Frau Bengtsson geht zum Teufel
»Liebling!«
Stille.
War sie am Ende immer noch sauer, weil er sich über ihren Flirt mit Ove aufgeregt hatte? Frau Bengtsson schmollte selten mehrere Tage am Stück, aber wenn sie es tat, dann war es kaum auszuhalten. Sie konnte so verdammt unfreundlich und kühl sein, und dann war er immer an allem schuld, egal worum es ursprünglich gegangen war. Als hätte sie automatisch recht, wenn sie schmollte. Es endete immer damit, dass er einen Blumenstrauß kaufte und sie um Verzeihung bat. Er seufzte und wünschte, er wäre eine Frau.
Aber sie hatten Sex gehabt, und wenn sie ihm eine Lektion erteilen wollte, war sie in der Regel konsequent.
Er ging in die Küche, um seinen Durst zu stillen, und wäre beinahe über das Staubsaugerkabel gestolpert. Der Wasserhahn blitzte, und die Spüle roch nach frischer Zitrusfrucht. Sie hatte also am frühen Morgen das ganze Haus sauber gemacht. Warum? Statistisch betrachtet bedeutete dies, dass sie sauer war.
Er schleppte sich durchs Haus und fand ein frisch geputztes Zimmer nach dem anderen vor, bis er in den Korridor kam. Dort lag ein Zettel auf der Kommode. Herr Bengtsson sendete ein Stoßgebet gen Himmel und las: »Guten Morgen, mein liebster Schatz! Danke für letzte Nacht, du bist wirklich siebzehn (Smiley). Im Ofen sind belegte Toasts. Stell ihn einfach auf 200 Grad und warte zehn Minuten, dann sind sie wie frisch vom Bäcker. Krümel nicht so. Ich bin im ICA und suche Arbeit. Kuss!«
Er lachte erleichtert und schaute in den Ofen. Dort lagen sechs Scheiben, bereit zum Aufwärmen. Wie er seine Frau in diesem Moment liebte, und wie sicher er war, dass sie ihn ebenfalls liebte! Er schämte sich ein wenig für den vergangenen Abend. Sie hatte ein bisschen geflirtet, na und! Sie liebte ihn und hatte ihn immer geliebt, das war doch klar. Er schenkte sich ein Glas Saft ein und trank gierig, aber plötzlich prustete er. Er ging noch einmal zu dem Zettel und las entgeistert: »IchbinimICAundsucheArbeitKuss!«
Zuerst hatte er gelesen: »Ich bin im ICA einkaufen.« Aus reiner Gewohnheit.
»Suche Arbeit?«, fragte er das Saftglas, das natürlich nicht antwortete. Es war in Spanien hergestellt und verstand kein Schwedisch. »Was hat sie denn nun vor?« Weiterhin nur Schweigen als Antwort, also beschloss er, den Zettel zu ignorieren, und schaltete den Fernseher ein. Er würde früh genug erfahren, was seine Frau vorhatte. Arbeit im ICA suchen. An einem Sonntag. Belegte Toastbrote. Er kicherte, und gleichzeitig knurrte sein Magen – ein hörbares Zeichen dafür, dass seine liebe Frau ins Schwarze getroffen hatte.
Während er auf sein Essen wartete, schweifte sein Blick zwischen dem Fernseher und dem eingerahmten Hunderter an der Wand hin und her. »Verrücktes Huhn«, konstatierte er, setzte sich und vertiefte sich in die Sonntagszeitung.
Draußen schien die Herbstsonne, und Rakelsatan wendete ihr das Gesicht zu, als er aus der Tür trat. Rakel wärmte sich in den Strahlen und lächelte kurz in den Himmel, ehe Satan sie zurückpfiff. Er runzelte ihre Stirn, und um zu zeigen, dass es nur ein kleiner Ausrutscher war, sich im Glanz der Schöpfung zu sonnen, ballte er ihre Faust und hob sie gegen die Sonne. Gott sah von seinem Thron herab und lachte. Dieser Teufel konnte richtig unterhaltsam sein.
Rakelsatan wollte einkaufen. Nicht dass er etwas Bestimmtes gebraucht hätte, aber der Wanderer wollte an diesem Sonntag unbedingt zu den Sünden der Bengtsson beitragen, wenn auch so unauffällig wie möglich.
Wenige Minuten zuvor war Yersinia auf leichten Pfoten angeschlichen, hatte den Schwanz in die Höhe gereckt und berichtet, dass Frau Bengtsson früh aufgestanden war und Räucherstäbchen vor ihren Bastetstatuetten angezündet hatte. Dann hatte sie das ganze Haus geputzt, war in den lokalen Supermarkt gegangen, um nach Arbeit zu fragen, und nun saß sie dort an der Kasse und arbeitete.
»Ach, natürlich. Du sollst den Feiertag heiligen. Das dritte Gebot. Sie ist gut bei der Sache, muss ich sagen. Und du auch, mein kleines Pelzknäuel. Unter der Balkontreppe sitzt eine Maus in der Falle. Bedien dich, ich geh nur schnell einkaufen.«
Yersinia strahlte, bedankte sich und ging mit erhobenem Schwanz auf den Balkon. In der Tür drehte sie sich noch einmal um, zwinkerte Satan zu und schlich sich an die Maus heran. Dass die in der Falle saß und vermutlich mausetot war, bedeutete nicht, dass man nicht seine Katzenhaftigkeit etwas üben durfte. Satan zwinkerte zurück, lachte erneut und
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