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Frauen und Bücher: Eine Leidenschaft mit Folgen (German Edition)

Frauen und Bücher: Eine Leidenschaft mit Folgen (German Edition)

Titel: Frauen und Bücher: Eine Leidenschaft mit Folgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bollmann
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»die Ironie, der Witz, die Anmut.«
    Im Druck erschien der Name der heute weltweit bekannten und geliebten Romanautorin zu ihren Lebzeiten lediglich zwei Mal, und beide Male geschah das nicht auf der Titelei eines von ihr selbst verfassten Werkes. Diese trugen lediglich Vermerke wie »Von einer Dame« (»By a Lady«), so im Fall von Verstand und Gefühl , ihrem 1811 erschienenen Erstlingsroman, »Von der Autorin von Verstand und Gefühl « (bei Stolz und Vorurteil, ihrem zweiten Roman, 1813 veröffentlicht) oder »Von der Autorin von Stolz und Vorurteil usw. usw.« auf der Titelei von Emma , ihrem vierten und letzten zu Lebzeiten publizierten Roman aus dem Jahr 1816. Das Prestige einer Romanautorin beruhte nicht auf dem bürgerlichen Namen, sondern auf den Erfolgstiteln, deren Nennung das beste Verkaufsargument darstellte.
    Bezeichnend für Jane Austens Zurückgezogenheit genauso wie für ihre Belesenheit ist es, dass die einzigen beiden uns bislang bekannten öffentlichen Erwähnungen ihres Namens im Kontext der Werke anderer erfolgten. Beide Male taucht er auf Subskribentenlisten auf; diese führen die Namen der Personen auf, die ein bestimmtes Buch vorbestellt und im Voraus bezahlt haben. Das war für Autor wie Verleger eine gute Möglichkeit, den Absatz eines Werkes einzuschätzen und noch vor der Drucklegung Geld zur Begleichung der Kosten einzusammeln. Bei der zweiten der beiden Nennungen handelte es sich um einen Band mit Predigten. Bei der ersten Subskription hingegen ging es um einen Roman der heute nur noch Literaturhistorikern bekannten, damals jedoch durchaus prominenten Frances Burney.
    » AUFFORDERUNG zur Subskription einer NEUERSCHEINUNG in vier Bänden im Duodez-Format«, meldete der Morning Chronicle vom 7. Juli 1795: »Von der AUTORIN von EVELINA und CECILIA : Auslieferung am oder vor dem 1. Juli 1796. Der Subskriptionspreis beträgt 1 Guinee, zahlbar zum Zeitpunkt der Vorbestellung.«
    Zwei Jahre zuvor hatte Frances Burney im damals beträchtlichen Alter von einundvierzig Jahren den französischen Generaladjutanten Alexandre d’Arblay geheiratet, der vor den Auswüchsen der Französischen Revolution nach England geflohen war. Der Emigrant war mittellos und katholisch, und die Ausschreibung der Subskription für ihren dritten Roman diente in erster Linie der Aufbesserung der spärlichen Finanzen der »jungen« Familie; Frances, die allgemein nur Fanny genannt wurde, war im Dezember 1794 Mutter geworden.
    Fanny Burney gelang es, annähernd elfhundert Vorbestellungen für ihr neues Buch einzusammeln, das wie die beiden ersten einen Mädchennamen im Titel trug: Camilla, oder ein Jugendbild . Eine Guinee im Jahr 1795, das entspricht heute etwa 125 Euro, so teuer waren Bücher damals. Demnach brachte der Autorin die Subskription ihres neuen Buches die stattliche Summe von über 100 000 Euro ein, selbst wenn man die Kosten für den Drucker und die Kommissionsgebühren des Verlages abzieht. Heute müsste ein Autor dafür bei einem Honorar in Höhe von zehn Prozent des Ladenpreises über fünfzigtausend Exemplare im Hardcover verkaufen. Das wäre dann ein ansehnlicher Bestseller, der in der Liste des Spiegel wahrscheinlich einige Wochen lang einen vorderen oder einige Monate lang einen mittleren Platz belegen würde. Mit den Einnahmen aus dem Buchverkauf finanzierte Madame d’Arblay den Bau eines Hauses für ihre Familie in Westhumble, das sie sinnigerweise »Camilla Cottage« taufte.
    Neben der Sicherheit, ein Exemplar der ersten Auflage zu erwerben, winkte den Subskribenten, die im Vertrauen auf die Qualität der Autorin die Ausgabe von einer Guinee nicht scheuten, auch eine namentliche Erwähnung auf der Pränumeranten-Liste. Sie umfasste sage und schreibe achtunddreißig Seiten. Viel Prominenz war vertreten. Edmund Burke, ein langjähriger Bewunderer Fanny Burneys, hatte gleich zehn Exemplare im eigenen Namen vorbestellt und weitere zehn im Namen seines Sohnes, den er kürzlich verloren hatte. Weitere Subskribenten waren die Witwe des berühmten Schauspielers David Garrick sowie die große Tragödin Sarah Siddons, die prominenteste Theaterschauspielerin der Zeit. Der Name von Georgiana Cavendish, der Herzogin von Devonshire, eine der einflussreichsten Adligen ihrer Zeit, fehlte auf der Liste genauso wenig wie der des Naturalisten Sir Joseph Banks und der des Landschaftsgärtners Humphry Repton. Und natürlich waren renommierte zeitgenössische Autorinnen wie Maria Edgeworth, Hannah More und Ann

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