Frauen fragen Feuerstein
Gattung der vom Aussterben bedrohten Nischenschliefer gehört, deren Sendeberechtigung nur durch Artenschutz zu rechtfertigen ist, bleibt einem gar keine andere Aussage übrig. Schließlich bin ich Quoten gewohnt, bei denen andere den Führerschein abgeben müssen. Nämlich im Promillebereich.
Das war jetzt natürlich kokett untertrieben. Auch ich hatte Wahnsinnsquoten, zum Beispiel bei meinen Zwölfstunden-Nächten im WDR: Bis zu 19,4 Prozent. Na schön, das war um halb vier Uhr morgens. Und ich hatte geschlafen, nur eine Überwachungskamera war an. Aber immerhin: 19,4! Das ist eine Quote, bei der einem normalerweise der Intendant persönlich Blumen in die Bude bringt. Na ja, hat er vergessen.
Ich habe nicht das geringste Problem mit den erfolgreichen Fernseh-Superbrummern, denn das wäre ja Kollegenneid, und so was gibt es nicht in unserer Branche. Ist ja auch wichtig zu wissen, wo die Kaufkraft sitzt — auch die ARD will schließlich ihre Maus-T-Shirts und Hein-Blöd-Puppen loswerden.
Natürlich mosere ich immer noch rum, wenn selbst WDR-Redakteure, die Creme unter den Programmmachern, Quotenerfolg mit Qualität gleichsetzen. Gegenüber Bild hat die Süddeutsche Zeitung ja auch eine beschissene Quote und ist trotzdem nicht so viel schlechter. Aber was soll’s. Ich schluchze ein bisschen in meiner Nische und versuche, mich daran zu gewöhnen: Das ist nun mal der Lauf der Zeit.
Womit ich aber immer noch meine Schwierigkeiten habe, ist die Glaubwürdigkeit von Quoten im unteren Bereich. Wenn eine GfK-Box, das Registriergerät, wer wo und wie lange ein Programm betrachtet, im Durchschnitt 5000 Zuschauer repräsentiert, wie kann man es da wagen, bei kleinen Sendern oder im Dritten, wo oft weniger als 100 000 Zuschauer dranhängen, mit Altersaufschlüsselung, Minutenschritten und sonstigem Markt-Hokuspokus zu wedeln? Kann es sein, dass manche Sendung nur deshalb gerettet wurde, weil die Quotenmelder in Scharen aufs Klo rannten, um zu kotzen — und deshalb den Aus-Knopf nicht drücken konnten?
Abgesehen davon leben wir nicht in Moralien , sondern In der Schmierenrepublik. Wenn ein einzelner mit seinem Knopfdruck so viel bewegen kann, wie ein Schiedsrichter mit seiner Pfeife, ist er dann nicht genauso manipulationsgefährdet? Ich gestehe ganz offen: Wenn ich eine solche Blackbox im Haus hätte, würde ich mich sofort bei den Sendern melden und dem Meistbietenden meinen Fingerabdruck vermieten. Bestimmt ist das längst schon passiert: Tief in den Dschungeln von Mallorca soll es angeblich ein geheimes Reservat geben, wo korrupte Quotisten mit geänderter Identität in Saus und Braus leben...während ihre Blackbox direkt an einen Sender angeschlossen ist.
Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe nämlich so ein Blackbox-Attentat von Quotenerpressern persönlich erlebt. In meinem »Morgengrauen«, der Millenniumsnacht im WDR. Es war gegen 5 Uhr früh, und die Sendung dümpelte so vor sich hin, als per E-Mail ein Drohbrief ankam: Eine Frau — leider anonym, sonst hätte ich ihren Namen längst an SAT-1 verkauft — bekannte sich als Inhaberin einer Quotenbox und drohte, auszuschalten, falls ich nicht lustiger werde.
Aber es nutzte nichts, die Quotentabelle bewies es unwiderlegbar am nächsten Tag: Innerhalb einer einzigen Minute, von 5.22 auf 5,23 Uhr, fiel der Marktanteil in Nordrhein-Westfalen von 11,7 auf 4,3 Prozent. Und bundesweit von 3,7 auf 1,4. Da hat diese Schlampe doch tatsächlich ausgeschaltet!
... und zum Sckluss des Kapitels:
Feuersteins Fußnoten (Teil 9)
(Aus diversen Radiorubriken)
Wussten Sie schon ...
...dass die Behauptung »Unbekannt verzogen« meist nur eine faule Ausrede ist, da jeder genau weiß, ob ihn Vati verzogen hat oder Mutti?
...dass Füße nicht nur laufen können , sondern auch riechen?
...dass es total sinnlos ist, seinen Schutzengel anzurufen, da ja niemand seine Telefonnummer kennt?
...dass »Doppelkopf« kein Spiel nur für siamesische Zwillinge ist?
...dass es bei Karate-Meisterschaften immer ein enormes Hickhack gibt, bis der Sieger feststeht?
...dass für viele Frauen das Morgengrauen mit dem ersten Blick in den Spiegel beginnt?
...dass auch Kindern Medikamente in hohen Dosen nicht schaden, solange man ihnen nur keinen Büchsenöffner gibt, um die Dosen damit aufzumachen?
...dass die Astronauten nur deshalb verschweißte Raumanzüge tragen, weil ihnen sonst in der Schwerelosigkeit beim Furzen die Hosen wegfliegen würden?
Warum es damals keinen
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