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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gras liegen sieht?! Gamsat, laß das sein! Schnauf nicht so! Kein Hund hechelt so wie du! Gamsat!! Ich trete dich! Du blöder, schiefmäuliger Molch! Meine Bluse willst du mir zerreißen? Meinen Rock hochheben? Ich soll ein Stein sein? Ich? Ein Stein? Einen Stein auf dein Hirn kannst du haben! Gamsat! Du Idiot …
    Siehst du, nun liegst du da im Gras und blutest. Gewarnt habe ich dich, Gamsat. Bleib bei deinen Fischen und laß mich in Ruhe. Kannst mich besuchen kommen, jeden Tag, wenn du willst, aber laß deine Hose im Gürtel! Bin ich eine Hündin?! Ja, geh nur, geh, nenn mich ein zugenähtes Loch … komm morgen wieder, wenn du ruhiger bist. War wohl die Freude über den guten Fang. Denkst, du könntest alles für dich haben! Die Fische und die Schafhirtin! Geh nur, Gamsat Wadimowitsch, ich brauche das nicht. Ich kann gut auskommen ohne dein ausklappbares Eisen! Wenn ich einen Mann brauche, suche ich ihn mir selbst. Ob du es bist? Vielleicht.
    Der See. Wie er in der Abendsonne leuchtet. Erst golden, dann rot, dann violett, und der Himmel ist aufgelöst in flammende Streifen, und zwischen den Streifen kann man die Ewigkeit sehen. Der warme Wind. Jetzt werden die Felsen schwarz, die Bäume verwandeln sich in Scherenschnitte, die man gegen das Licht des Himmels hält. Wie schön du bist, See. Wie unbegreifbar du bist. Sibirien. Nie möchte ich von hier weg, hier am Ufer möchte ich einmal sterben, möchte hineinfallen in den See. Ich liebe dich, nur dich liebe ich, Sibirien – nichts sonst auf der Welt!
    Jetzt ist es dunkel, aber noch immer leuchtet der See. Von unten leuchtet er herauf, aus sich heraus, ein Schimmern aus der geheimnisvollen Tiefe. Silbern ist deine leicht gewellte Haut. Die Felsen spiegeln sich in deinem Glanz. O Baikal, ich bete dich an …
    Am Nachmittag, sie war jetzt ganz allein im Sanitätsbunker, stand Schanna auf und taumelte suchend umher. Endlich fand sie unter verschiedenen Mänteln das lederne Futteral mit Galinas Tokarev-Pistole 7,62. Sie zog die Waffe heraus, betrachtete den im Griff eingelassenen roten Sowjetstern, sah, daß die Pistole geladen und gesichert war und kehrte mit ihr zum Bett zurück.
    Sie legte sich hin, versuchte, den Lauf in ihren Mund zu stecken, empfand das aber als unangenehm und mußte würgen. Sie zog die Pistole zurück und drückte die Mündung an ihre rechte Schläfe. Mehrmals setzte sie an, bis sie die richtige Haltung gefunden hatte, schloß daraufhin die Augen und drückte ab. Sie spürte nur noch einen dumpfen Schlag. Dann wurde ihr Gehirn gefühllos.
    »Sie war doch würdig, eine von uns zu sein!« sagte die Bajda, die man sofort rief. Sie beugte sich über Schanna, streichelte ihren blutigen Kopf und putzte dann ihre Hände an Galinas weißem Kittel ab. Das Schluchzen der Umstehenden überhörte sie. »Ich wäre sehr betrübt gewesen, wenn sie mich enttäuscht hätte …« Leutnant Ugarow nahm ein Leinentuch und breitete es über die Tote.
    Zwei Tage später meldete Soja Valentinowna den Tod von Schanna Iwanowna Babajewa. Erschossen beim Patrouillengang von einem faschistischen Scharfschützen. Man wußte sogar, wer der Schütze gewesen war – jener verdammte Deutsche mit der Strickmütze!
    Niemand sah einen Anlaß, daran zu zweifeln. Schanna wurde neben Darja und Miranski begraben. Die Beerdigung war sehr feierlich, ähnlich wie die von Fritz Plötzerenke. Zwar wurde kein Salut geschossen, doch sang dafür ein Mädchenchor ein Lied vom Baikalsee. Und viele weinten, sogar die harte Soja Valentinowna, was allgemein für ein Wunder gehalten wurde, denn bisher hatte nur Ugarow sie weinen sehen. Und da waren es stets Tränen einer wilden Eifersucht gewesen. Daß die Bajda wirklich trauern konnte, das war neu und schon für sich allein ein ergreifendes Ereignis.
    Zwei Tage später traf von der 7. Garde-Armee der längst angekündigte Suworow-Orden in Bronze für Schanna Iwanowna ein. General Konjew persönlich, der Oberbefehlshaber der Steppenfront, hatte den Begleitbrief geschrieben.
    »Tapfere Genossin Schanna …«
    Die Bajda verlas das Schreiben am Grab und hängte den Orden an den niedrigen Flußstein, mit dem man das Grab geschmückt hatte.
    Mit gleicher Post wurde Stella Antonowna Korolenkaja zum Sergeanten befördert und öffentlich belobigt. Alle umarmten und küßten sie, und die Bajda sagte ahnungsvoll:
    »Warten wir es ab, meine Lieben. Stella wird den verdammten Strickmützenmann auch noch erledigen! Dann bekommen wir als Einheit den

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