Frau Paula Trousseau
vollkommene Glück, nach dem ich mich seit meiner Kindheit sehnte, hatte ich ein einziges Mal erlebt, und das auch nur einen winzigen Moment lang, in jenen Tagen mit Sebastian, an den ich noch heute denke. Aber auch wenn alle anderen Beziehungen mich nicht glücklich gemacht hatten, es war völlig undenkbar, das so sehr ersehnte Glück bei einer Frau zu suchen.
Katharina drehte den Kopf zu mir, für einen Moment öffneten sich die Augen, aber sie schien mich nicht zu sehen, die Lider fielen langsam wieder zu, sie schlief noch immer fest. Für einige Sekunden schnarchte sie leise, dann atmete sie ganz tief, das Schnarchen hörte auf, sie drehtesich zur anderen Seite, um sich gleich darauf wieder zurückzurollen. Ihr Nachthemd war verrutscht und hatte eine Brustwarze entblößt, ein Teil der Bettdecke lag zwischen ihren Oberschenkeln, ein Bein lag auf der Decke, der nackte Hintern war zu sehen und der Ansatz ihrer Schambehaarung.
Nein, sagte ich lautlos zu ihr und lächelte sie dabei an, plump sind deine Brüste keineswegs, sie sind kein dummes Fleisch. Du hast eine sehr schöne Brust, die die Männer aufregt, und das weißt du genau, du kleines Luder. Erzähle mir nicht, du hättest arglose Brüste.
Sehr langsam beugte ich mich über sie und hauchte, ohne sie zu berühren, einen Kuss auf ihre Brustwarze. Kathi schlief reglos weiter, und ich lächelte. Dann beugte ich mich weit über sie und hauchte einen Kuss auf den entblößten Hintern und danach auf die kleine Falte, die sich zwischen dem Oberschenkel, dem Bauch und dem Venushügel gebildet hatte. Ich zuckte zurück, als habe ich mich verbrannt, und kroch vorsichtig unter die Bettdecke zurück.
Katharina erwachte stöhnend, als der Wecker klingelte. Als sie mich sah, strahlte sie und streichelte mit den Fingerspitzen meine Wange.
»Heute ist dein großer Tag«, sagte sie, »ich weiß, du hast es ihnen gezeigt.«
Dann sprang sie mit einem Satz aus dem Bett und rannte in die Küche, um sich zu waschen, einen Bademantel überzuziehen und das Frühstück zu machen.
»Bist du sehr aufgeregt?«, fragte sie, da ich nur eine halbes Brötchen gegessen und mir bereits die zweite Zigarette am Tisch angezündet hatte.
»Ja«, sagte ich heiser, »ich muss schon wieder auf die Toilette. Wahrscheinlich werde ich aufs Klo gehen müssen, wenn ich aufgerufen werde.«
»Du hast es doch geschafft«, erwiderte Katharina und strahlte mich an.
»Was ist denn?«, fragte ich, da sie mich unentwegt anlächelte.
»Nichts. Ich freue mich, dass du bei mir bist. Ich habe gern Besuch, und dich habe ich besonders gern.«
Ich fühlte mich unbehaglich. Ich stand auf, um mir den Mantel anzuziehen. Als ich an der Tür stand, die Mappe unter dem Arm, umarmten wir uns, Kathi klopfte mir auf die Schulter und sagte nochmals, dass ich es schaffen werde.
»War es schön?«, fragte sie dann und sah mich an, »hat es dir gefallen?«
Ich wurde flammend rot und geriet in Panik. Meine Augen irrten aufgeregt und ängstlich über Kathis Gesicht.
»Wovon redest du?«
Katharina lächelte und schwieg, und als ich verärgert die Frage wiederholte, sagte sie: »Warst du gern bei mir?«
Ich nickte nur.
»Kommst du nach der Urteilsverkündung nochmal her? Ich bin ab drei Uhr hier.«
»Ich glaube nicht. Ich muss sofort zurück. Du weißt doch, dass mich daheim alle erwarten.«
»Ja, natürlich. Die verschobene Hochzeit. Ich hoffe, dass du auch das gut überstehst. Und jetzt viel Glück in der Hochschule. Ruf mich auf der Arbeit an, sobald du es weißt. Ich bin ganz aufgeregt, Paula. Ich bin so aufgeregt, als hätte ich eine Prüfung. Aber du hast es geschafft, ich bin ganz sicher.«
Wir umarmten uns. Da Kathi mich so fest und lange umarmte, machte ich mich verlegen lächelnd von ihr los. Auf dem Treppenabsatz drehte ich mich noch einmal um. Kathi stand in der offenen Tür, hatte die Hände zuFäusten geballt, um ihre Daumen zu drücken, und schüttelte sie heftig.
»Ich bin bei dir, Paula«, rief sie.
Ihr Bademantel öffnete sich bei der heftigen Bewegung und ließ einen schmalen Streifen ihres Körpers sehen, die Haut zwischen ihren Brüsten, den Bauchnabel, die Schambehaarung. Sie schien es nicht zu bemerken.
6.
Das abschließende Gespräch nach der Prüfungswoche dauerte nur zwölf Minuten. Als ich an der Reihe war und das Zimmer betrat, stand einer der Professoren auf, ein älterer Mann mit wirren roten Haaren, kam hinter dem Tisch hervor und begrüßte mich mit Handschlag. Er sah mich so
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