Frauen lügen
auf diesen Gedanken gekommen. Vielleicht interessiert es Sie beiläufig, dass Ihre Schwester ebenfalls unten in einer der Zellen sitzt.«
»Das wird euch noch leidtun. Ihr seid so was von auf dem Holzweg, dass eure Vorgesetzten euch beide in der Luft zerreißen werden, wenn sich diese Geschichte endlich geklärt hat.«
Albert Dornfeldts Stimme überschlägt sich. Er ist jetzt außer sich vor Wut, ein Umstand, den Bastian mit einem zufriedenen Grunzen quittiert.
»Hast du gehört, Sven? Der Verdächtige hat uns das
du
angeboten. Verlockend, wirklich. Leider müssen wir aber ablehnen.«
Bastian lehnt sich in seinem Stuhl zurück und holt tief Luft. Dann hebt er die Arme und verschränkt sie hinter seinem Kopf. Die Botschaft ist deutlich.
Hör jetzt gut zu, mein Freund, denn gleich bist du erledigt.
»Leider haben Sie nicht nur kein Alibi für die Tatzeit, sondern auch etwas für uns am Tatort zurückgelassen. Unabsichtlich, nehme ich mal an. Unabsichtlich«, Bastian lässt sich das Wort auf der Zunge zergehen, »aber aufschlussreich.«
Albert Dornfeld verzichtet auf jede Antwort und schüttelt nur ungläubig den Kopf. In diesem Moment klopft es an die Bürotür.
»Denkst du auch, dass das die Kollegen von der Spurensicherung sind?«, erkundigt sich Bastian fast belustigt bei Sven.
»Wer sonst? Gutes Timing haben die Jungs, das muss man ihnen lassen. Kommt nur rein, wir warten schon auf euch«, ruft Sven mit unverhohlenem Triumph in der Stimme.
Doch als die Tür aufgeht und die Kommissare in das Gesicht des Eintretenden blicken, wird schnell klar, dass sie sich zu früh gefreut haben. Hastig steht Bastian auf und zieht den Kollegen von der Spurensicherung nach draußen auf den Flur. Kaum haben sie die Tür hinter sich geschlossen, erklärt der Kollege knapp: »Negativ. Leider. Wir haben die Daktyloskopie jetzt zwar nur vorläufig durchgeführt, das ginge alles noch sehr viel präziser. Aber nötig ist es eigentlich nicht mehr. Die Abweichungen der beiden Fingerabdrücke sind jetzt schon evident.«
»Habt ihr die Abdrücke von der Schwester auch mit denen auf dem Streichholzbrief verglichen?«
»Ja. Leider auch negativ.«
»Mist.«
»Die beiden könnten es trotzdem gewesen sein …«
»Weiß ich. Aber nachweisen können wir’s dann nicht so schnell.«
»Sollen wir eigentlich noch die Fingerabdrücke von allen anderen Hotelmitarbeitern nehmen? Immerhin ist dieser Streichholzbrief zusammen mit der Aussage des Jugendlichen ein wichtiges Beweismittel.«
»Wäre gut. Auch wenn wir mit der Aussage von diesem Tomtom vor Gericht nicht viel werden anfangen können.«
»Warum das denn nicht?«
»Der war so was von bekifft, als er das alles beobachtet hat, das glaubst du gar nicht. Die Verteidigung wird uns den Zeugen mit Freuden um die Ohren hauen, jede Wette.«
»So lange es dieser Dornfeldt wirklich war, ist doch egal, wie du ihn überführst. Geh einfach rein und mach den Typen fertig. Er muss ja nicht gleich erfahren, was ich dir eben gesagt habe.«
»Recht hast du. Also auf in den Kampf«, murmelt Bastian, während er die Tür zum Vernehmungszimmer wieder öffnet.
Überzeugt klingt er nicht.
Donnerstag, 25 . August, 11.28 Uhr,
Siedlung Am Torbogen, Rantum
Fast ist Silja Blanck erstaunt, als wenige Sekunden nach ihrem Klingeln der Summer geht. Nachdenklich betritt sie das schlichte Treppenhaus. Eva Simons wohnt ganz oben, das hat Silja der Anordnung der Klingelknöpfe entnehmen können. Dass es keinen Fahrstuhl gibt, ist ihr ganz recht, denn noch hat sie sich nicht entschieden, wie sie vorgehen soll.
Nur eines ist ihr klar: Bastian und Sven haben die Falschen verhaftet. Die Geschwister Dornfeldt mögen vielleicht Betrüger sein, aber Mörder sind sie nicht. Keines der möglichen Motive überzeugt Silja, und außerdem scheint Antonia Dornfeldt großes Interesse daran gehabt haben, ihre lesbische Beziehung geheim zu halten. Warum sollte sie dann ausgerechnet ihren Liebhaber seiner Ehefrau berauben? Damit er noch mehr Zeit mit ihr verbringen will? Wohl kaum.
Diese Eva Simons dagegen hätte gleich mehrere Motive: Rache, Eifersucht, gekränkter Stolz. Andererseits hat sie sich mit dem Vater ihres unehelichen Kindes arrangiert, schließlich arbeitet sie in dessen Hotel. Also wer bleibt übrig? Silja stutzt. Im Grunde genommen kann es durchaus auch die uneheliche Tochter gewesen sein. Hat Rache genommen für ein Leben, das man ihr und ihrer Mutter vorenthalten hat. Erst an der Ehefrau des Vaters, die ihn
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