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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Treppenhaus. Der Rentner im Morgenmantel hatte sich einen Klappstuhl
und eine Thermoskanne besorgt und seine Position an der Eingangstür
eingenommen.
    »Und, alles im Blick?«, fragte Mayfeld.
    Der Alte nickte bedächtig. Er stellte sich als Hans
Krause vom Erdgeschoss vor. Er lebte in der Wohnung direkt über Kevin Möller.
    »Ist nicht viel los hier, normalerweise. Da bin ich
für jede Abwechslung dankbar. Besonders, seit meine Grete verstorben ist.
Stellen Sie ruhig Ihre Fragen, Herr Kommissar.«
    »Ist Ihnen in der letzten Zeit hier im Haus etwas
aufgefallen?«
    »Was hat er denn ausgefressen, der Möller?«
    »Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich die Fragen
stelle.«
    Krause schaute einen Moment beleidigt, dann fügte er
sich der übergeordneten Autorität. »Das war früher mal eine bessere Gegend. Die
Nähe zu den Hochhäusern am Schelmengraben tut uns nicht gut. Solche Leute wie
der Möller hätten hier früher nichts zu suchen gehabt.«
    Früher war alles besser. Nur diese Klage, die war
schon immer gleich gewesen, dachte Mayfeld. Früher waren die Alten, die diese
Klage erhoben, jünger gewesen. Vielleicht war es das, was für sie besser
gewesen war.
    »Ist Ihnen gestern etwas aufgefallen?«
    Krause goss sich Kaffee in seinen Humpen, schlürfte
einen Schluck und verzog das Gesicht.
    »Den hat Grete besser gemacht«, bemerkte er
verdrießlich.
    Mayfeld holte tief Luft, aber er beherrschte sich.
Bevor er zu einer freundlichen Frage ansetzen konnte, fuhr Herr Krause aus dem
Erdgeschoss mit seiner Aussage fort.
    »Ob mir etwas aufgefallen ist? Lassen Sie mich mal
überlegen, Herr Kommissar.« Der Alte genoss seinen Auftritt und schien jede
Sekunde auskosten zu wollen. »Ich weiß ja nicht, ob der Herr irgendetwas
gearbeitet hat, eine regelmäßige Arbeit war das auf jeden Fall nicht. Er hat
lang geschlafen, ging mittags erst raus, ab und zu hat er ein Mädchen
mitgebracht, aber immer ein anderes. Na ja, wenigstens hat er keinen Krach
gemacht. Das Haus ist nämlich hellhörig. Wollen Sie eigentlich auch einen
Kaffee? Dann hol ich Ihnen eine Tasse.«
    Mayfeld bedankte sich höflich und lehnte ab. »Was war
gestern?«
    »Eigentlich war alles wie an den anderen Tagen auch.
Der Herr ging um die Mittagszeit weg und kam in der Nacht nach Hause.«
    »Hatte er gestern Besuch? Sie sagten, das Haus sei
hellhörig.«
    »Mittags waren zwei Männer da. Ich habe sie nur von
hinten gesehen, als sie das Haus wieder verließen. Das war gegen ein Uhr
mittags. Sie waren vielleicht eine halbe Stunde bei ihm. Das waren vermutlich Komplizen.«
    »Komplizen?«
    »Der hat doch Dreck am Stecken.« Der Alte blinzelte
ihm zu.
    Mayfeld erinnerte sich. Die Besucher waren Burkhard
und er gewesen. »Gab es gestern sonst noch etwas Auffälliges?«, fragte er.
    »Eine Stunde später hat Möller das Haus verlassen.«
    »Und haben Sie gestern sonst noch etwas bemerkt?
Etwas, das anders war, als an all den anderen Tagen? Es muss nichts Besonderes
gewesen sein.«
    »Eine Stunde später kam ein Paketdienst und brachte
eine Sendung für Frau Meier aus dem zweiten Stock. Das ist die junge Frau mit
dem Baby. Der Fahrer blieb eine halbe Stunde oben.« Krause blinzelte wieder.
»Ein kräftiger junger Mann, hat ihr wahrscheinlich beim Auspacken geholfen.
Kurz vor fünfzehn Uhr ist er wieder gegangen. Und dann war noch der Heizungsmonteur
da, zur routinemäßigen Wartung der Zentralheizung.«
    »Wo ist die Heizung?«
    Der Alte wies nach unten. »Na, im Keller, wo sonst?«
    Mayfeld nickte, an der Tür gegenüber Möllers Wohnung
hatte er ein Schild mit der Aufschrift »Heizung« gesehen.
    »Wann war der Heizungsmonteur da?«
    »Er ist um drei gekommen und um vier gegangen.«
    »Und Sie haben ihn reingelassen?«
    Der Alte nickte. »Und hinter ihm abgeschlossen, als er
wieder gegangen ist.«
    »Haben Sie Herrn Möller gehört, als er nach Hause
gekommen ist?«
    »Mir war so, als ob ich um dreiundzwanzig Uhr etwas
gehört hätte. Aber ich habe ferngesehen. In irgendeinem dritten Programm lief
ein ›Tatort‹. Haben Sie den gesehen? Laufen ja fast nur noch Krimis im
Fernsehen. Aber wenn man damit beruflich zu tun hat, will man sich vermutlich
nicht auch noch in der Freizeit damit beschäftigen, stimmt’s?«
    Mayfeld nickte geduldig und bat Krause fortzufahren.
    »Eine halbe Stunde später kam es mir wieder so vor,
als ob ich unten was gehört hätte. Aber da lief der ›Tatort‹ immer noch. Eine
halbe Stunde später hab ich wieder was gehört. Da ist

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