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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Hand
hielt, auf dem alle interessanten Daten verschwunden waren; Burkhard, der die
Lachners mit keinem Wort nach Holler gefragt hatte und der am darauffolgenden
Tag überraschenderweise vor Kevins Wohnung aufgetaucht war, der die Vernehmung
Kevins dazu genutzt hatte, dessen Wohnung auszukundschaften. Der den Verdacht gegen
Sebastian Fromm immer wieder geschürt hatte.
    Burkhard zog sich einen Schemel heran und setzte sich
so, dass er Mayfeld genau im Blick hatte.
    »Du warst so leicht zu täuschen«, sagte er. »Kaum
dachtest du, einen neuen Verbündeten gegen diesen Streber von Staatsanwalt auf
deiner Seite zu haben, hat dein Verstand ausgesetzt.« Ein selbstgefälliges
Grinsen huschte über sein Gesicht.
    Mayfeld bemerkte, dass er seine Hände wieder rühren
konnte. Langsam und vorsichtig bewegte er die gefesselten Handgelenke gegeneinander.
Es war zum Glück kein Klebeband, mit dem Burkhard ihn gefesselt hatte, sondern
irgendeine Art Kordel. Hoffentlich redete der Mistkerl noch eine Weile weiter.
    »Du willst bestimmt wissen, warum das alles passiert
ist«, fuhr Burkhard fort.
    Am besten antwortete er jetzt nicht. Sein Gegner
sollte nicht merken, dass er seine Bewegungsfähigkeit allmählich wieder
zurückgewann.
    »Alles begann damit, dass Mertens die Nerven verloren
hat. Nein, falsch. Alles begann damit, dass Mertens uns vor zehn Jahren gefilmt
hat, als wir es den kleinen Ludern besorgt haben, Annika und Marie. Der Idiot
hat das Video auf seinem Computer gespeichert, ohne unsere Gesichter zu
verpixeln, und Kevin, die Ratte, hat den PC seines Alten Jahre später gehackt und das Video runtergeladen.«
    Mayfeld drehte die Handgelenke hin und her. Die Kordel
schnitt ihm ins Fleisch, aber sie lockerte sich allmählich. Burkhard war zu
sehr damit beschäftigt, seinen Triumph auszukosten, als dass er Mayfelds
Bewegungen bemerkt hätte.
    »Dann kam die kleine Irre auf die Idee, zu einer
Therapeutin zu gehen. Die hat Annika wohl eingeredet, sie sei in ihrer Kindheit
sexuell missbraucht worden.« Das Schwein lachte hämisch. »Na gut, eingeredet
trifft es vielleicht nicht ganz. Beim weiteren Fortgang der Dinge muss ich ein
bisschen improvisieren und Vermutungen anstellen, aber dafür hast du ja
Verständnis, Robert.«
    Mayfeld bog die Finger nach innen und bekam den Knoten
der Kordel zu fassen. Erst mit den Fingern der einen Hand, dann mit beiden
Händen. Aber durch die Bewegungen, mit denen er die Fesselung gelockert hatte,
hatte er den Knoten umso fester zugezogen.
    »Annika muss Kevin gefragt haben, ob er eine Ahnung
hat, was damals passiert ist. Kevin hat ihr vermutlich eine Kopie des Videos
gegeben und sie ihm den Tipp, dass wir Ähnliches mit ihren Nachfolgerinnen
Alina und Janine veranstalten. Es wäre die Aufgabe von Mertens gewesen, so
etwas zu verhindern.«
    Mayfeld hatte die Schlingen des Knotens mit den
Fingerspitzen zu fassen bekommen. Behutsam begann er, den Knoten zu lockern.
    »Zum Glück ist sie ein ziemlich versoffenes Stück
Scheiße und kann ihr Maul nicht halten. Sie hat Mertens von dem Video erzählt.
Sie hat gedroht, ihn fertigzumachen, und mit ihrer Therapeutin, die über alles
Bescheid wisse und eine Kopie des Videos habe, geprahlt. Sie dachte, Mertens
wüsste nicht, wer die Therapeutin ist, und hielt sich selbst dadurch für
unverwundbar. Einmal vergisst die Schlampe ihre Paranoia, und schon bricht es
ihr das Genick.«
    Burkhard lachte heiser.
    Der Knoten war auf. Mayfeld zog an der Kordel und
streifte sie von seinen Handgelenken ab.
    »Doch dann kam mein Freund Oliver ins Spiel. Frau Dr. Holler
hat ihn angerufen, weil sie besorgt um das Schicksal der kleinen Janine und der
kleinen Alina war. Oliver hat Mertens angerufen, und der konnte sich nun
ausrechnen, wer die Therapeutin von Annika war. Mertens wollte die Probleme
beseitigen, die er sich und uns eingebrockt hatte. Er wusste, dass er sonst
Ärger mit mir bekommen würde. Der Idiot hatte Angst vor mir und hat deswegen auf
eigene Faust gehandelt. Er hat versucht, Annika zu vergiften. Sogar das hat er
vermasselt. Weil irgendwelche blöden Freunde zu Besuch kamen, hat er auf die
Schlampe nicht richtig aufgepasst und konnte so nicht verhindern, dass Marie
Annika gerettet hat. Immerhin hat er zuvor Holler zum Schweigen gebracht.«
    Mayfelds Problem waren seine Füße. Sie waren immer
noch gefesselt, und er kam an sie nicht heran, ohne dass Burkhard das bemerkt
hätte. Wenn es zum Kampf käme, wären die gefesselten Füße der

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