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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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nicht aus Sicherheitsgründen geheiratet werden wollte und dass ich außerdem immer noch zäh an die Mär von der großen Liebe glaubte. Da hätten wir etwas gemeinsam, sagte Robby. Er glaubte auch immer noch an die große Liebe. Und guckte mich wieder so markerschütternd offen an.
    »Wieso liebt der dich denn nicht, der Trottel?«, empörte er sich. Es war seine rührende Art, mir klarzumachen, dass er, Robby, mich wohl lieben würde, wenn ich ihn ließe. Dieter Porsche eben. Direkt, aber indirekt. Das hat was.
    Ich verzichtete darauf, Robby zu erklären, dass ich es war, die Klaus nicht zu lieben gewillt war, wenigstens nicht öffentlich und schon gar nicht nach dem jetzigen Stand der Entwicklungen. Wäre Robby eine Frau gewesen, hätte ich ihm wahrscheinlich mehr erzählt. Aber ich wollte ihm nicht weh tun.
    So schob ich die ganze Schuld auf Frau Pupke.
    »Warum entlasst ihr sie nicht?«, fragte Robby. »Ich habe auch mal eine Putzfrau entlassen, weil sie immer meine neuen Socken für ihren Mann geklaut hat.«
    »Frau Pupke ist aber keine Putzfrau, darauf legt sie größten Wert! Sie nimmt kein Geld für ihre Arbeit. Sie klaut aber auch keine Socken, leider«, sagte ich. »Im Gegenteil: Sie strickt immer neue! Das ist ja das Schlimme. Außerdem kann man niemanden entlassen, der gar keinen Arbeitsvertrag hat.«
    Ich erzählte Robby unter Schaudern, dass Agnes Pupke bei uns Wohnrecht auf Lebenszeit besaß und dass sie sich strikt weigerte, auch nur einen Pfennig Geld anzunehmen.
    »Wohnrecht auf Lebenszeit? Habt ihr das etwa notariell festgelegt?«
    »Klaus hat sich moralisch festgelegt. Das ist schlimmer.«
    »Also dein Doktor muss sich entscheiden«, sagte Robby, indem er intensiv über seine Brillengläser lugte. »Entweder er heiratet dich und verlässt die Pupke, oder. .. er braucht dich ja eigentlich nicht gleich zu heiraten«, sinnierte er. Wahnsinnig lernfähig, der Robby. »Es würde doch reichen, wenn ihr zusammenleben würdet. In …« er suchte nach einem passenden Ausdruck »… wilder Ehe sozusagen …?«
    »Er lebt mit der Pupke in wilder Ehe«, grollte ich, »mit MEINEM Kind! Das ist ganz ungeheuerlich!«
    »Pauline, du musst dringend mit ihm reden!«
    »Habe ich doch schon, weiß Gott!«
    »Und? Er will sich nicht entscheiden?«
    »Nein. Er will uns beide, und das geht nicht.«
    Mit Schaudern dachte ich daran, dass in früheren Zeiten grundsätzlich die Schwiegermutter mitgeheiratet wurde. Aber Frau Pupke war noch nicht mal meine Schwiegermutter! Sie war eine einfache alleinstehende Frau aus Wanne-Eickel. Sachma. Weder verwandt noch verschwägert!
    »Ich wüsste schon, für wen ich mich entscheiden würde«, sagte Robby und versenkte seinen brillenlosen Randblick tief in meine Pupillen.
    Ich übersah das geflissentlich.
    Robby war ein Freund.
    Weniger nicht.
    Und den wollte ich, verdammt noch mal, nicht auch noch verlieren.
    Robby mochte gut fünfundzwanzig Jahre älter sein als ich, dazu ein ausgemacht schweinehundloser Zeitgenosse. Dieter Porsche eben. Schade, dass mir die Rolle der Maria Schnell nicht lag. Ich selbst identifizierte mich eben in keiner Weise mit der guten, alten deutschen Ehefrau. Erstens natürlich aus Trotz. Schon allein, um den Männern zu zeigen, dass man(n) Frauen nicht einfach vereinnahmen kann. Zweitens aus Wut. Ich hatte doch nicht zehn Jahre lang meinen Kehlkopf geknechtet und mir sämtliche Partien, die für meine minderbemittelten Stimmbänder in Frage kamen, in den Schädel gehämmert, nur um jetzt meinem Gatten die Blümchentapeten wohnlicher zu gestalten. Als warmherziger Vordergrund. Drittens konnte ich nicht stricken, war des Reinigens einer Klobrillenunterseite nicht kundig und hatte irgendwie überhaupt keinen Sinn für das tägliche Entfernen von Krümeln unter dem Frühstückstisch. Auch mochte ich das Hemdenbügeln nicht in mein Repertoire aufnehmen. Selbst das Zerlegen eines zähen Hühnerbollens zwecks Bereitens einer kräftigenden Brühe für den abgearbeiteten Herrn Gemahl fiel mir schwer. Das lag alles daran, dass mein widerborstiger Schweinehund einfach nicht artig in seiner Hütte sitzen wollte. Noch nicht mal an der langen Leine. Der wollte ganz ohne Leine durchs Leben gehen. Eine üble Nebenerscheinung des neuen Zeitgeistes, mein Schweinehund.
    Zumal das ganze Selbstverwirklichungsgefasel mit einem Kind einfach nicht vereinbar ist, sagte Tante Lilli streng. Du siehst ja, wohin das führt. Du tingelst als Freiwild von einem Mann zum anderen und bist

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