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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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meinte ich, daß ich nicht wissen konnte, ob die, die ich antraf, auch die war, die du hinter dem Vorhang vermutet hast. Letztere konnte ja schon gegangen sein, ehe ich erschien, und erstere konnte neu gekommen sein. Verstehst du?«
    »Wie sah die aus, die du angetroffen hast?«
    Karl Thaler setzte zu einer Beschreibung Sonjas an, wurde jedoch schon nach wenigen lobpreisenden Sätzen von Albert Max unterbrochen, der ausrief: »Das genügt! Sie ist es!«
    »Wer ist sie?«
    »Veras Freundin.«
    »Bist du sicher?«
    »Natürlich. Warum soll ich nicht sicher sein? Ein Mädchen, das so aussieht, gibt's nur einmal. Weshalb fragst du?«
    »Weil ich bei der eher auf ›Chefin‹ getippt hätte.«
    »Chefin?« stieß Albert Max nur hervor.
    Der Maler nickte.
    »Wie kommst du darauf?« fragte Max.
    Der Maler zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht … irgendwie … ihr Auftreten … das roch nach Besitzrechten … wenn du verstehst, was ich meine.«
    Und wieder blickte Max seinen Freund stumm an, wieder ging ihm manches durch den Kopf.
    Eine der Stenotypistinnen kam herein und legte mit einem »Bitte, Herr Doktor …« zur Unterschrift einen Brief, den sie nach Tonbanddiktat geschrieben hatte, auf den Tisch. Wartend blieb sie stehen. Ihr war gesagt worden, daß der Brief sehr eilig sei.
    »Was ist denn?« fragte Max sie unfreundlich.
    »Der Brief muß heute noch raus«, erwiderte sie.
    »Wer sagt das?«
    »Sie.«
    »Blödsinn!«
    Das brachte das Fäßchen zum Überlaufen. Die Stenotypistin hatte sich in den letzten Tagen von ihrem nervösen Chef schon mehrmals ungerecht behandelt gefühlt und wollte das nicht mehr länger hinnehmen. Sie war eine moderne Arbeitnehmerin, mit der Gewerkschaft und einem gut verdienenden Ehemann im Rücken, der ihr erst gestern wieder, als sie vor ihm über ihren Chef Klage geführt hatte, gesagt hatte: »Laß dich doch von dem kreuzweise …«
    Nun war es also soweit.
    »Sie haben das sogar zweimal gesagt«, gab sie Max contra.
    »Was habe ich zweimal gesagt?«
    »Daß der Brief heute noch raus muß.«
    Max verlor die Beherrschung.
    »Das ist mir jetzt scheißegal, ob ich das gesagt habe!« explodierte er. »Verschwinden Sie!«
    »Wie bitte?«
    »Verschwinden Sie!«
    Dr. Albert Max meinte damit, daß die junge Frau sich wieder in ihren Arbeitsraum und an ihre Schreibmaschine verfügen möge, um den nächsten Brief zu tippen. Er erwartete also dies und nichts anderes, mußte jedoch eine herbe Enttäuschung erleben. Die Gescholtene strebte wortlos zur Ausgangstür.
    »Wohin wollen Sie?« rief Max ihr nach.
    »Ich verschwinde«, antwortete sie mit halber Drehung über ihre Schulter zurück.
    »Aber …«
    Dr. Max verstummte. Mehr verlauten zu lassen, wäre auch zwecklos gewesen, denn schon war die Tür hinter dem verheirateten Gewerkschaftsmitglied zugefallen, und Max suchte Rat bei seinem Freund, indem er ihn fragte: »Was sagst du dazu?«
    Karl Thaler war ein unterbeschäftigter Künstler. Deshalb konnte in seiner Brust gar kein anderes Herz schlagen als ein linksorientiertes.
    »Wie war die denn?« antwortete er.
    »Als Arbeitskraft?«
    »Ja.«
    »Ausgezeichnet. Die beste, die ich je hatte.«
    »Dann irre ich mich nicht.«
    »Wieso? Was meinst du damit?«
    »Daß du dich soeben ins eigene Fleisch geschnitten hast.«
    Albert Max verstummte. Er machte innerlich für das Geschehene nicht sich verantwortlich, sondern die elende Linksbewegung, verwünschte die Gewerkschaft, haderte mit der sozialistischen Vergiftung der Völker, der er all dies in die Schuhe schob, und sagte schließlich zu Thaler: »Es kommt auch wieder mal eine andere Zeit, warte nur.«
    »Hast du einen geeigneten Anwalt? Einen Spezialisten?«
    »Wozu brauche ich einen Spezialisten? Wie meinst du das?«
    »Für deine Verhandlung vor dem Arbeitsgericht.«
    »Du denkst, die zieht auch noch vors Arbeitsgericht?«
    »Bombensicher«, meinte Thaler mit vergnügter Miene.
    Max haute mit der Faust auf den Schreibtisch.
    »Da siehst du es, soweit sind wir gekommen!«
    Ein Themawechsel war angebracht, weil sonst Gefahr bestand, daß sich die beiden, die in völlig unterschiedlichen politischen Lagern standen, noch in die Haare geraten wären. Albert Max war ein sogenannter ›Schwarzer‹, Karl Thaler ein ›Roter‹. Die dominierende Übereinstimmung zwischen den beiden bestand jedoch darin, daß sie Demokraten waren, und auf diesem Boden blühte ihre Freundschaft, über die sich die meisten Bekannten nur wundern konnten in einer Zeit, in der

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