Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
Vom Netzwerk:
Kloster Eberbach von der
Landstraße ab, am Parkplatz nahm er den Waldweg, der oberhalb des Klosters an der
Klostermauer entlang in den Wald hineinführte. Er fuhr am aufgelassenen
Friedhof der ehemaligen Irrenanstalt vorbei und passierte einige Minuten später
die Ferienhaussiedlung Gaisgarten.
    Schließlich hatte er sein Ziel erreicht. In der
Düsternis der hereinbrechenden Nacht erkannte er drei eng zusammenstehende
Häuser, die auf Mayfeld wirkten, als suchten sie Schutz beieinander. »Waldhaus
Kisselmühle seit 1174«, entzifferte er das Schild vor einem Fachwerkhaus.
    Er klingelte, niemand meldete sich. Beim Nachbarhaus
hatte er genauso wenig Glück. Er ging durch den mit Buchsbäumen bestandenen
Vorgarten zu dem Holzhaus im Hintergrund. Auch dort reagierte niemand auf sein
Klingeln und Klopfen. Er kehrte zu seinem Wagen zurück. Direkt neben dem Volvo
entdeckte er ein Schild: »Zu den Lamas 300 Meter nach oben und links
halten«.
    Er beschloss, die Strecke zu Fuß zu gehen. Nach ein
paar Minuten schien es ihm, als ob er unten im Tal, zwischen den Bäumen, ein
Gebäude sehen würde. Der Waldweg stieg sacht den Hügel aufwärts, um dann in
einem Bogen Richtung Talgrund zu führen.
    Alles war still. Die Konturen des Gebäudes wurden
deutlicher. Es handelte sich um einen Stall mit den Ausmaßen einer Reithalle.
Der Weg führte abwärts zu einer Brücke über den Kisselbach. Links des Weges ließ
Mayfeld ein windschiefes Gebäude liegen, das aus Bruchsteinen und gebrannten
Ziegeln zusammengestoppelt war, rechts einen Totempfahl und ein Tipi.
    Der Weg bog um die Ecke und führte nun direkt auf den
Stall zu. Eine Lampe an dem windschiefen Gebäude beschien das Gelände vor dem
Stall, das von einem großen alten Baum beherrscht wurde, um dessen Stamm die
Schatten kleiner, flinker Nagetiere huschten.
    Als er in die Nähe des Stalls kam, hörte er schwache
Geräusche aus dessen Inneren kommen. Die Türen an der Längsseite des Gebäudes
waren geöffnet und führten auf Paddocks. Fast lautlos erschienen in den schwach
beleuchteten Türen die wuscheligen Köpfe und wolligen Körper von Lamas und
Alpakas, Dromedaren und Trampeltieren. Die Tiere starrten ihn neugierig an.
    Mayfeld ging zum Eingang des Stalls, betrat ihn durch
den schmalen Spalt, den eine Schiebetür offen gelassen hatte. Der Raum war mit
Baugittern in unterschiedliche Abteilungen unterteilt, die Lamas und Alpakas,
die Mayfeld im schwachen Licht erkennen konnte, drängten sich ängstlich an die
Außenwände des Stalls. Hinten, gegenüber dem Eingang, türmten sich Heuballen.
Davor lagen drei reglose Gestalten.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich. Im selben Moment
traf ihn ein heftiger, stechender Schmerz zwischen den Schulterblättern. Er
hatte vorher nicht geahnt, dass es solche Schmerzen überhaupt gab. Er fiel nach
vorn, ohne jegliche Gegenwehr schlug sein Kopf auf dem Betonfußboden auf.
    Als er wieder zu sich kam, spürte er etwas Süßes im
Mund, aus seiner Nase rann eine warme Flüssigkeit. Er versuchte aufzustehen.
Kein einziger seiner Muskeln gehorchte ihm. Überall im Körper herrschte eine
fiebrige und nervöse Gelähmtheit, eine Art feurigen Kribbelns, das jegliche
Bewegung unmöglich machte.
    »Ich habe eine extra hohe Stromstärke eingestellt,
Robert. Die nächsten Minuten bist du gelähmt. Du kannst dir die Anstrengung
also sparen.«
    Der Mann mit dem Elektroschocker, das immerhin fiel
Mayfeld sofort ein. Die Stimme des Mannes kannte er, er kannte sie sogar sehr
gut. Gleich musste ihm der Name des Mannes einfallen.
    Der Mann packte seine Hände und umwickelte sie mit
etwas, dasselbe machte er mit seinen Füßen. Dann drehte er ihn um wie einen
Sack Kartoffeln und grinste ihm ins Gesicht.
    »Kennst du ein Märchen, in dem ein großes Feuer
vorkommt, in dem Mensch und Tier verbrennen?«, fragte Burkhard. »Ich weiß noch
gar nicht, was ich den Kollegen morgen am Telefon sagen soll. Ach so!« Burkhard
hielt sich die Hand vor den Mund, als ob ihm plötzlich etwas einfiele. »Du
kannst ja gar nicht reden. Die Wirkung der hunderttausend Volt dieses
Zauberstabs.«
    Er hielt Mayfeld den Elektroschocker unter die Nase.
»Wenn du später anfangen solltest herumzuschreien, bekommst du den noch mal zu
spüren.«
    Erinnerungsfetzen jagten durch Mayfelds Hirn: die
Überraschung, als er Burkhard am Sonntag in der Praxis von Holler angetroffen
hatte, obwohl er ihn noch im Urlaub wähnte; Burkhard, der am Montag in der
Morgenbesprechung den USB -Stick in der

Weitere Kostenlose Bücher