Frau Ella
Eierbecher.«
»Er hat nur zwei, aber ich möchte auch gar kein Ei, das heißt, ich darf nicht.«
»Sind Sie denn krank?«
»Das nicht, nur leicht über normal, wissen Sie? In Spanien hab ich ein bisschen über die Stränge geschlagen, also nur beim Essen natürlich. Gucken Sie mal mein Po!«
Lina sprang auf, drehte Frau Ella den Rücken zu und drückte mit dem Zeigefinger gegen ihre hauteng sitzende Hose.
»Ich will ja auch nicht, dass Saatschi plötzlich fett wird, so wie Klaus zum Beispiel.«
Was war denn das für eine Idee? Sascha so dick wie Klaus, das konnte man sich gar nicht vorstellen, so abgemagert, wie er war! Und Lina fand sich zu dick, dabei hatte sie, abgesehen von ihrem üppigen Busen, kaum Fleisch auf den Knochen. Solange sie hier wohnte, würde Sascha jedenfalls genug zu essen bekommen, beschloss sie, und auch das Mädchen konnte man vielleicht überzeugen.
»Möchten Sie denn einen Kaffee?«, fragte Frau Ella. »Mit Macchiato?«
»Danke, aber vielleicht einen Cortado, zur Feier des Tages.«
»Und was ist das?«
»So ein Espresso mit ein bisschen Milchschaum.«
»Also doch mit Macchiato?«
»Na ja, also Macchiato ist halt Italienisch und Cortado Spanisch, in Portugal heißt das Galão, nur ist so ein Cortado halt eher ganz klein.«
»Aha«, sagte Frau Ella.
»Wissen Sie eigentlich, dass dieser ganze Kult um den italienischen Kaffee nur Werbung ist? Der spanische ist viel besser. Das war ja nur wegen der Diktatur mit diesem Franco, deswegen konnten die Spanier ewig nicht exportieren, aber jetzt holen die auf, und die wissen ja auch viel mehr, also so fachlich, weil das mal arabisch war, also Spanien, und Kaffee kommt ja ursprünglich aus Arabien. Ein Freund in Barcelona macht da jetzt ein Geschäft draus, so richtig zielstrebig und intelligent. Vielleicht hat der auch einen Job für mich, wenn ich fertig bin mit der Uni, im Verkauf oder im Vertrieb. Weil so Meeresbiologie ist ja eher ein schönes Studium, mit dem man dann aber nichts anfangen kann, außer man hat das Glück, auf irgend so einem Forschungsschiff anzuheuern, aber irgendwie ist das auch nichts, glaub ich. Hat Saatschi überhaupt fettarme Milch?«, unterbrach sie sich und griff nach der Milchtüte. »Und haben Sie das Wasser gefiltert?«
»Mögen Sie auch lieber Filterkaffee?«, fragte Frau Ella, die gerade die Kaffeemaschine zugedreht hatte.
»Das nicht, aber das Leitungswasser sollte man doch nicht mehr einfach so trinken. Das muss man erst filtern. Das habe ich Saatschi aber echt schon tausendmal erklärt«, sagte sie, stand auf und reichte ihr diese komische Plastikkanne, die ihr schon am ersten Tag aufgefallen war.
»Und was wird da gefiltert?«
»Na alles! Also erst mal natürlich Kalk und so, das die Arterien verstopft, und dann die ganzen Antibiotika, die in den Kläranlagen nicht rausgefiltert werden. Das müssen Sie sich mal vorstellen, dass wir bald alle resistent sind gegen superwichtige Medikamente, nur weil das Wasser nicht sauber ist. Das Krasseste ist aber, und darum muss Saatschi halt unbedingt filtern, dass die ganzen Männer unfruchtbar werden, weil ja die Frauen die Pille nehmen und die dann übers Abwasser ins Trinkwasser kommt und dann die Männer permanent weibliche Hormone trinken. Deswegen werden die Männer ja auch immer komischer, also weiblicher, und es gibt weniger Kinder. Also zum Beispiel in Spanien, wo es noch kaum die Pille gibt, weil die noch viel katholischer sind, da sind die Männer ja auch noch ganz anders, also männlicher irgendwie, oder auch in Arabien. Na ja, und deswegen muss man halt filtern, auch wenn man die Radioaktivität so nicht rauskriegt. Und außerdem, also das ist fast das Wichtigste, bestehen wir ja fast nur aus Wasser, das Gehirn sogar so zu achtundneunzig Prozent, und das muss ja immer wieder erneuert werden, und da muss man eben drauf achten, dass man sich nicht mit verseuchtem Wasser erneuert. Man ist ja das, was man trinkt, also fast zumindest.«
Hormone im Leitungswasser! Was war denn das nun wieder für eine Idee? Frau Ella wusste, das Lina sie nicht auf den Arm nehmen wollte, nur konnte sie das doch nicht ganz ernst nehmen.
»Meinen Sie nicht, dass wir eine Ausnahme machen können?«, fragte sie vorsichtig.
Das Mädchen sah sie kurz an, als habe sie die Frage nicht verstanden. Aber selbst wenn Lina recht hatte mit ihren Hormonen, würde ein Kaffee mehr oder weniger doch kaum einen Unterschied machen. Das musste sie doch einsehen. Endlich grinste das
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