Frauen al dente. (German Edition)
dem Abi in der Jugenddisco kennengelernt. Damals hatte sie noch heftigst für ›Sting‹ geschwärmt, und da Georg ihm ähnlich sah, verliebte sie sich auf Anhieb in ihn. Er stammte aus einem Nachbardorf und war knapp zwei Jahre älter als sie. Er imponierte ihr, weil er den Weg zur Disco auf seinem eigenen Motorrad zurücklegte und sie nachher hinten bei ihm mitfahren durfte. In ihrem winzigen Eifeldorf erregten sie damals jede Menge Aufsehen.
Eigentlich war es eine richtig tolle Zeit, doch dann begann er plötzlich vom Heiraten zu sprechen. Er war der älteste Sohn eines Bauern und würde später den Hof übernehmen. Er plante sogar schon die Anzahl der Kinder und überlegte laut, daß er sein Motorrad gegen einen soliden Kombi eintauschen würde. Ein Fehler, denn von diesem Moment an meldeten sich bei Marlen Zweifel, ob er tatsächlich der Richtige für sie wäre. Statt Ausbildung und Karriere Kinder en masse? Dazu noch mehrmals täglich die Hühner füttern und den Stall ausmisten? Ihre Mutter war begeistert und drängte sie zur Heirat. Weil einem Mädchen gar nichts Besseres passieren konnte, als einen Hofbesitzer zu heiraten. Zum Glück war Marlen von Natur aus mit einem gesunden Widerspruchsgeist ausgestattet. Den sie damals allerdings erst spät aktivierte. Drei Tage vor der Hochzeit konfrontierte sie Georg, ihre Mutter und die geladenen Gäste mit ihrem Entschluß, nicht zu heiraten. Der Eifeldorf-Skandal war perfekt. Marlen hielt es für das Beste, sich bis auf weiteres selbst aus dem Verkehr zu ziehen. Mit dem druckfrischen Abiturzeugnis in der Hand setzte sie sich zum Studium nach Bonn ab. Seitdem blühte sie auf. Doch Männer hielt sie sich innerlich vom Leib. Nie wieder ein solches Fiasko, schwor sie sich.
Ironie des Schicksals: Ihrem Vorsatz, längerfristige Beziehungskisten zu meiden wie die Pest, war sie zwar treu geblieben. Ein Kind besaß sie nun trotzdem. Vorausgesetzt, das Gericht sprach ihr die Vormundschaft zu. Hoffentlich.
Sie startete den Motor und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Wer hätte geahnt, daß sie sich eines Tages als alleinerziehende Mutter wiederfinden würde? Das Schicksal holte anscheinend jede ein.
Vielleicht lief ihr eines schönen Tages auch noch mal der passende Mann über den Weg. Einer, der nicht von ihr verlangte, nur noch für ihn und die Kinder da zu sein. Der aber auch nicht vor Schreck zusammenbrach, wenn sie sich einmal an seine Schulter anlehnte.
Wie mußte ihr Traummann aussehen? Knackig, kernig, gut? Diese Anforderungen hatten sie bislang nicht sehr viel weitergebracht. Allerdings hatte sie ihren One-Night-Stands auch nie die Chance gegeben, andere Qualitäten als ihre Standfestigkeit unter Beweis zu stellen. Bis auf Peer, und da …
Klassisch wie im Märchen schlug die Kirchturmuhr Mitternacht, als Marlen endlich wieder zu Hause eintraf. WieAschenputtel schlug sie den Weg in die Küche ein. Doch anstatt sich auf dem Fußboden zur Ruhe zu betten, griff sie nach der Cognacflasche. Sie setzte sie an den Mund und nahm einen kräftigen Schluck. Und gleich noch einen zum Nachspülen. Auch wenn es sie schüttelte.
Viel zu spät fiel ihr ein, daß sie seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Der Alkohol entfaltete eine phänomenale Wirkung. Er explodierte förmlich in ihrem Bauch. Uff!
Mit der Flasche in der Hand schwankte sie in ihr Zimmer. Regelmäßige, tiefe Atemzüge empfingen sie. Lisa schlief. Marlen warf sich aufs Bett und schloß die Augen.
Was für ein Tag! Das Schicksal mußte für all die Ereignisse und Schrecknisse, die heute auf sie niedergeprasselt waren, lange gespart haben.
Und immer noch hielt es Überraschungen für sie parat. Wer hatte ihr solides Bett heimlich gegen ein Wasserbett ausgetauscht? Das verdammte Ding schaukelte wie bei Windstärke 10. Für einen cognacgeschwängerten Magen waren dies einige Windstärken zu viel. Marlen spürte, wie sie seekrank wurde.
Und zwar richtig.
Bitte nicht.
Doch.
Der Cognac bahnte sich unaufhaltsam seinen Weg ins Freie. Und zwar schneller, als sie überhaupt denken konnte. Marlen würgte und keuchte und heulte, alles durcheinander.
»Verdammte Scheiße! Mir bleibt auch nichts erspart!« Verschwommen nahm sie wahr, wie plötzlich Martin Bode neben ihr aus dem Bett hechtete. Was immer er dort gemacht hatte, es war ihr egal. Sie fühlte sich sterbenselend.
»Martin hilf mir, ich sterbe«, wimmerte sie.
»Das könnte dir so passen. Mich erst vollzukotzen und dich dann aus dem Staub zu
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