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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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… sie ist zu mir gekommen! Schanna, ist das schön … du hast mich einen Moment zu spät gewarnt. Aber du wußtest ja auch nicht, daß sie kommen würden. Danke, Schanna … Was werden sie nun mit dir tun?
    Sie sah ihn stumm an. Ihre Augen grüßten ihn, ja sie baten ihn sogar um Verzeihung. Dann stützte sie sich auf Marianka und wandte sich ab.
    »Gehen wir …«, sagte sie. »Hast du ihn getroffen?«
    »Ein Schuß kam von Lida, einer von mir.«
    »Du wolltest ihn ja schon immer haben, den ›Bullen‹! Nun hast du ihn …«
    Sie schleiften Schanna zur Tür, verharrten dort, sicherten nach außen und verließen dann die Scheune. Die Nacht war warm und still, niemand hatte die beiden Schüsse gehört. Wanda drückte sich an die Hauswand. In einem Nebengebäude schnatterten Gänse.
    »Warten wir auf Lida?«
    »Sie wird gleich kommen.«
    »Liquidiert sie den Arzt?«
    »Wir werden es hören.« Marianka hielt Schanna, der die Beine wegknickten, fest. »Du kannst nicht mehr gehen, Schanna?«
    »Nein.«
    »Wir werden dich auf einer Decke bis zum Fluß ziehen …« Marianka ließ sie zur Erde gleiten. Schanna begann vor Schmerzen mit den Zähnen zu klappern. »Der Deutsche wollte dich operieren?«
    »Ja.«
    »Das kann Galina Ruslanowna auch! Sei ganz ruhig, Schannanka, du bist jetzt gerettet.«
    In der Scheune stand Lida neben Unterarzt Ursbach und sah zu, wie er Plötzerenke die Spritze gab. In dem Augenblick nahm Ursbach die langen, nackten Beine bis zu dem engen Schlüpfer, über dem die Uniformbluse begann, wahr. Unter dem knappen, dünnen Höschen zeichnete sich Lidas schwarzes Dreieck deutlich ab. An den weißen Schenkel gepreßt, hielt sie ihr Gewehr.
    »Kannst du ihm noch helfen?« fragte Lida Iljanowna.
    »Nein. Das heißt, ja … Ich verhelfe ihm jetzt zu einem schmerzlosen Tod.«
    »Du betäubst ihn?«
    »Ich lasse sein ausblutendes Herz einschlafen.« Ursbach zog die Injektionsnadel aus der Armvene Plötzerenkes und legte die Spritze zur Seite. »Nur noch ein paar Minuten …«
    »Und dann?«
    »Dann? Dann kannst du mich töten! Ihr tötet doch jeden, der euch gegenübertritt.«
    Plötzerenke wurde ruhiger. Die Injektion wirkte. Er hatte keine Schmerzen mehr, die Eiseskälte verflog, alles wurde leicht und wundervoll friedlich. Er wandte Ursbach den Kopf zu und sah ihn dankbar an. Dann fiel sein Blick auf die nackten Beine Lida Iljanownas, und wiederum verzog sich sein Gesicht unter dem Blutschaum zu einem Grinsen. Bevor die Betäubung ihn ergriff und hinübernahm in die Ewigkeit, nahm er noch Lidas knappes Höschen wahr – dies war der letzte Eindruck, den sein Hirn wahrnahm, bevor er in die weiche Dunkelheit fiel.
    Lida kniete neben Ursbach nieder, preßte mit den Händen ein Strohbündel zusammen und wischte damit den Schaum von Plötzerenkes Mund. Die roten Blasen erneuerten sich nicht mehr, der Atem stand still.
    »Er ist tot«, sagte sie und schob mit der flachen Hand Plötzerenkes Lider herunter. »Hat er Schanna gefangengenommen?«
    »Ja. Und er hat für sie gesorgt. Er hat sie versteckt gehalten, weil er wußte, daß sie die Auslieferung an den SD nicht überlebt hätte.«
    »Und da redest du davon, daß wir alle töten?« Sie legte ihr Gewehr neben sich auf den Boden und blickte sich um. Wo Schanna gesessen hatte, lagen auf einem weißen Handtuch noch immer die chirurgischen Instrumente. Ursbach warf einen Seitenblick auf das Gewehr. Mit einem Griff hätte er es an sich reißen können. Provozierend langsam streckte er die Hand aus und legte sie auf das Gewehrschloß. Lida hinderte ihn nicht. Sie rührte sich nicht, sondern sah ihn nur mit einem langen, fragenden Blick an.
    »Du hast keine Angst?« fragte er.
    »Vor dir nicht. Sonst … O ja, ich habe Angst. Wir wären doch keine Menschen, wenn wir keine Angst hätten.«
    »Was seid ihr überhaupt für Menschen?«
    »Mädchen, die ihre Heimat lieben. Die euch Faschisten hassen, weil ihr in unser Land eingefallen seid. Was wollt ihr hier? Warum stehst du hier in einem Bauernhaus am Donez und nicht in irgendeinem Krankenhaus in deinem Deutschland? Was würdest du tun, wenn ich dir in Berlin gegenüberstände?«
    »Ich will es mir in der Phantasie vorstellen. Es ist Frieden …«
    »Nein! Krieg!«
    »Es ist Frieden und du kommst herein … Ein Sommer wie jetzt. Der warme Wind liegt noch in deinem Haar. Du trägst ein geblümtes dünnes Kleid und du lachst und stehst vor mir und sagst: ›Hier bin ich! Was wird nun?!‹ Und ich geb dir darauf keine

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