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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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will das nicht hören!«
    »Entschuldige, Sabine.«
    »Außerdem stammt diese überflüssige Idee, ein Kleid zu kaufen – ›Kleidchen‹ sagst du sogar meistens – nur von dir. Wir alle tragen heute Hosen.«
    »Davon hast du doch schon ein halbes Dutzend – und kein einziges passendes Kleid mehr.«
    »Wozu denn ein Kleid? Seit Wochen gehst du mir damit auf die Nerven!«
    »Sabine, bitte, nicht diesen Ton! Was wurde gestern abend zwischen uns vereinbart? Daß du mich heute in die Stadt begleiten wirst zum Einkaufen. Hast du mir das in die Hand versprochen oder nicht?«
    »Weil du dir sonst noch die Augen aus dem Kopf geweint hättest.«
    »Und was war mit Vater? Der hat nicht geweint, und trotzdem mußtest du ihm das gleiche versprechen. Wie du in einem Rock aussiehst, würde er gerne mal sehen, sagte er.«
    Sonja und Vera verfolgten diesen zeitgemäßen Dialog zwischen Mutter und Tochter, der ein Teil dessen war, was unter der Bezeichnung ›Generationenkonflikt‹ läuft, mit Sorge. Besonders Sonja fürchtete, daß hier ein erhofftes Geschäft noch lange nicht unter Dach und Fach war. Doch dann klappte es zur allgemeinen Überraschung relativ rasch. Sabine blickte auf die Uhr. Sie wußte, daß sie einen unaufschiebbaren Termin mit einer Freundin in einem Schallplattenladen hatte. Sie verzichtete deshalb auf weitere Renitenz, und so wurde innerhalb einer Viertelstunde das Kleid, das ihrer Mutter am besten gefiel, gekauft. Sabine verzichtete auch auf jede eigene Prüfung. Im Schrank, sagte sie sich, würde der Fetzen auf alle Fälle gut hängen.
    Während Sonja das Kleid zusammenlegte, richtete sie an ihre Kundinnen die übliche Frage: »Haben die Damen noch einen Wunsch?«
    Sabine schüttelte verneinend den Kopf.
    Ihre Mutter sagte jedoch: »Ja.«
    Dann begann sie ein Geheimnis zu lüften, über das sie bis zu diesem Augenblick ihrer Tochter gegenüber kein einziges Wort verloren hatte. Sie fuhr fort: »Sie haben doch sicher auch Behas?«
    »Natürlich«, nickte Sonja.
    »Mutter«, ließ sich Sabine vernehmen, »dazu werde ich ja nicht mehr gebraucht. Ich bin in einer halben Stunde mit Gerda verabredet, deshalb möchte ich hier keine Zeit mehr verlieren und –«
    »Die paar Minuten wirst du schon noch opfern müssen«, unterbrach ihre Mutter sie.
    »Wozu denn? Draußen trennen wir uns doch ohnehin gleich.«
    »Aber hier drinnen brauchen wir noch deine Größe.«
    Vollkommen ahnungslos antwortete Sabine: »Meine Größe? Wozu?«
    Was hat meine Größe, dachte sie, mit einem Beha für Mutter zu tun?
    Sabine schätzte die Lage absolut falsch ein.
    »Wir wollen uns nicht auf unser Augenmaß allein verlassen«, sagte ihre Mutter. »Deshalb ist eine Anprobe nötig.«
    Kurze Stille trat ein.
    »Mutter!« stieß Sabine dann hervor.
    »Ja?«
    »Soll das etwa heißen, daß dieses … dieses Ding für mich gedacht ist?«
    Die alte Dame, die wußte, wie schwer die Geburt war, die hier vonstatten gehen sollte, setzte zu einer längeren Darlegung an.
    »Sabine«, sagte sie, »sieh mal, du bist jetzt in einem Alter –«
    »Mutter!«
    »In einem Alter –«
    »Mutter, spar dir deine Worte! Dieser Wahnsinn kommt für mich nicht in Frage!«
    »Welcher Wahnsinn? Weißt du denn, von was du sprichst?«
    »Doch, doch, sehr gut weiß ich das. Du willst mich zum Gespött aller machen.«
    »Zu was?«
    »Zum Gespött aller.«
    »Aber Kind, was ist das für ein Unsinn? Für jedes anständige Mädchen aus gutem Hause kommt doch einmal die Zeit, in der sie einen Beha trägt.«
    »Nicht mehr heute. Wo hast du deine Augen? Vor hundert Jahren, ja, in deiner Zeit –«
    »Sabine, ich verbitte mir das, ich bin noch keine hundert Jahre alt!«
    »Aber deine Ansichten sind es.«
    »Meine Ansichten sind diesbezüglich auch die Ansichten deines Vaters.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja.«
    »Dann glaube ich ihm das nicht.«
    »Du glaubst deinem Vater nicht?«
    »Nein, weil ich nämlich weiß, wie gern gerade seine Jahrgänge da bei uns hingucken.«
    »Sabine!« Die Mutter stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »Bist du verrückt?«
    Über und über rot geworden, wandte sie sich an Sonja und Vera.
    »Haben Sie das gehört, meine Damen?« Sie sandte einen anklagenden Blick empor zum Himmel. »So spricht die heutige Jugend über die Generation, der sie alles verdankt. Wo soll das noch hinführen, frage ich Sie.«
    Sabine blieb hart.
    »Mutter«, ergriff wieder sie das Wort, »du kannst reden, was du willst, ich ziehe so etwas nicht an. Die Jungs würden

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