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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Wildschweinlasagne und ein Glas
Spätburgunder.
    »Kommt ihr voran?«, fragte Gucki.
    »Voran schon, wir wissen bloß nicht, ob die Richtung
stimmt«, antwortete Mayfeld.
    »Wie bei der Eurokrise«, lästerte Batschkapp.
    Das Gespräch drehte sich nun eine Weile um die
politischen Ereignisse der Woche, den soundsovielten Gipfel zur Rettung des
Euros, Griechenlands oder der Banken. Zora forderte die Zerschlagung der
Großbanken, Gucki erklärte das zur sozialromantischen Träumerei, Batschkapp
meinte, dass am Ende die Zeche mal wieder der kleine Mann zahlen würde, und
Trude bestellte sich einen Schokoladenkuchen.
    Irgendwann hatte sich das Gespräch so weit von
Mayfelds Arbeit entfernt, dass er nach Hochstätter fragen konnte, ohne dass
alle sofort einen Zusammenhang mit seinen Ermittlungen herstellen würden.
    »Mein Nachbar Dr. Hochstätter war auch mal bei so
einer Investmentbank tätig«, behauptete er.
    Er erinnerte sich vage, so etwas einmal gehört zu
haben.
    Natürlich wusste Gucki etwas.
    »Der hat dort gearbeitet, als man das noch nicht
geheim halten musste. Hat in Frankfurt Devisen und irgendwelche Papiere hin und
her geschoben, von denen unsereins gar nicht weiß, dass es sie gibt. Geld ist
irgendwie einfallslos. Es geht immer dorthin, wo es schon genug davon gibt. Der
junge Hochstätter hat auf jeden Fall in den zehn Jahren in Frankfurt mehr Kohle
gemacht als sein Vater in seinem ganzen Leben. Und der Schorsch Hochstätter war
auch schon nicht schlecht. Ein Immobilienmakler, der sich die besten Immobilien
immer selbst unter den Nagel gerissen hat, lebt jetzt in einer Seniorenresidenz
am Starnberger See. Sein Sohn war clever genug, aus dem Bankengeschäft zum
richtigen Zeitpunkt auszusteigen.«
    »Das scheint bei dieser Art Geschäft überhaupt das
Wichtigste zu sein, zum richtigen Zeitpunkt auszusteigen. Wie bei allen
kriminellen Aktivitäten«, warf Batschkapp ein. »Der sammelt jetzt Häuser und
Kneipen wie andere Briefmarken.«
    Batschkapp war kurz davor, einen Vortrag über die Gier
der Reichen und die Korrumpierung der Politiker zu halten.
    »Bist ein echter Wutbürger, Batschkapp«, sagte Gucki
mit ironischem Unterton. »Verständlich ist es ja. Was macht eigentlich dein
Ärger mit der Polizeibehörde, Robert? Du bist ja auch zu so einer Art Wutbürger
geworden.«
    Mayfeld schüttelte unwillig den Kopf. »Ich bin nicht
wütend, Gucki. Das klingt mir zu sehr nach Krawall, ist zu richtungslos. Ich
bin zornig. Der Zorn gibt einem die Kraft, sich der Wucht des Bösen
entgegenzustellen, hab ich irgendwo gelesen. Ich finde, das stimmt.«
    »Und wie sieht es mit dem Ärger in deiner Behörde
aus?«, hakte Zora nach.
    Mayfeld zuckte mit den Schultern. »Den bekommt man
hierzulande eben, wenn man den Mund aufmacht. Dass ich dagegen protestiert
habe, wie meine Kollegen in Stuttgart dazu missbraucht wurden, aufgebrachte
Bürger niederzuknüppeln, hat einige Leute ziemlich wütend gemacht.
Nestbeschmutzung nennen das diese angeblichen Saubermänner. Und was das
Disziplinarverfahren wegen der Demo in Stuttgart betrifft, da bin ich sehr
gespannt, was man mir genau vorwirft und welche Beweismittel man vorlegt. Das
kann eine interessante Auseinandersetzung über die Verhältnismäßigkeit
polizeilicher Maßnahmen werden. Ich werde das ganze Theater überleben,
innerhalb oder außerhalb der Polizei. Ich hoffe, innerhalb.«
    »In Stuttgart verschleudert die Bahn Milliarden für
einen Bahnhof, den keiner braucht, und hier hat sie kein Geld, um uns Bürger
vor dem Lärmterror zu schützen.« Wie so oft hatte Batschkapp recht, auch wenn
er sich etwas unterkomplex ausdrückte.
    »Man kann froh sein, dass es Polizisten wie dich
gibt«, warf Zora ein.
    »Die können dir doch nicht wirklich etwas anhaben,
bloß weil du deine Meinung gesagt hast und deiner Mutter zu Hilfe geeilt bist.«
Das ironische Lächeln war aus Guckis Gesicht gewichen. Er schien besorgt zu
sein.
    »Ich hoffe nicht«, beruhigte Mayfeld den Freund. »Aber
in anderen Ländern wäre das Kesseltreiben schlimmer.«
    »Meinst du jetzt zentralasiatische Diktaturen?«,
fragte Zora. »Das wäre ein schwacher Trost.«
    Die Freunde quittierten Zoras Bemerkung mit bitterem
Gelächter.
    »Die Heldin der Woche!«, rief Trude in den Trubel
hinein.
    Julia war aus der Küche gekommen und ließ sich von
ihren Gästen feiern.
    »Die müde Heldin«, meinte sie und stellte ihrem Mann
einen Teller Wildschweinlasagne auf den Tisch. Sie gab ihm einen Kuss auf die
Wange und

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