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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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überrascht von der Nachricht, auch nicht betroffen.
    »Das weiß ich noch nicht. Sie haben ihr einen
unfreundlichen Brief geschrieben, man könnte sagen, er hatte einen drohenden
Unterton. Sie hat ihn aufgehoben, und wir haben ihn gefunden.«
    »Was für ein Brief?«
    Sie blieben stehen. Mayfeld holte eine Kopie des
Briefes aus seinem Jackett und las den Text vor. »Er endet mit: ›Ich hasse
dich, ich hasse dich auf ewiglich.‹« Er gab Schneider die Kopie.
    Der las das Schriftstück noch einmal durch und grinste
Mayfeld anschließend breit an. »Und dieses Liebesbriefchen soll von mir sein?
Es ist nicht unterschrieben. Mehr haben Sie nicht in der Hand, Herr Kommissar?«
Er spuckte wieder aus. »Die Bullen sind auch nicht mehr das, was sie mal
waren.«
    »Ich habe nicht verstanden, was Sie Frau Holler
eigentlich vorwerfen.«
    Schneider lachte höhnisch. »Der gute Bulle. Immer
einfühlsam und um Verständnis bemüht. Die Masche zieht bei mir nicht, Mayfeld.«
    Mayfeld wiederholte seine Frage. Bei seinem
ausgeprägten Mitteilungsbedürfnis würde Schneider sich nicht allzu lange mit
einer Antwort zieren.
    »Der das geschrieben hat, der hat nicht ganz unrecht.«
Schneider fuchtelte mit der Kopie des Briefs vor Mayfelds Gesicht herum. »Sie
ist eine Heuchlerin. Als sie noch in Aulhausen gearbeitet hat, hat sie mir
versprochen, ich könnte mich immer an sie wenden, wenn ich Probleme hätte, sie
wäre immer für mich da. Und dann ist sie einfach gegangen. Ich habe alle ihre
Auftritte besucht, wollte mit ihr reden. Aber sie hatte keine Lust dazu, ich
war der feinen, kultivierten Dame nicht gut genug. Hat mich auf ihre
Sprechstundenzeiten in der Praxis verwiesen. Verdammte Nutte. Wollte Geld
dafür, dass sie mit mir redet.«
    »Das ist ihr Beruf«, wandte Mayfeld ein.
    »Sag ich doch«, brummte Schneider. »Verdammte Nutte.«
    »Kannte sie Ihren Hang zu kleinen Mädchen?«
    Schneider schwieg.
    »Wollte sie deswegen nichts mit Ihnen zu tun haben?«
    Schneider begann, den Weg zurückzulaufen. »Sie war
sich zu fein für jemanden wie mich. Der nicht mehr als einen
Hauptschulabschluss geschafft hat. Mit meinen Vorlieben beim Sex hat das gar
nichts zu tun gehabt. Ich bin vielseitig. Sie wäre mir nicht zu alt gewesen.«
Er grinste anzüglich und beschleunigte seinen Schritt.
    »Bleiben Sie gefälligst einen Moment stehen«,
herrschte Mayfeld ihn an. Schneider gehorchte, seinem Mienenspiel nach mit
äußerstem Widerwillen. »Haben Sie den Brief geschrieben?«
    »Nein.«
    »Wo waren Sie Freitagnacht?«
    »Ich glaub es nicht! Sie wollen mir tatsächlich das
mit der Holler anhängen?«
    »Beantworten Sie einfach meine Frage.«
    »Ich war am Weinprobierstand in Rüdesheim, an dem
großen Parkplatz in der Nähe des Rheinufers. Bis in die Nacht. Das können Sie
nachprüfen.«
    »Bis wann genau?«
    »Zwei Uhr, halb drei.«
    »Und danach?«
    »Bin ich nach Hause gelaufen. Ich war breit wie eine
Autobahn.«
    »Wären Sie mit einem DNA -Test
einverstanden?«
    »Vergiss es. Tschüss, Mayfeld!«
    Schneider wollte zur Gruppe seiner Kollegen zurück.
Mayfeld hielt ihn einen Moment an der Schulter fest.
    »Lass mich los«, fauchte Schneider.
    »Melden Sie sich morgen früh im Präsidium in
Wiesbaden. Ich möchte Ihre Aussage protokollieren. Und wir brauchen eine
Schriftprobe von Ihnen.«
    »Immer zu einer kleinen Schikane aufgelegt, was?«
Schneider schob Mayfelds Hand weg und entfernte sich.
    Ein armes Schwein, dachte Mayfeld. Aber eben nicht nur
arm, sondern auch ein Schwein.
    Mayfeld fuhr durch den herbstlich gefärbten Wald
zum Jugendamt des Rheingau-Taunus-Kreises. Es war im Kreishaus in Bad
Schwalbach untergebracht, einem fünfstöckigen Gebäudekomplex, der auf der
grünen Wiese zwischen der Bäderstraße und der kleinen Kurstadt im Taunus stand.
    Er stellte seinen Wagen auf dem Parkdeck vor dem
Kreishaus ab und ging die Treppe zum Hauptgebäude hoch. Am Eingang machte ein
Plakat auf eine Ausstellung des Künstlerkreises Johannisberg aufmerksam. »Alles
in Rot« war deren Motto. Der Portier wies ihm den Weg zur Treppe und den
Aufzügen.
    In der kleinen Eingangshalle hingen in dichter Folge
Bilder, deren gemeinsames Motto unschwer zu erkennen war. Abstrakte Gemälde
wechselten sich mit Landschaftsbildern und Porträts ab. Vor einem der Werke,
direkt vor dem Treppenhaus, hatten sich einige Behördenmitarbeiter versammelt
und diskutierten lebhaft.
    »Eine Geschmacklosigkeit sondergleichen«, empörte sich
eine Frau mittleren Alters. Sie

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