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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war. Ungestört Tag und Nacht konnten diese Transporte rollen, eine deutsche Luftwaffe gab es praktisch nicht mehr. Was man im Kreml nie für möglich gehalten hatte, war zu aller Verwunderung eingetroffen: Die bisher bedeutungslose sowjetische Luftflotte beherrschte den Luftraum im gesamten Mittel- und Südabschnitt. Das war ein Beweis, wie gründlich die Deutschen geschlagen worden waren.
    Stella und Pjotr trafen an einem Abend in Charkow ein. Der Lkw, mit dem sie gekommen waren, wurde vor dem zerstörten Kaufhaus ausgeladen. Verlassen standen sie auf der Straße. Die Menschen und Soldaten, die an ihnen vorbeihasteten, beachteten sie nicht. Wieso auch? Da waren eine Bauersfrau und ein rundum mit Binden umwickelter Mann, ein armer Genosse, der aussah, als habe man ihm den halben Kopf weggeschossen – aber Verwundete gab es genug in Charkow, ständig kamen die Sanitätswagen von der Front und luden neue zerfetzte Körper aus, alle verfügbaren Säle und Schulen waren belegt, weshalb sollte man sich gerade um Pjotr kümmern?
    Was Stella gehofft hatte, traf voll zu: Sie waren in der Masse der anderen Menschen untergetaucht. Die Stadt würde sie aufsaugen, diese große, immer noch oder schon wieder funktionsfähige Frontstadt, in der die Deutschen vor zehn Tagen noch Operetten gespielt hatten, und wo jetzt sowjetische Armeechöre sangen und Folkloregruppen von Wolga und Don und sogar aus Alma Ata mit ihren ausgelassenen Volkstänzen die Soldaten zu Begeisterungsstürmen hinrissen.
    »Wir suchän Wohnnung …«, sagte Stella leise zu Hesslich. »In Källärr oder Trümmärr. Und du lärnen Russisch. Tag und Nacht!«
    »Auch nachts?« fragte Hesslich. Aus seinem Verband lugten nur seine Augen hervor, und sie lachten.
    Stella sah ihn mit schiefem Kopf an und nickte. »Auch Nacht. Nix Liebä. Erst du sagän auf russisch: Ich liebbä dich. Ich will machän mit dirr Liebbä. Dann Liebbä …«
    »So schnell hat noch niemand Russisch gelernt wie ich«, sagte Hesslich dumpf unter seinen Binden. »Schnell, Stella. Wie heißt das?«
    »Nix hier!« Sie faßte Hesslich unter, er war so gebrechlich für seine Umwelt, und ging mit ihm langsam durch die zerstörten Stadtviertel, fragte hie und da ein paar Frauen nach dem Weg, die bereits die Trümmer wegräumten, die Keller bloßlegten, Treppen freischaufelten, bewohnbare Zimmer säuberten, oder Bretter vor die scheibenlosen Fenster nagelten. An Wasserzapfstellen stauten sich die Schlangen; nicht überall war die Wasserleitung intakt geblieben. In manchen Stadtvierteln, vor allem dort, wo die deutschen Offiziere und der ganze aufgeblähte Apparat der Etappe untergebracht waren, da lief das Wasser sauber aus den Kränen, gab es sogar Badezimmer mit Kohleöfen und Ventilatoren. Bestaunt wurde ein Bad, das der deutsche Bewohner mit handgemalten Kacheln hatte auslegen lassen, die erotische Szenen darstellten.
    Stella und Hesslich fanden eine noch halbwegs unzerstörte Wohnung in der Nähe des Güterbahnhofs, nicht gerade eine vornehme Gegend, aber vorzüglich geeignet, sich bei Gefahr im weiten Gelände der Waggons und Schienen zu verstecken, oder gar mit einem Güterzug aus Charkow zu flüchten. Die Wohnung hatte nur ein einziges Fenster, aber es lief Wasser aus der Leitung, und überall standen noch Flaschen mit aufgesteckten Kerzen herum. Eine Frau, die eine Wohnung nebenan belegt hatte, erzählte, hier habe ein deutsches Transportbataillon gewohnt. Wer in Stellas Behausung gelebt hatte, sei verschollen: ein Ehepaar, das bei der ersten Besetzung Charkows durch eine SS-Division mit den sowjetischen Truppen zurückgegangen war. Wer weiß, wo sie jetzt lebten; vielleicht waren sie ein Opfer der deutschen Stukas geworden.
    Hesslich besichtigte die Wohnung und fand im Waschraum, wo auch der Lokus war, einen Spruch, mit roter Kreide an die getünchte Wand geschrieben:
    Und die Filzlaus sitzt und lauscht,
wie der Urin vorüberrauscht.
    »Hier bleiben wir!« sagte Hesslich und legte den Arm um Stella. »Das klingt direkt heimatlich.«
    »Wägän Schrift an Wand?«
    »Auch das.«
    Sie las den Spruch, ihre Lippen bewegten sich beim Entziffern, aber dann hob sie die Schultern. »Ist Gedicht?«
    »So ähnlich.«
    »Schönnes Gedicht? Was ist Filzlaus?«
    »Eine Sauerei.«
    »Nix gutt?!«
    »Geschmacksache. Für einen Landser im Dreck kann das aufmunternde Poesie sein. Viele Dinge verschieben sich da. Stella, hier bleiben wir!«
    »Ja.«
    Sie gingen noch einmal Hand in Hand durch die beiden

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