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Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)

Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)

Titel: Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Balian Buschbaum
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erschwert, sich in ihren Allmachtsphantasien über andere Menschen zu erheben. Ich verstehe bis zum heutigen Tage den Ausdruck »Rothaut« für Indianer nicht, und Chinesen sehen für mich auch nicht gelb aus. Gelegentlich stelle ich mir die Frage, wer hier farbenblind ist.
    Natürlich war aber nicht nur die Sehschwäche ein Zeichen für mein etwas anderes Sein. Mein Gehirn erkannte die Wahrheit über mein eigentliches Wesen schon sehr früh, was auch oft zum Ausdruck kam, zum Beispiel in meinem hartnäckigem Bestreben, meine Kindergärtnerin von meiner körperlichen Stärke zu überzeugen, in meiner Leidenschaft fürs Fußballspielen, in meiner Mädchen-finde-ich-doof-Zeit und meiner großen Lust, alle möglichen technischen Dinge zu reparieren. Zum anderen aber merkte ich in meinen ersten Beziehungen zu Frauen schon bald, dass ich keine weibliche Rolle übernehmen würde, sondern ganz klar der Mann an ihrer Seite war.
    Mein Werdegang mag nahezu der klassische Weg vom Jungen zum Mann gewesen sein, bis auf die Tatsache, dass ich wohl einen etwas größeren Umweg zu bewältigen hatte. Bei meiner Geburt muss ich wohl die eine oder andere Ausfahrt verpasst haben, weil ich zu schnell oder unbedacht unterwegs war. Was mir letztendlich bleibt, ist die tiefe Gewissheit in mir selbst, wer ich tatsächlich bin. Und diese Gewissheit kann mir niemand mehr nehmen.

Wie ist es, im falschen Körper geboren worden
zu sein?
    Ich bin nicht im falschen Körper geboren. Ich kam lediglich mit den falschen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt. Mein Geschlecht passte sich im Laufe meines Lebens an mein Gehirn an, das bereits um die siebte Schwangerschaftswoche vom ersten Testosteronschub männlich geprägt wurde. Der zweite und dritte Testosteronschub wären dafür verantwortlich gewesen, Hoden und Penis auszubilden. Offenbar habe ich jedoch bei der Hoden- und Penis-Vergabe nicht laut genug geschrien. Wenn diese beiden Testosteronschübe ausbleiben, bildet sich der Embryo trotz männlich geprägtem Gehirn körperlich weiblich aus, weil er der Geschlechtsgrundeinstellung folgt.
    Was aber entscheidet über das Geschlecht? Das Gehirn oder die Geschlechtsmerkmale? Was fällt mehr ins Gewicht? Nehme ich diese Frage wörtlich, dann wiegt ein durchschnittliches Gehirn ca. 1300 Gramm. Ein Penis im Durchschnitt nur ca. 180 Gramm. Dementsprechend darf es auch nicht Geschlechtsumwandlung heißen, sondern Geschlechtsangleichung. Ich passe mein Geschlecht meinen inneren, gewichtigeren Merkmalen an. Insofern war es nur natürlich, dass ich auf mein inneres Geschlecht gehört habe. Die Umschreibung »im falschen Körper geboren« träfe nur dann zu, wenn ich im Körper eines Lamas oder Wildschweins auf die Welt gekommen wäre. Daher würde ich doch mal sagen: »Schwein gehabt!«

Wolltest du deine Eierstöcke loswerden?
    Klar! Wozu der ganze Quatsch auch? Die Eier sind mir an der falschen Stelle gewachsen und den Stock benutze ich lieber im Sport als Stab, um über eine Latte zu springen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mich zu vervollständigen – wie ein Puzzle, dessen Teile falsch zusammengelegt wurden. Jetzt sitzen Eier und Stock endlich an der korrekten Stelle und ergeben ein klares Bild, das mir auch der größte Zweifler nicht verunstalten kann.

Ist es nicht ein einzigartiges Geschenk,
dass du nun beide Seiten – Mann und Frau – kennst?
    Jein! Um beide Seiten zu kennen, hätte ich beide Seiten leben müssen. Dazu hätte ich aber als Frau auf die Welt kommen müssen.
    Ich habe stets klar formuliert, dass ich immer ein Mann war – nur eben mit falsch ausgebildeten Geschlechtsmerkmalen. Wie schon an anderer Stelle so schön ausgedrückt, befindet sich unser Gehirn nicht zwischen den Beinen, sondern zwischen den Ohren. Und dort war ich schon immer ein Mann, mit der Besonderheit, durch einen erhöhten Östrogenspiegel einzigartige Einblicke in die weibliche Gedanken- und Gefühlswelt erhalten zu haben. Trotz Leid und Zerrissenheit in dieser Zeit möchte ich meine Erfahrungen aus heutiger Sicht auf keinen Fall missen, lehrten sie mich doch, in beiden Haifischbecken schwimmen zu können.
    Ein östrogenüberflutetes Gehirn zu Weihnachten unter den Baum gelegt zu bekommen, ausgestattet mit einer umfangreichen, bebilderten Gebrauchsanweisung und vielleicht auf einen Monat limitiert, würde jeden Mann bereichern. Manche Gedanken und Empfindungen einer Frau sind auf andere Weise für einen Mann kaum nachvollziehbar.
    Komme ich beispielsweise in

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