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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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eine enorme Virtuosität. Dass es allein mit ihren erotischen Reizen nicht getan
     sein würde, war der Pompadour wohl schon vor dem ersten Rendezvous klar, und auch, dass die erwähnte äußere Makellosigkeit
     nicht ewig während ist. Es galt daher, für den Zeitpunkt vorzusorgen, wenn Ludwig ihrer überdrüssig sein würde.
    |161| Zum einen gelang es ihr, ihren Einfluss auf den König zu stärken, indem sie seine Wünsche erfüllte, noch ehe sie der König
     formuliert hatte. Theater und Kunst spielten dabei eine wesentliche Rolle. Spiele mussten her, bei denen die Pompadour Niederlagen
     und Siege ihres Herrn geschickt zu arrangieren und zu dosieren wusste. Reisen waren ebenfalls probate Mittel der Zerstreuung,
     denn neue Schauplätze und Tapeten bringen neue Eindrücke und Herausforderungen. Was immer unternommen wurde, die Pompadour
     sorgte für eine aktive Rolle Ludwigs dabei und gab ihm oft das Gefühl, die vorzüglichen Ideen stammten von ihm selbst. Die
     persönliche Beteiligung etwa bei Theateraufführungen schmeichelten seiner Eitelkeit, die Rolle als angeblicher oder tatsächlicher
     Initiator machte die Aktivitäten für den Hof zu einem Muss.
    Sie machte sich mit ihrer Betriebsamkeit mit der Zeit ebenso unentbehrlich für Ludwig wie durch ihre Reize. Und sie wusste
     das auszunutzen, indem sie zunächst gern im Beisein des Königs Befehle erteilte und mehr als einmal die Genugtuung hatte,
     dass der König auf Nachfragen kurz befahl: »Tun Sie, was Madame will!« Später ordnete sie auch ohne Ludwigs Anwesenheit an,
     was sie wünschte. Und da jeder wusste, dass sie den König schließlich doch auf ihren Kurs bringen würde, hüteten sich selbst
     mächtige Minister davor, der Favoritin zu widersprechen. Bald verstieg sie sich zum majestätischen Plural, wenn sie etwas
     verkündete oder forderte: »Wir haben beschlossen …« Oder: »Uns ist sehr daran gelegen …« Männern, die ihr verpflichtet waren,
     verhalf sie in wichtige Positionen, und sie versorgte ihre Familie mit Adelstiteln und Ehrungen, als wolle sie darunter ihre
     bürgerliche Herkunft begraben. Der Vater, Monsieur Poisson, wurde üppig alimentiert, der Bruder erhielt ehrenvolle Posten,
     darunter solche, denen er gar nicht gewachsen war, und die Tochter der Pompadour genoss eine Erziehung wie eine Prinzessin.
     Und schließlich kaufte sie sich ein pompöses Familiengrab, in das sie zunächst die sterblichen Überreste ihrer Ende 1744 verstorbenen
     Mutter überführen ließ.
    Offensichtlich verfolgte sie den Plan, ein Mitglied der Dynastie zu werden, weswegen sie auch versuchte, ihre Tochter mit
     einem unehelichen Sohn des Königs zu verbandeln. Das aber scheiterte dann doch trotz der Ströme von strategischen Tränen,
     die den König erweichen sollten. Doch so sehr Ludwig Wachs in ihrer Hand war, so sehr fürchtete er die öffentliche Meinung,
     d. h. die Reaktionen der großen Familien im Lande. Mätresse ja, und was ihn betraf auch gern im Wortsinn als »Herrin«, aber
     Familienanschluss? Das ging zu weit. Solche Enttäuschungen versuchte der König durch großzügige Geschenke wieder gutzumachen:
     Juwelen und kostbare Garderobe natürlich, aber auch ganze Landgüter und Schlösser übereignete er der unersättlichen Pompadour.
     Von direkten Zuwendungen des Königs kaufte Madame weitere Ländereien, bis sie schließlich eine der reichsten Grundeigentümerinnen
     des Landes geworden war. Hier eine kleine Aufzählung ihrer Besitztümer:
    |162| Das Landgut Crécy bei Dreux, ein malerisches, verschwenderisch ausgestattetes Anwesen hoch über den Tal der Blaise; Schloss
     La Celle, nur eine Meile von Versailles entfernt, genannt das »kleine Palais«, obwohl es über 17 Wohnungen enthielt; die Eremitage
     von Versailles mit sechs Hektar Land, ein Geschenk Ludwigs XV. aus dem Jahr 1749; weitere ähnliche Anwesen in Fontainebleau
     und in Compiègne; in Paris das Palais des Grafen d’Évreux im Faubourg St. Honoré; an der Seine das Prunkschloss Bellevue,
     nach eigenen Plänen in von ihr entdeckter lieblicher Hügellandschaft erbaut; das Marquisat von Ménars, das sie zwar nur einmal
     nutzte, aber nicht veräußerte; außerdem gepachtete Güter und die Schlösser des Königs, über die sie fast wie über Eigentum
     verfügen konnte. Und alles das ließ die Marquise für Unsummen renovieren, restaurieren, umbauen, ausschmücken, möblieren,
     bepflanzen und bewirtschaften – Parvenüs kommen die Bürger manchmal teurer als die

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