Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
übrig.«
    Das Telefon läutete. Vera ging dran. Der Apparat stand nicht im Refugium, sondern im Laden. Das wäre auch gar nicht anders möglich gewesen, denn wenn Vera – oder Sonja – allein gewesen wäre, hätte sie im Refugium eventuelle Kundschaft nicht im Laden unbeobachtet lassen und ans Telefon eilen können.
    Eine Lieferfirma rief an. Die Besitzerin wurde verlangt.
    »Einen Moment bitte«, sprach Vera in die Muschel, legte den Hörer auf das Tischchen und rief laut: »Sonja, für dich!«
    Karl Thaler ließ sich nichts von alledem entgehen. Freilich erwies sich das Telefonat selbst nicht als ergiebig für ihn. Sonja sagte nur ja oder nein, und zum Schluß meinte sie, daß sie sich darüber noch kein Urteil erlauben könne.
    Solange Sonja telefonierte, schwiegen Vera und Karl, um nicht zu stören. Das hätte es Karl erleichtert, sich nichts entgehen zu lassen, wenn es nur etwas gegeben hätte, daß es wert gewesen wäre, vermerkt zu werden.
    Nachdem Sonja aufgelegt und sich wieder zurückgezogen hatte, sagte Karl zu Vera: »Der Anfang wäre gemacht. Wie geht's nun weiter?«
    »Welchen Anfang meinen Sie?« erwiderte Vera.
    »Der Anfang unserer Bekanntschaft. Oder erscheint Ihnen diese nicht fortsetzungswürdig?«
    »Doch, doch«, beteuerte Vera lächelnd.
    »Mir auch«, pflichtete er bei. »Deshalb frage ich Sie, ob Sie Lust hätten, mit mir ein wüstes Lokal aufzusuchen.«
    »Ein wüstes Lokal?«
    »Meine Stammkneipe. Die sollen sich dort auch einmal davon überzeugen, was wahre Schönheit unter den Frauen ist.«
    Vera lachte.
    »Etwas weniger Wüstes hätten Sie nicht auf Lager?«
    »Mal sehen. Ihr grundsätzliches Einverständnis wäre also schon vorhanden?«
    »Warum nicht?«
    »Ganz richtig, warum nicht? Und wann?«
    »Wann denn?«
    »Am besten gleich heute abend.«
    »Nein«, bedauerte Vera, »das geht nicht; heute abend« – sie stockte – »habe ich zu tun.«
    Sie legte sich keine Rechenschaft darüber ab, warum sie ihm verschwieg, daß sie mit seinem Freund ›zu tun‹ hatte. Das war aber auch gar nicht notwendig. Sollte Albert selbst entscheiden, ob Karl das etwas anging oder nicht.
    Das Telefon läutete wieder, und Vera erlebte als Überraschung, daß sie quasi zwischen zwei Mühlsteine geriet – Mühlsteine freilich, die ihr nichts zuleide taten. Albert Max war am Apparat.
    »Vera«, begann er, »hast du schon mit deiner Chefin gesprochen? Klappt das mit uns beiden heute?«
    »Ja.«
    »Das wollte ich wissen. Deshalb rief ich an. Mich ließ das nicht in Ruhe. Gibt's sonst noch etwas?«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Rate mal, wer gerade bei mir ist!«
    »Keine Ahnung.«
    »Dein Freund.«
    »Welcher? Ich habe nicht nur einen.«
    »Dein bester.«
    »Karl Thaler?«
    »Ja.«
    »Das gibt's doch gar nicht«, zweifelte er mit völlig überraschter Stimme. »An den hätte ich zuletzt gedacht. Der schläft doch am Tag und wird nur nachts munter. Was will er denn? Sei vorsichtig mit dem.«
    »Du kannst beruhigt sein.«
    »Gib ihn mir doch bitte mal.«
    Vera drückte dem unausgelasteten Kunstmaler den Hörer in die Hand.
    Albert Max sprach am anderen Ende des Drahtes nun mit unterdrückter Stimme, damit von dem, was er sagte, niemand – außer sein Freund – etwas mitbekommen konnte.
    »Wie läuft's, Karl?«
    »Teils, teils.«
    »Steht Vera neben dir?«
    »Fast.«
    »Dann spreche ich noch leiser.« Er dämpfte seine Stimme sosehr, daß er beinahe gar nicht mehr zu verstehen war, als er fortfuhr: »Und drück dich vorsichtig aus, damit ihr … du weißt schon … nichts in die Nase steigt.«
    »Mach' ich.«
    »Seid ihr zwei allein?«
    »Nein.«
    »Aha, dann war die andere also, wie ich es erwartet habe, noch da, als du hinkamst?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was weißt du nicht?«
    »Ob da eine Identität besteht.«
    »Was soll der Quatsch? Ob da eine Identität besteht? Welche Identität? Zwischen wem?«
    »Zwischen …« Thaler brach ab. »Das kann ich dir so nicht sagen.«
    »Ich verstehe, du kannst nicht offen sprechen. Weißt du was? Du kommst anschließend hier bei mir in der Kanzlei vorbei und berichtest mir. Ja?«
    »Ja.«
    »Bis nachher. Gib mir Vera noch mal …«
    Im Eifer des Gefechts vergaß er dann, seiner Stimme wieder normale Lautstärke zu verleihen, als er zu Vera sagte: »Heute sieht's nicht nach Regen aus, deshalb –«
    »Albert«, unterbrach sie ihn, »ich verstehe dich kaum, du bist plötzlich so weit weg …«
    »Ich verstehe dich gut«, erwiderte er laut.
    »Ich dich jetzt auch wieder.

Weitere Kostenlose Bücher