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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ankunft. Vor allem die rückwärtigen Gräben der Hauptkampflinie, die vierten und fünften Auffangstellungen, waren besser ausgebaut als alle anderen Grabensysteme, die Hesslich bisher gesehen hatte. Die Berichte von Überläufern und Gefangenen, denen man auf deutscher Seite immer mit einer gewissen Ungläubigkeit begegnete, schienen wirklich der Tatsache zu entsprechen: Die sowjetischen Gräben waren in der Tiefe siebenfach gestaffelt! Selbst wenn es also gelingen sollte, die ersten drei oder vier Stellungen zu überrennen – spätestens an der sechsten biß man sich fest. Und erst dahinter stand dann das volle Potential der Sowjets, warteten die Artilleriebrigaden und die Panzerkorps, lagen die Einsatzreserven der Infanterie bereit. Hinzu kam die Weite des Landes, in dem Menschen aufgesogen wurden wie Wassertropfen von einem Schwamm. Da war die Steppe zwischen Donez und Don und Wolga, die wieder vor einem liegen würde wie damals beim Marsch auf Stalingrad, und jenseits der Wolga wieder Steppe, unendlich, unfaßbar, übergleitend in die asiatischen Gebiete, aufgehend in Südsibirien, ins Land der Kalmücken und Kirgisen, ins Riesenbecken von Kasachstan. Wer wollte das alles erobern, wer wollte das besetzen? Wer wollte es wagen, die Hände nach dem Unfaßbaren auszustrecken?
    Was Hesslich jedoch am meisten erschreckte, war der geballte Aufmarsch von Panzerabwehrkanonen hinter den sowjetischen Linien. Man konnte geradezu von einem Pak-Riegel sprechen. Auch diese Stellungen waren gestaffelt. Sobald die deutschen Panzer durchbrechen, würden sie von allen Seiten einem vernichtenden Feuer ausgesetzt sein.
    Drei Stunden brauchte Hesslich, um sich durch die vordersten Linien der Sowjets durchzuschleichen. Im Schutz der ausgebrannten Häuser und später kriechend erreichte er den Donez, ließ sich ins Wasser gleiten und schwamm mit kräftigen Kraulschlägen hinüber aufs deutsche Ufer.
    Er blieb ein paar Minuten im Wasser liegen, bevor er an Land kroch und die leichte Böschung hinauflief. Er wollte sich gerade schütteln wie ein nasser Hund und das Wasser aus seinen Haaren streifen, als er aus der Dunkelheit heraus angerufen wurde.
    »Stoj! Flossen hoch, Iwan!«
    »Nimm den Finger vom Druckpunkt, du Arschloch!« sagte Hesslich gemütlich. »Wo bin ich denn hier?«
    »Im Puff zur schwarzen Lola!« Die Stimme blieb hart. »Stehenbleiben! Hände übern Kopf. So ist's gut! Name? Wo kommst du her?«
    »Oberfeldwebel Hesslich. Sonderkommando I. Wo ich herkomme? Das siehste doch. Ich schwitze mich tot, so haben mich die Weiber hergenommen …« Er ging drei Schritte vor, die Arme noch immer über dem Kopf, und blieb dann wieder stehen. »Nun macht euch nicht in die Hosen, Kameraden, ich war im Einzeleinsatz.«
    »Im Wasser? Einmanntorpedo im Donez, was?«
    »Ich will euren Kommandeur sprechen, und zwar sofort! Ich war hinter den sowjetischen Linien! Verdammt, ihr Pisser, es ist dringend …«
    Eine halbe Stunde später saß er im Befehlsstand des Regiments und telefonierte mit der Division. Nachdem er dem Ia kurz Bericht erstattet hatte, ließ man den General aus dem Bett holen, für so wichtig hielt man Hesslichs Mitteilungen.
    Der General erinnerte sich sofort. Einen Mann wie Hesslich vergißt man nicht so schnell.
    »Das freut mich!« sagte er in fast familiärem Ton. »Sie haben es geschafft und sind heil zurückgekommen! Daran hat hier eigentlich niemand mehr geglaubt …«
    »Ich selber auch nicht, Herr General.« Hesslich schloß die Augen und sah sofort wieder den ungeheuren Aufmarsch der Sowjets vor sich. »Ich habe Herrn General zu melden, daß die Sowjets gerade in unserem Abschnitt große Pak-Verbände zusammengezogen haben. Ein siebenfaches Grabensystem ist voll besetzt.«
    »Das wissen wir und das weiß das Oberkommando der Heeresgruppe. Und das Führerhauptquartier auch.«
    »Darf ich Herrn General eine Frage stellen?«
    »Bitte, Hesslich …«
    »Wie wollen wir da durchbrechen?!«
    »Mit Mut und Kampfmoral …«
    »Gegen Panzer, Pak und Flak im Erdeinsatz?«
    »Sind das Ihre Sorgen, Hesslich?!«
    »Nein, Herr General.«
    »Erzählen Sie mal der Reihe nach, was Sie gesehen haben. Und morgen kommen Sie zur Division und melden sich bei mir. Ich möchte Ihren Bericht schriftlich haben.«
    Hesslich gab einen ausführlichen Bericht, in dem lediglich die Begegnung mit Stella Antonowna unerwähnt blieb. Er betrachtete sie nicht mehr als kriegsmäßige Handlung, und ein Ruhmesblatt für den Einzelkämpfer Peter

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