Frauen al dente. (German Edition)
machen«, knurrte er.
Der Mann entpuppte sich als Zauberer, als Magier, als Wunderheiler. Er schob ihr eine Schüssel unters Kinn. Die sie auch prompt benutzte. Er half ihr aus Peers kariertem Oberhemd. Er wusch sie mit einem feuchten Waschlappen und zog ihr ein frisches Nachthemd über den Kopf. Und irgendwie schaffte er es sogar, die Laken abzuziehen und die Wäsche zu wechseln.
Marlen ließ alles willig mit sich geschehen. Welches Glück, daß Martin im richtigen Moment zur Stelle war.
»Ich bin so müde«, flüsterte sie.
»Dann leg dich hin und schlaf!« Rauh, aber herzlich.
»Bleibst du hier?«
»Mmmmh.«
Sie hörte noch, wie er Hella und Barbara zurück in ihre Betten scheuchte. »Es reicht, wenn ich mir die Nacht um die Ohren schlage!«
»Morgen …«, dachte sie noch.
Kapitel 21
Der Wecker klingelte wie immer um halb sieben.
Nur noch fünf Minuten kuscheln. Konnte es Schöneres geben, als morgens neben
ihm
aufzuwachen und sich an ihn zu schmiegen? Was war dagegen ein einsames Single-Erwachen oder das Erwachen neben irgendeiner Zufallsbekanntschaft?
Kuscheln? Anschmiegen? Hilfe! Neben wem schlief sie überhaupt? Marlens Kopf schoß in die Höhe und ebenso schnell wieder zurück auf ihr Kopfkissen. Nie wieder Cognac.
Er drehte ihr den Rücken zu und steckte dazu noch bis zum Hals unter der Decke, aber sie erkannte ihn auch so. Martin!
Hinter Marlens Schläfen hämmerte und pochte es, doch die Leere in ihrem Bauch brachte die Erinnerung zurück. Schneller als ihr lieb war.
Oh nein! Sie mußte einen schauderhaften Anblick geboten haben. Sturzbesoffen und sterbenskrank. Ein Häuflein Elend. Ein Wunder, daß er nicht längst das Weite gesucht hatte. So eine nächtliche Kotzorgie vertrieb doch jeden.
Sie konnte ihm heute morgen unmöglich gegenübertreten. Es war einfach zu peinlich. Doch sie schliefen im selben Bett, sie teilten sich sogar die Decke. Es gab kein Entrinnen. Marlen stöhnte leise auf. Eines Tages würde sie sich an den gestrigen Tag und an die Nacht erinnern und aus vollem Herzen darüber lachen können. Manchmal half dieser Gedanke. Heute nicht.
Aber wenn sie nicht auch noch seinen Karriereknick auf dem Gewissen haben wollte, mußte sie ihn wecken. Möglichst ohne selbst gesehen zu werden. Sie rutschte neben ihn unter die Decke, bis nur noch ein Büschel Haare hervorschaute. Durch ein kleines Schlupfloch hindurch langte sie zu Martin hinüber. Dann bohrte sie ihm vorsichtig den Finger in den Rücken. Aber es dauerte eine Ewigkeit, bis er endlich erwachte. Er gähnte lauthals und ungeniert.
Marlen stellte sich vorsichtshalber schlafend.
Doch er fiel nicht darauf herein. »Danke, daß du mich geweckt hast«, gähnte er. »Übrigens – du schnarchst.«
»Tu' ich nicht.« Als er ihr die Bettdecke vom Gesicht zog, funkelte sie ihn wütend an.
Um seine Mundwinkel zuckte es. Sie bot einen bemerkenswerten Anblick. Wild zerzauste Mähne und tuschegeschwärzte Augenränder auf kalkweißem Grund.
»Na, eine Morgenschönheit bist du jedenfalls nicht.«
Eigentlich hatte Marlen ihm für seine Hilfe in der letzten Nacht danken wollen, doch nun blieben ihr alle schönen Worte im Hals stecken. Typisch Mann. Er machte sich auch noch über sie lustig, dabei müßte er doch wissen, wie peinlich ihr die Situation war.
Martin schwang sich gutgelaunt aus dem Bett und tappte auf bloßen Füßen durchs Zimmer. Er hatte in seinen Hosen geschlafen, doch sein nur spärlich behaarter Oberkörper war nackt. Das Hemd war gestern Nacht draufgegangen. Doch so konnte er sich unmöglich unter Leute begeben. Marlen erinnerte sich an einen braunen Wollpullover, den einer ihrer Verflossenen bei ihr vergessen und nie abgeholt hatte. Er paßte Martin wie angegossen. Zufrieden kletterte sie zurück ins Bett.
Eigentlich kam ihr der verkorkste Magen gar nicht so ungelegen. Sie mußte sich in der Redaktion ohnehin freinehmen. Immerhin stand sie seit gestern ohne Babysitterin da. Sie würde ihre alkoholbedingte Magenverstimmung einfach in Tanjas bewährten Magen-Darm-Virus ummünzen. Zwei, drei Tage später konnte sie die Erkrankung in eine chronische Magenentzündung überleiten, das brachte mindestens weitere zwei Wochen. Auf Krankenschein. Irgendwie würde sie die Zeit bis zu ihrem letzten Arbeitstag noch überbrücken, dann konnte sie getrost darauf verzichten, für Lisa ein neues Kindermädchen zu engagieren.
Alarmiert horchte sie in sich hinein. War das noch die alte Marlen? Ihre Arbeitsmoral nahm anscheinend
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