so war das nicht gemeint …«
    »Achtung!«
    Ein Vogelnest fiel in Frau Bengtssons Arme. Es war voller bunter Federn, ein farbenprächtiger Vogel musste darin gebrütet haben.
    »Hoppla. Das wollte ich nicht«, sagte Satan und beschnitt den armen Baum weiter aufs Geratewohl. Der Saft stand noch so hoch, dass ihm diese Behandlung unmöglich guttun konnte. »Schade, schade, aber jetzt ist es zu spät. Sie kommen nie in ein Nest zurück, das nach Menschen riecht. Und das kann ich gut verstehen, muss ich sagen.«
    »Ach, die Armen! Meinst du nicht, wir sollten es versuchen und das Nest zurücklegen? Dann wissen sie wenigstens, was los ist, auch wenn es ihnen stinkt. Sonst denken sie vielleicht, dass sie sich verirrt haben, und suchen und suchen, bis sie nicht mehr fliegen können, und dann sterben sie!«
    »Glaubst du?«, fragte der Wanderer voller Hoffnung. Aber als er sah, dass Frau Bengtsson ihn misstrauisch beäugte, fügte er schnell hinzu: »Ich habe noch ein altes Vogelhäuschen in der Garage. Wir können es aufhängen, wenn wir fertig sind.« Yersinia übte derweil das Anschleichen an das kleine Nest, das Frau Bengtsson vorsichtig auf den Boden gelegt hatte. Sie sprang den Federn hinterher, die im Wind flatterten.
    »Oh, wie schön. Wir hängen es da auf, wo das Nest war.« Die Bengtsson verschwendete keinen Gedanken daran, warum Vögel in einem von Menschenhand gefertigten Nistkasten wohnen sollten, nicht aber in einem Nest, das ein Mensch berührt hatte. Sie war einfach nur erleichtert. Und Satan ärgerte sich, weil seine Sabotage damit sabotiert war. Jetzt sollte er auch noch ein Häuschen für diese elenden Kreaturen aufhängen? Er fluchte und schlug die Astschere in den Stamm.
    »Ja. Super.«
    Der Pflaumenbaum hatte die gnadenlose Behandlung langsam satt. Er hatte genau gesehen, wie die Gestalt auf der Leiter das Nest entdeckt, gegrinst und sich extra lang gestreckt hatte, um es zu erreichen. Er überlegte, ob er einen Ast auf ihren Kopf fallen lassen sollte, aber letztendlich war er doch nur ein Pflaumenbaum und als solcher träge und harmlos. Er

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