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Frau Prinz pfeift nicht mehr

Titel: Frau Prinz pfeift nicht mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Scheib
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überrollt.
    »Ich hab da keine Chance«, sagte Berthold resigniert, »wie soll ich die in eine Telefonzelle kriegen, sie hat ja ein Handy,
     und das trägt sie immer bei sich, weil sie |140| ständig Leute anruft, um die Nachbarn auszurichten. Sie hat einen krankhaften Haß auf alles, was nicht bayerisch ist. Ständig
     schreit sie in ihr Handy, daß die Preißn sich aus Nymphenburg schleichen sollen. Das ist ihr
Om mani padme hum
, ihre Gebetsmühle.«
    »Dann paß aber auf«, sagte Wolfgang ernsthaft, »dann paß aber auf, daß die dein Kind nicht vergiftet. Wenn die den ganzen
     Tag auf so ein Wurm einschwallt, lernt der ja nichts anderes.«
    »Mit Ingrid hat sie das geschafft, das ist mir inzwischen klar. Aber mein Kind packt die nicht an, das garantier ich dir«,
     sagte Berthold feierlich.
    Wolfgang nickte bestätigend und goß Berthold nochmals Wein nach. »Ich hätte da noch eine Idee, wie du deine Schwiegermutter
     loswerden könntest.«
    »Erzähl«, sagte Berthold, und die beiden steckten die Köpfe zusammen.

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    »Na – jetzt bist du ja auch endlich von der Straße weg.« So hatte eine Kollegin Ingrid zur Hochzeit gratuliert, und Ingrid
     hatte es großzügig hingehen lassen, obwohl ihr die Bemerkung nicht paßte. Das hörte sich ja an, als habe sie froh sein müssen,
     einen abzukriegen. Insgeheim war Ingrid selber erstaunt, wie steinig der Weg zum Standesamt gewesen war. Das war jetzt aber
     ausgestanden, und Ingrid fühlte sich, eigentlich zum erstenmal nach Mucks Tod, wieder komplett. Sie war jetzt Ehefrau, trug
     einen Doppelnamen, obwohl ihr Papke nicht so sonderlich gefiel, Papke, Papke, na ja, es gabSchlimmeres.
    Vor allem aber war Ingrid schwanger. Erst im dritten Monat, aber sie hätte am liebsten ein Kissen in ihre Röcke gesteckt,
     daß es auch jeder sähe. Sie ließ im Büro alle teilhaben an ihrer morgendlichen Kotzerei, ihr Chef tolerierte das auch einige
     Tage recht gutmütig, aber dann verlangte er, daß man wieder zur Tagesordnung übergehe. |142| Auch die Kolleginnen, bis auf eine selber Mütter, bemühten sich nicht länger als drei Tage um Fürsorglichkeit. Schließlich
     hatten sie alle diesen Zirkus mitgemacht, kein Hahn hatte nach ihnen gekräht, es war auch am besten, man vergaß es. So gingen
     sie einfach darüber hinweg, wenn Ingrid mittels der Schwangerschaft schwächeln wollte.
     
    Berthold, der sich leider nicht sonderlich für Ingrids Zustand interessierte, mußte unbedingt mehr einbezogen werden. Er sollte
     Ingrid zum Gynäkologen begleiten. Alle Väter täten das, behauptete Ingrid. Die Praxis war voll besetzt mit Frauen, schwanger
     oder auch nicht, unter denen Berthold sich ziemlich blöde vorkam, weit und breit war kein werdender Vater zu sehen, und Berthold
     war sofort entschlossen, sich künftig ebenfalls zu verweigern. Der Gynäkologe beschied Ingrid munter und beruhigend, daß alles
     in Ordnung sei, und Ingrid war empört. Der sei unsensibel, da fühle sie sich nicht in guten Händen. Beim nächsten, einer Frau,
     mußte Ingrid auch völlige Ignoranz ihrer besonderen Situation gegenüber |143| feststellen, beim dritten Arzt streikte Berthold, und Ingrid ging schmollend allein hin. Da habe er jetzt aber etwas verpaßt,
     erklärte ihm Ingrid nachher hoch zufrieden. Der Arzt habe sie auf viele mögliche Komplikationen aufmerksam gemacht, vor allem
     auf das HELL P-Syndrom . Das solle sich Berthold einmal vorstellen.
    »Was ist denn das schon wieder?« wollte er mürrisch und eher anstandshalber wissen, und Ingrid erklärte ihm atemlos, daß das
     eine schwere Form der Schwangerschaftsvergiftung sei.
    »Da steigt der Blutdruck sonstwohin, du kriegst Krampfanfälle. Das Kind kann sterben.«
    Ingrid sah Berthold erwartungsvoll an, doch der mußte das erst einmal für sich sortieren. Sie war die erste schwangere Frau
     in seiner näheren Umgebung. Natürlich kannte er Schwangere, aber die waren eben schwanger, und dann kam irgendwann das Kind.
     Basta. Vom HELL P-Syndrom hatte er noch nie gehört. Wollte er eigentlich auch gar nicht. Doch Ingrid malte ihm aus, daß sie doch so extrem viel erbrochen
     habe, |144| da könne einfach nicht alles gutgehen und der Arzt sei da völlig ihrer Meinung.
    Auch in den Nächten mußte Berthold intensiv an Ingrids neuer Schlaflosigkeit teilhaben. Sie rollte und ächzte sich neben ihm
     durch die Nacht, und Berthold fühlte sich anfangs wie ein Schwein, wenn er auch nur wegduselte. Genauso war es in Ingrids
     Sinn, und da

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