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Frau Ella

Frau Ella

Titel: Frau Ella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Beckerhoff
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in der Nachmittagssonne und tranken. Und erfuhren von der wohl letzten Reise, die Frau Ellas Vater gemacht hatte.
    »Da wollte er immer schon hin«, flüsterte sie. »Einmal nach Rom, hat er immer gesagt.«
    »Aber das müssten Sie doch sowieso alles wissen«, sagte Kurt und sah Frau Ella fragend an.
    »Ja, das müsste ich wohl.«

11

    DAS HATTE SIE DOCH ALLES nur geträumt. Und der Traum nahm kein Ende. Sie hatte schon zweimal nachgefragt, aber immer wieder zeigte Saschas Finger genau in die Mitte der Karte, dieser handgeschriebenen Wochenkarte, die sie kaum entziffern konnte. Mittwochs gab es Trüffelnocken an Salbeimousse, was auch immer das sein mochte. Kaum fand Frau Ella einen Moment, sich Gedanken über das Geschehene zu machen, passierte schon wieder etwas, das sie nicht verstand. So wie dieser Mittwoch. Das hieße ja, sie wohnte schon ganze drei Tage bei dem jungen Mann, bei Sascha, der jetzt wieder so müde wirkte, wie er ihr da gegenübersaß, das Kinn auf die Hände gestützt, die Ellenbogen auf dem Tisch. Auch sie wäre lieber nach Hause gefahren, aber dieser Klaus kannte keine Grenzen, der wollte immer weiter und hatte sie hierher gefahren, nachdem sie schon den ganzen Nachmittag auf dem Hof verbracht hatten. Ihrem Hof, auf dem nichts mehr war, wie sie es kannte. Und jetzt diese riesige Halle, eine Art Turnhalle, in der dichtgedrängt junge Menschen an rot gedeckten Tischen saßen, stilvoll wie auf einem Schloss. Schon wieder musste sie anstoßen, Alkohol trinken, essen, reden. Dabei schmerzten ihre Waden, der Rücken wurde immer steifer, das Auge juckte, und ihr Darm hatte anscheinend längst aufgegeben, mit diesen Massen an ungewohnten Speisen zurechtzukommen. Hoffentlich würde wirklich auch das Mädchen kommen! Ute, die vielleicht ein bisschen mehr Verständnis hätte. Sie war es leid, gutgelaunt zu sein, um den beiden Jungen einen Gefallen zu tun, um ihnen nicht zur Last zu fallen. Und jetzt guckte Sascha wieder so, als wäre sie an allem schuld, als hätte sie ihn darum gebeten, sie zu entführen, diese ganze Vergangenheit auszukramen, die sie so gut vergessen hatte. Es war nicht mehr lustig, wie ein junges Ding behandelt zu werden. Aber sie war eingeladen, sie sollte sich freuen.
    »Prost, Frau Ella«, rief Klaus.
    »Prost«, seufzte sie und versuchte zu lächeln. »Sagen Sie, Sascha, haben Sie eigentlich jemanden im Krankenhaus erreichen können?«
    »Im Krankenhaus?«
    »Na, wegen meiner Sachen. Ich kann doch nicht ewig mit Ihnen beiden herumziehen!«
    »Gefällt Ihnen das Restaurant nicht?«
    »Doch, doch, natürlich«, sagte sie schnell.
    »Ich versuche es morgen früh noch einmal«, sagte Sascha. »Sonst fahren wir da endlich vorbei.«
    »Ihr seid mir ja zwei müde Krieger!«, rief Klaus. »Wie wär’s mit ein bisschen guter Laune?«
    »Wie wär’s mit ein bisschen guter Laune?«, äffte Sascha ihn nach. »Ist das hier so ’ne Art Karneval, oder was?«
    »Mann, ihr seid echt schlimmer als jede Frau. Man macht, was man kann, und am Ende kann man nichts mehr machen.«
    Das hatte gerade noch gefehlt, dass sich die beiden wegen ihr stritten wie zwei Mädchen. Zwei erwachsene Männer, die wirklich Besseres zu tun hätten. Das war doch kein Leben, immer auf der Suche nach dem nächsten Vergnügen. Sie hatte doch nur gefragt, wann sie zurück nach Hause könnte, und dieser Klaus fühlte sich gleich angegriffen. Als müsste man sich Probleme schaffen, wenn man keine hatte. Zum Glück trat einer der Kellner an ihren Tisch, beugte sich zu Klaus und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Klaus schien nachzudenken, dann grinste er, nicht ganz glücklich.
    »In Ordnung. Viel schlimmer kann der Abend ja nicht mehr werden. Du musst jetzt stark sein«, sagte er so leise zu Sascha, dass Frau Ella nicht sicher war, ob sie richtig verstanden hatte. Warum sollte Sascha auch stark sein müssen? Der Kellner schritt schnell durch die Halle zur Eingangstür, wo sie zwei Frauen warten sah. Sie freute sich, Ute zu erkennen. Dann hörte sie, wie ein Glas umfiel, sah schnell in Richtung der beiden Jungen. Sascha war aufgesprungen.
    »Du mieses Arschloch«, zischte er und stürmte davon. Klaus grinste verlegen.
    »Was hat er denn nur wieder?«, fragte Frau Ella verwirrt.
    »Ich kann sie ja schlecht einfach wegschicken, wenn sie schon hier ist«, sagte Klaus und stand auf, um die beiden jungen Frauen zu begrüßen, die sich ihrem Tisch näherten.
    »Bleiben Sie doch sitzen«, rief Ute ihr entgegen. »Frau Ella, das ist Lina,

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