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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vieren hier zu wem tendierte, nämlich Vera zu Albert und umgekehrt; sowie Sonja zu Karl und umgekehrt.
    Das Quartett saß auch so, daß man das sehen konnte. Die Strategie der Männer, von der die zwei Mädchen nichts wissen konnten, deren Opfer sie aber werden sollten, besaß also noch volle Gültigkeit.
    Ein gewisser Webfehler war der, daß Sonja ihrer Freundin angekündigt hatte, es auf Albert anzulegen, um ihn ihr abspenstig zu machen, daß sie aber nun vom ersten Augenblick an ganz heftig mit Karl flirtete und das andere Feld eindeutig Vera überließ. Was hatte das zu bedeuten? Einen Sinneswandel Sonjas? Oder bedeutete es nichts anderes als daß auch Sonja zur gleichen Strategie griff, die sich Albert Max vom alten Oberkellner Augustin Greis hatte einflüstern lassen? (In der Liebe sei der Umweg über einen zweiten Partner oft der sicherste Weg zu dem einen – dem Einzigen.)
    Wer weiß?
    Karl Thaler litt nicht gerade darunter, daß ein Supermädchen wie Sonja ihm gegenüber so richtig auftaute. Automatisch ließ auch er alle Minen springen, und da er darin keiner war, der blaß gewirkt hätte, fühlte sich davon Albert Max, gelinde ausgedrückt, unangenehm berührt. Verwunderlich war das freilich nicht, aber auch nicht abzustellen bei der Konstellation der Kräfte, die hier wirksam waren. Mit anderen Worten: Albert hatte sich das, was geschah, selbst zuzuschreiben.
    Merkwürdig war etwas anderes, nämlich daß auch Vera angesichts des Treibens zwischen Sonja und Karl so manchen kleinen Stich empfand. Sie konnte das von sich selbst nicht verstehen.
    »Wir kennen uns ja schon«, hatte Sonja bei der Begrüßung in Alberts Kanzlei zu Karl gesagt. »Als Sie aber Vera in meinem Geschäft abholten, hätte ich nicht gedacht, daß sich unsere Wege noch einmal kreuzen würden.«
    Und daran anknüpfend, meinte sie, zwischen Suppe und Hauptgang, jetzt: »Wissen Sie, was ich heute sofort an Ihnen vermißt habe?«
    »Was?«
    »Die Turnschuhe.«
    »Die werden Sie aber gerne vermißt haben«, grinste Karl.
    »Nein, im Gegenteil, mir haben sie gefallen.«
    Karls Blick wich nicht ab zu der Stelle, wo Vera saß.
    »So?«
    »Ja.«
    Das Luder lügt, dachte Vera empört. Wozu das? Ich weiß genau, daß sie lügt, ich kenne ihren Geschmack.
    »Karl«, ließ sich Albert vernehmen, »ihr zwei habt uns vorhin zwar erzählt, was ihr mit dieser Italienerin da erlebt habt, aber wie lange ihr euch hier, alles in allem, amüsiert habt, weiß ich immer noch nicht.«
    »Bis nach Mitternacht«, verriet Karl.
    »Und dann? Seid ihr schon nach Hause gefahren oder noch woanders versumpft?«
    Karl blickte Vera an.
    »Haben Sie gehört?« fragte er sie. »Er möchte wissen, ob wir noch versumpft sind.«
    »Nein«, sagte sie lächelnd zu Albert, »das sind wir nicht. Herr Thaler hat mich von hier zur Tiefgarage gebracht, dort trennten wir uns.« Ihr klarer, reiner Blick wanderte zurück zu Thaler. »Oder nicht, Karl?«
    »Genau. Pech war dann für mich, daß ich am Karlsplatz keine Bahn mehr gekriegt habe.«
    »Das war die Strafe dafür«, bemerkte Albert schadenfroh, »daß ihr nicht eher ein Ende gefunden habt. Du hättest ihn aber noch nach Hause fahren können, Vera.«
    »Das nächste Mal mache ich das, Albert.«
    Endlich kam der Hauptgang. Der ›Dienst nach Vorschrift‹, den Gina zelebrierte, zeitigte seine Früchte. Der Entschluß, zu dem sich Albert dadurch veranlaßt sah, lautete folgendermaßen: »Trinkgeld kriegt die von mir keinen Pfennig – oder die zehn Lire, die ich noch in irgendeiner Tasche stecken haben muß. Wieviel sind das, zehn Lire …?«
    »Ach«, beantwortete er die Frage selbst, geringschätzig abwinkend, »lächerlich … diese ganze Bagage mit ihrer Scheißwährung … entschuldigen Sie den Ausdruck, meine Damen, aber mir platzt einfach immer wieder der Kragen, wenn ich mir die alle so ansehe … der Terror … die Korruption … die Streiks …« Er winkte noch einmal wegwerfend.
    Sonja nickte zustimmend. Vera zeigte keine Regung. Karl sagte: »Ich sehe die anders.«
    »Was siehst du anders?« entgegnete Albert. »Den Terror? Die Korruption? Die Streiks?«
    »Wenn du so fragst, erwidere ich: Wie siehst du die Malerei von denen, die Bildhauerei, die Architektur, die Musik?« Karl geriet rasch in Feuer. »Die ganze ungeheure kulturelle Leistung von denen, was ist mit der? Leonardo da Vinci … Tizian … Raffael … der unfaßliche Michelangelo … Palladio … Verdi …«
    »Vergiß Nero nicht. War auch ein Künstler«,

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