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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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neblig-gottverlassenen Parkplatz … Wenn das kein gefundenes Fressen für des Küsters Lieblingssendung war!
    Ich fuhr geradeaus.
    Nun war ich ganz allein. Allein mit mir und meinem Gram. Und natürlich mit Paul, für dessen junges Leben ich verantwortlich war.
    So hatte ich mir die Rückkehr in den Beruf nicht vorgestellt. Dass das Schicksal mich aber auch so hart zurechtweisen musste!
    Endlos, schier endlos und qualvoll waren die gut hundert Kilometer bis Hamburg. Zweimal wurde ich von einem Auto überholt, sonst war ich der einsamste Mensch auf der Welt.
    Als ich die Lichter der Großstadt sah, war ich mit aller Kraft am Ende. Es war kurz vor drei.
    Paulchen regte sich, weil das seine übliche Zeit war.
    »Warte noch ein kleines bisschen, bitte, brüll jetzt nicht los!«, flehte ich ihn an.
    Doch Paul fand nicht, dass heute Nacht andere Regeln gelten sollten als sonst. Gerade als ich über eine vierspurige menschenleere Stadtautobahn Richtung Innenstadt fuhr, begann er gnadenlos zu schreien.
    »Hier kann ich doch nicht anhalten, Kerl!«, rief ich beschwörend.
    Paul fand das aber wohl. Er brüllte.
    Nervös fingerte ich nach seinem Schnuller, aber ich konnte ihn nicht finden, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
    »Halt’s Maul, Paul!«, entfuhr es mir. Paul schrie beleidigt weiter.
    Natürlich schoss wieder die Milch ein, wie die von Tante Lilli so gern erwähnte Natur das so bei gestressten Muttertieren eingerichtet hat.
    Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als ich schließlich bei einer Tankstelle vorfuhr, die die ganze Nacht geöffnet hatte.
    Ein verschlafen blickender Mensch hing hinter seinem Nachtschalter und löste Kreuzworträtsel.
    Ich befreite Paulchen aus seinem Sitz und bugsierte das schreiende Bündel aus dem Auto. Völlig kaputt und mit viereckigen Augen klopfte ich an das Fenster.
    »Hallo! Aufmachen! Dies ist ein Notfall!«
    Der Mann hinter seinen Stadtplänen und Schokoriegeln sah das nicht so. Das war doch ganz klar ein Überfall! Struppig aussehende Frau, mit einem schreienden Säugling getarnt, verlangt nachts um drei irren Blickes Einlass in Tankstelle!
    Er rief irgendwas Verneinendes, das ich wegen Paulchens Gebrüll nicht verstand, das aber etwa soviel heißen sollte wie: Stecken Sie Ihren Geldschein in den dafür vorgesehenen Schlitz, und suchen Sie ansonsten das Weite! Ich schrie, dass ich bei der Kälte nicht im Freien stillen könne, aber der Mann zuckte die Schultern und fasste sich fragend an die Ohren.
    »Arschloch! Reinlassen!«, schrie ich und zeigte auf meinen überlaufenden Busen. Argwöhnisch erhob sich der Mann, schlurfte zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Wer klopfet an? Oh, zwei gar arme Leut’! Maria und Joseph dürften sich ähnlich vorgekommen sein, auch wenn ihr Tankwart ein Schankwirt war.
    Ich drängelte mich hinein, steuerte auf den warmgesessenen Stuhl des Tankwartes zu, riss mir den Pullover hoch und stopfte Paulchen, der inzwischen bläuliche Verfärbungen zeigte, den Mund.
    Doch der Tankwart blickte stumm auf dem ganzen Tisch herum.
    Wahrscheinlich überlegte er, ob er die Polizei rufen sollte, aber das wäre für Paulchen und mich ja nichts Neues mehr gewesen.
    Wenige Tage später engagierte ich spontan eine Kinderfrau. Sie hieß Frau Schmalz-Stange, also sie war eine geborene Schmalz und eine verheiratete Stange. Klar, dass sie sich von keinem der beiden Namen hatte trennen können. Frau Schmalz-Stange machte einen sehr gediegenen Eindruck. Sie redete kein überflüssiges Wort und war bescheiden, sittsam und rein, nicht wie die stolze Diva, die stets bewundert will sein! Ihre einzige Bedingung für sofortiges, flexibles Babysitten war, dass sie ihren fünfjährigen Sohn mitbringen dürfe. Ich war mit allem einverstanden. Sie hätte meinetwegen ihre beiden Großmütter mitbringen können oder ihren Zwerghasen, Hauptsache, sie erklärte sich bereit, mein kleines Paulchen für eine Weile zu beobachten.
    Wie gesagt, sie war ein sehr williges Wesen. Sie war nur leider ein bisschen unselbständig, will sagen, ihr fehlte eine gewisse Eigendynamik, die für Führungspositionen ja eigentlich eine Grundvoraussetzung ist! Und der Job einer Kinderfrau ist ja wohl eine Führungsposition, meine ich.
    Ab sofort wollte ich also täglich drei Stunden üben, meine Korrespondenz erledigen und sogar noch Gymnastik für aus der Form geratene Mütter machen! Das ließ ich mich was kosten. Mein gesamtes Vlixta-Honorar wanderte in die Schmalz-Stangesche

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