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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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dafür zu sorgen, dass das
Haus komplett leer geräumt wird. Das Anwesen ist eine der Immobilien, die mein
Vater erworben hat, ohne sich genau zu überlegen, welche Rendite bei der
Investition abfällt. Die Mühle soll verkauft werden.«
    »Gibt es schon einen Käufer?«
    Hochstätter schaute Mayfeld irritiert an.
    »Interessieren Sie sich für das Objekt?«
    »In Mordermittlungen interessiert sich die Polizei für
alles«, antwortete Mayfeld und versuchte, möglichst verbindlich zu klingen.
    Hochstätter lächelte ebenso verbindlich. »Nein, einen
Käufer gibt es noch nicht.«
    »Und dennoch lassen Sie das Haus leer räumen?«
    »Verkaufspsychologie, Herr Kommissar. Ich werde es
auch noch renovieren lassen, wo das nötig ist. Häuser, die einen aufgeräumten
und gefälligen Eindruck machen, verkaufen sich besser.«
    Davon verstand Mayfeld nichts. Aber es klang
plausibel, was Hochstätter da sagte.
    »Wie wurde die Mühle zuletzt genutzt?«
    »Ich habe sie gelegentlich für Feiern benutzt. Aber
ich habe hier auch schöne Räumlichkeiten. Genau genommen steht die Mühle seit
Jahren leer. Deswegen will ich sie ja verkaufen.«
    »Wer wusste, dass Mertens dort zu tun hatte?«
    »Eine ganze Menge Leute. Ich, meine Sekretärin, die
Leute von der Entrümpelungsfirma, seine Frau und alle, denen es einer von denen
oder er selbst erzählt hat.«
    Das führte vermutlich nicht weiter. Wer Mertens hatte
töten wollen, hatte herausfinden können, wo er sich aufhielt. Kurz überlegte
Mayfeld, wie das wohl Sebastian Fromm gelungen sein sollte.
    »Wer kümmert sich jetzt um Frau Mertens?«, fragte
Hochstätter.
    Mayfeld zuckte mit den Schultern. »Sie wollte keine
Hilfe.«
    Hochstätter schüttelte den Kopf. »Und das glauben
Sie?«
    Mayfeld hatte den Eindruck, dass Hochstätter ihn
ablenken wollte. »Wo waren Sie gestern Nachmittag und Abend?«, fragte er.
    »Ist Mertens zu der Zeit gestorben?«
    Wenn Mayfeld sich richtig an das erinnerte, was er
über die Entwicklung der Leichenstarre gelernt hatte, musste das der Zeitraum
sein.
    »Versuchen Sie bitte ohne Gegenfrage zu antworten,
Herr Dr. Hochstätter«, antwortete er.
    »Ich war ab dem Nachmittag in Frankfurt und bin erst
spät in der Nacht zurückgekommen. Brauchen Sie Zeugen, die das bestätigen
können?«
    Mayfeld bat um ein paar Namen und Telefonnummern.
»Kennen Sie Kevin Möller?«, fragte er sein Gegenüber dann.
    Hochstätter überlegte, er machte den Eindruck,
wirklich nachzudenken. »Ist das der ehemalige Pflegesohn von Mertens?«
    Mayfeld nickte.
    Hochstätter dachte wieder eine Weile nach. »Der hat
mich vor ein paar Tagen angerufen. Meine Mobilnummer hatte er von Mertens. Er
wollte einen Job als Fahrer. Ich fahre aber ganz gerne selbst.«
    »Er hat Sie am Mittwoch siebenmal auf Ihrem Handy
angerufen«, präzisierte Mayfeld.
    »Ihre Informationen scheinen genauer zu sein als meine
Erinnerungen«, erwiderte Hochstätter kühl.
    »Sie haben doch nicht sieben Telefonate gebraucht, um
ihm klarzumachen, dass Sie keinen Job für ihn haben.«
    »Er war hartnäckig und letztlich auch erfolgreich. Ich
brauche ab und zu einen Fahrer für Besucher und Geschäftsfreunde oder als Boten
für geschäftliche Unterlagen. Ich habe dem jungen Mann Mertens zuliebe einen
Job als Mädchen für alles angeboten, probeweise für ein halbes Jahr.«
    Mayfeld glaubte Hochstätter kein Wort. »Und damit
beschäftigen Sie sich abends, weit nach Büroschluss? Mit der Einstellung von Dienstboten?«
    Ein Kälteeinbruch erreichte Hochstätters Gesicht und
Stimme. »Ich beantworte Ihre Fragen wahrheitsgemäß. Wenn Sie daran Zweifel
haben, dürfte unser Gespräch keinen Sinn mehr machen. Ich frage mich
allerdings, womit ich diese Zweifel verdient habe.«
    »Das kann ich Ihnen sagen, Herr Dr. Hochstätter.
Ich habe Sie am Donnerstag nach Kevin Möller gefragt. Sie behaupteten, der Name
sage Ihnen nichts, obwohl sie nur einen Tag zuvor siebenmal mit dem Mann
telefoniert haben. Was soll ich denn da anderes tun, als ins Zweifeln zu
kommen?«
    »Sie haben mir vier oder fünf Namen genannt. Ich habe
mir nur den von Frau Holler gemerkt. Bei den anderen habe ich wohl nicht
richtig zugehört. Das tut mir aufrichtig leid.«
    Er schenkte Mayfeld ein eisiges Lächeln.
    Es war spät am Tag geworden. Die Sonne schickte
sich an, irgendwo hinter Bingen, vielleicht unterhalb der Loreley, im Rhein zu
versinken. Die Schatten wurden länger und blasser, und der Himmel färbte sich
rot. Mayfeld war allein zu Hause. Er

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