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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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paar andere Kollegen dabei, und so standen wir als fröhliche Sängerclique am Straßenrand und harrten des Festumzuges. Einer hatte ein Fässchen Bier auf einem alten Kinderwagen dabei, sodass überhaupt keine Langeweile aufkommen konnte. Nachdem man eine ganze Weile über andere Sänger, Dirigenten, Intendanten und deren Verwandte gelästert hatte, fragte mich eine sehr angemalte Dame älteren Datums im nicht gerade schlank machenden Nerz: »MUSS ich Sie kennen?«
    »Nein, aber du darfst«, sagte Simon.
    »Habe ich Sie schon mal irgendwo gesehen?«
    Hoffentlich nicht in der Still- und Krabbelgruppe oder am Sandkasten im Stadtwald, dachte ich so für mich hin. »Nein, ich singe zur Zeit nur Konzerte«, sagte ich bescheiden.
    »Aber gar nicht so schlecht«, sagte Simon und stellte uns gegenseitig vor: »Pauline Frohmuth, vielversprechende Konzertsängerin, vor kurzem sensationelles Debüt mit der Alt-Rhapsodie, zur Zeit noch freischaffend, und Theresa Horn, hervorragender Mezzosopran an sämtlichen Opernhäusern Europas.«
    »UND an der Met«, sagte Theresa Horn.
    »Was hast du da noch mal abgelassen?«, fragte Simon lässig. »Das Sandmännchen oder das Taumännchen oder das Glühwürmchen …?«
    »Die dritte Dame«, sagte Theresa Horn. »In der Zauberflöte.«
    »Boh«, sagte ich, vor Ehrfurcht zitternd.
    Mochte Simon auch in seiner üblichen Weise übertrieben haben, so musste diese Theresa jedenfalls sehr gut im Geschäft sein. Ich versuchte, mir meinen Respekt nicht anmerken zu lassen.
    »Ach, dann bist du die Neue von Simon«, sagte Theresa.
    »Nein, ich bin die Alte von Simon«, sagte ich lässig.
    »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.« Theresa reichte mir ihren Wildlederhandschuh, auf dass ich ihn beherzt griffe und schüttelte. (Und küssete ihn …?)
    »Ganz meinerseits«, sagte ich und trank aus lauter Verlegenheit mein Glas leer.
    »Und welche Agentur arbeitet für dich?«, fragte Theresa im Nerz.
    »Och, mal der, mal der«, sagte ich und nahm dabei schon Simons »Im Prinzip-nix-gegen«-Tonfall an. Hätte ich der weltberühmten Diva etwa meine lächerliche Agentur preisgeben sollen? Ich kam mir entsetzlich klein und provinziell vor. Um uns herum standen dickbäuchig und schalumschlungen die Basskollegen und dröhnten mit ihren phänomenalen Röhren irgendwelche Anekdoten aus dem Opernmilieu in die Gegend. Simon aber stund auch bei ihnen. Wahrlich, du bist auch einer von denen, ging es mir durch den Kopf.
    Theresa wollte mich einordnen und löcherte mich mit Fragen. Wer, wo, was, wie teuer, bei welchem Dirigenten, welche Festspiele, welche Partien.
    Ich heuchelte ein bisschen rum und wand mich unter ihren bohrenden Augen. Ganz offensichtlich konnte sie mich noch nicht als Freund oder Feind einschätzen. Ich ließ sie zappeln. Wer nichts zu melden hat, hat auch nichts zu verbergen.
    Eigentlich hätte ich schrecklich gern mit Simon den Tag verbracht. Und zwar außerhalb seiner staubigen Dunkelzelle.
    Hatte es mich doch Mühe genug gekostet, mich von meinem kleinen Paul zu trennen! Klaus und Frau Pupke waren bei ihm. Ich wäre mir nur störend vorgekommen! Frau Pupke hatte meinem kleinen Fuzzi ein Clownskostüm genäht und mich tagelang damit genervt, welche Flicken sie auf welches Knie und welche Troddeln sie an welchen Ärmel nähen sollte. Heute hatte ich Pupke-frei.
    Ein ganzer, langer Simon-Tag! Und nun das.
    Zu blöd, dass diese arrogante Sängerclique aufgetaucht war! Jetzt hatte ich Simon gar nicht mehr für mich allein, und wie ich den in seiner Unverbindlichkeit kannte, würde er den Rest des Tages mit diesen Bornies verbringen und hinterher sagen, dass es ausgesprochen nett war!
    Theresa redete auf mich ein. Der Herr Kammersänger Stemmbauch habe ihr unlängst mitten im Liebesduett in den Hintern gekniffen, und der Dirigent Stabwedel am Londoner Covent Garden habe sie für weitere drei Bornhilden engagieren wollen, obwohl ihre Honorarforderungen dreimal so hoch seien wie die der anderen Rheinfregatten, und bei der Lufthansa sei sie schon bekannt wie ein singender Staubsauger und werde stets mit Frau Kammersängerin begrüßt …
    »Der Hausmeister der Musikhochschule begrüßt mich auch immer mit Frau Kammersängerin«, sagte ich, um endlich auch einmal meinen Bekanntheitsgrad kundzutun. Sie lachte glockenschrill.
    Die jovial bölkenden Basskollegen hatten einen alternativen Männergesprächskreis aufgemacht. Mit Simon war wohl nicht mehr zu rechnen.
    Weißt du eigentlich, wie viele Falten

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