Frauen verstehen mehr von Liebe
Wir schaun uns nur gegenseitig an, das genügt.«
»Bitte«, gab er seinem Zweifel Ausdruck, »nimm mich nicht auf den Arm. Erzähl mir nicht, daß die über telepathische Fähigkeiten verfügt.«
Lachend erwiderte Vera: »Hol mich nur ab und du wirst feststellen, daß alles in Ordnung ist.«
»Hast du mit deiner Freundin noch mal gesprochen?«
»Wegen des Segelns?«
»Ja.«
Vera schüttelte den Kopf.
»Das hat keinen Zweck, Albert, ich weiß es hundertprozentig.«
»Dann werden wir uns doch eine andere suchen müssen.«
»Das sagte ich dir ja schon.«
Albert kam noch einmal auf den gemeinsamen Abend, der geplant war, zu sprechen.
»Was trinkst du am liebsten?« fragte er und setzte hinzu: »Ich würde das deshalb gerne wissen, weil für die Getränke ich aufkommen möchte und sie vorher schon besorgen könnte.«
»Es ist alles da«, sagte sie.
»Auch Champagner?«
»Ja.«
Darüber dachte er noch nach, als er sich von ihr schon wieder verabschiedet hatte und auf dem Weg zu seinem Freund war. Für eine Verkäuferin, sagte er sich, ist die gutgestellt. Champagner hat nicht jede vorrätig. Außerdem kann sich der Schmuck, den sie trägt, auch sehen lassen. Das fiel mir von Anfang an auf. Verdient sie denn so gut? Oder sind das Erbstücke? Läßt sie sich von Männern beschenken?
Karl Thaler war überrascht, schon wieder Max und Moritz vor seiner Tür zu entdecken, als es geläutet hatte und er öffnete.
»Kommt herein«, sagte er. »Was gibt's denn?«
»Hast du eine Viertelstunde Zeit, Karl?«
»Was ich massenhaft habe, ist Zeit, mein Lieber«, erwiderte der Maler.
Als sie alle saßen – Karl auf einem alten Stuhl, Albert auf einem alten Sofa, Moritz auf einer alten Matte zwischen Ofen und Schrank –, sagte Albert: »Ich war bei Vera.«
»Hat sie dir gesagt, daß ich sie malen will?« entgegnete Karl.
»Das sagte sie mir schon am Telefon, als ich noch in Frankfurt war. Heute sprachen wir über etwas anderes.«
»Über was denn?«
»Daß das nicht läuft mit ihrer Freundin.«
»Auf die du scharf bist?«
»Der Fall ist klar: Die will von mir nichts wissen. Nun mußt du ran.«
»Ich denke, das soll meine Aufgabe bei Vera sein«, meinte Karl grinsend.
»Schon, aber erst müssen wir die andere soweit kriegen, daß sie den Kontakt mit uns aufnimmt. Und das liegt jetzt bei dir.«
»Und wie soll ich das machen?«
»Suche ihre Bekanntschaft, laß alle deine Minen springen, damit sie anbeißt.«
»Ich könnte mir natürlich vorstellen«, grinste Karl Thaler, »daß sie das sehr rasch tun würde. Aber was hättest du davon? In deinem Sinne wäre das doch gerade nicht?«
»Laß das meine Sorge sein. Ich werde sie dir dann schon zur rechten Zeit wieder ausspannen.«
»Du meinst, wenn sie uns beide in unmittelbarer Nähe hat, kann der Vergleich zwischen dir und mir nur zu deinen Gunsten ausfallen?«
»Ich wollte das nicht so deutlich sagen, aber nachdem du es selbst getan hast, möchte ich dir nicht widersprechen.«
Das Gelächter, das die zwei anstimmten, bewies die dicke Freundschaft, die sie verband.
»Du sagst, suche ihre Bekanntschaft«, meinte Karl dann. »Wie denn?«
»Über Vera.«
»Die muß ich doch auch erst noch kennenlernen.«
»Höchste Zeit dazu. An ihrem Arbeitsplatz besteht die beste Gelegenheit dazu. Geh hin, vielleicht haben wir Glück und du begegnest dort auch der anderen. Ich habe da nämlich einen Verdacht …«
»Welchen?«
»Moritz benimmt sich so auffällig. In dem Laden siehst du im Hintergrund einen dicken, zweiteiligen Vorhang, der einen Raum abtrennt, in dem sich manchmal jemand aufhält, den Moritz kennt. Das sieht man ihm an. Und wen kann er denn dort schon kennen? Vera und Sonja, die beiden Mädchen, denen er dort begegnet ist.«
»Aber dann müßte die sich vor dir sogar verstecken. Warum denn das?«
Albert zuckte die Achseln.
»Das weiß ich auch nicht.«
»Und wenn du dich irrst? Wenn es nicht Sonja ist, von der sich Moritz angezogen fühlt?«
»Dann bietet sich über Vera vielleicht eine andere Gelegenheit, an sie ranzukommen. Das schaffst du schon. Ich glaube aber, daß mein Verdacht zutrifft. Ich kenne doch meinen Hund. Der verteilt seine Sympathien und Antipathien allzu deutlich. Vera ignoriert er, auf Sonja stand er vom ersten Augenblick an. In beiden Fällen beruhten die jeweiligen Gefühle auf Gegenseitigkeit.«
»Was macht denn Sonja beruflich?«
»Keine Ahnung. Warum interessiert dich das?«
»Weil mir auffällt, daß die sich, wenn deine
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