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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Widerlinge. Der Alte denkt bloß an Kohle
und Karriere, sie ist so eine Tussi, die immer in Designerklamotten rumläuft.
Rede doch selbst mit ihnen, dann merkst du schon, was das für Arschlöcher
sind.«
    Seit Annika wusste, dass er nicht wegen einer
Zwangseinweisung in die Psychiatrie gekommen war, war ihre Freundlichkeit
verflogen. Eine hübsche Frau mit einer hässlichen Ausdrucksweise. Aber Mayfeld
schien es geraten, freundlich zu bleiben.
    »Ich habe schon mit ihnen geredet. Im Moment scheinen
sie vor allem besorgt um den Verbleib ihrer Tochter zu sein. War Marie am
Samstag bei Ihnen?«
    Annika überlegte eine Weile. Zu lange, fand Mayfeld.
    »Ich kann mich nicht erinnern, was in der Zeit,
nachdem ich die Tabletten genommen habe, passiert ist. Ich glaube nicht, dass
Marie bei mir war. Aber am Wochenende davor hat sie mich bestimmt besucht.«
    Eine Amnesie nach Tablettenintoxikation war nicht ganz
selten. Dass Zeugen sich bei der Polizei nicht erinnern wollten, kam allerdings
viel häufiger vor.
    »Wir wissen, dass Marie Lachner zu einer
Psychotherapeutin ging, Frau Dr. Holler. Kennen Sie die?«
    »Frag doch die Holler, ob sie mich kennt«, raunzte
Annika Möller.
    »Das geht nicht mehr. Frau Holler wurde am Sonntag tot
in ihrer Praxis aufgefunden. Sie wurde ermordet.«
    Annika schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Eine
Weile sagte sie nichts mehr. Erst starrte sie ins Leere, dann wurde ihr Blick
unstet, sie schien fieberhaft zu überlegen, wie sie sich weiter verhalten
sollte.
    »Und was hat das mit meiner Freundin oder mit mir zu
tun?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    »Marie ist am selben Tag verschwunden, an dem Frau
Holler ermordet wurde, und Sie haben an dem Tag einen Selbstmordversuch
unternommen. Da kann man schon auf die Idee kommen, nach Zusammenhängen zu
suchen.«
    »Verstehe.« Für einen Augenblick grinste Annika
schief. »Ihr habt keine Ahnung und stochert im Nebel.« Dann verfinsterte sich ihre
Miene wieder. »Du willst diese Scheiße doch nicht Marie anhängen? So blöd
kannst du doch nicht sein. Die ist vierzehn! Oder willst du am Ende mich
beschuldigen? Scheiße, ich brauch eine Flippe. Hast du mal eine Flippe für
mich?«
    Mayfeld schüttelte den Kopf.
    »Hab es mir abgewöhnt. Wollen Sie ein Weingummi? Macht
mein Schwager aus eigenem Wein.« Er kramte eine Tüte aus seinem Jackett und
reichte sie Annika. »2009er Eltviller Langenstück, Weingummi vom Riesling.«
    Annika starrte ihn an, als sei er nicht ganz bei
Trost.
    »Ich dachte, ich bin hier die Verrückte.« Sie nahm
eine Handvoll Weingummis und steckte sich alle wie ein Kleinkind in den Mund.
»Hoffentlich sind die nicht vergiftet«, bemerkte sie kichernd.
    »Kannten Sie Frau Holler?«
    »Kann ich noch ein paar von den Weingummis haben?«
    Mayfeld gab ihr die Tüte noch einmal. Sie leerte sie
und steckte den gesamten Inhalt in den Mund.
    »Meine Freundin hat mir von ihr erzählt. Was habe ich
mit der Sache zu tun?«
    Für einen Moment glaubte Mayfeld, etwas Vertrauen bei
der Frau, die sich nicht zwischen Vamp und Kleinkind entscheiden konnte,
gewonnen zu haben.
    »Wir suchen den Mörder von Frau Holler. Vielleicht
wissen Sie etwas, das uns weiterhilft.«
    Annikas Gesicht verhärtete sich wieder. »Die Polizei
hat mir noch nie geholfen, warum sollte ich ihr helfen?«, giftete sie den
Kommissar an.
    »Damit der Mörder möglichst bald hinter Gitter kommt.«
    Annika lachte schrill. Sie steigerte sich immer mehr
in eine Art Hysterie hinein. Für Mayfeld war es schwer zu unterscheiden, was davon
echte Panik war und was gespielt.
    »Die Polizei, dein Freund und Helfer«, kreischte die
junge Frau. »Die Polizei, Streiterin für Recht und Gerechtigkeit. Den Scheiß
soll ich dir glauben? Ihr seid doch alles korrupte Schweine.« Sie nahm ihr
Kopfkissen und warf es nach Mayfeld. »Hau ab! Sonst schreie ich und sage allen,
dass du mich sexuell belästigt hast.«
    Sie zerrte am Oberteil ihres Pyjamas. Ein paar Knöpfe
rissen ab, ihre weißen Brüste kamen zum Vorschein.
    »Kannst du mit dem Theater vielleicht aufhören?«,
fragte Mayfeld schroff. »Ich will dir nichts anhängen, und ich halte dich nicht
für verrückt. Ich glaube, dass dich die Nachricht von Frau Hollers Tod
überrascht hat und dass es dir was ausmacht, dass sie tot ist. Vor allem habe
ich den Eindruck, dass du verdammt viel Angst hast. Damit würde ich an deiner
Stelle nicht allein bleiben.«
    »Verpiss dich!«, schrie Annika.
    Die Tür wurde aufgerissen.
    »Das ist hier ein

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