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Freakshow

Freakshow

Titel: Freakshow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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mit der Stirn in den Kies über mir knirschte. Falsche Richtung, begriff ich, schaffte irgendwie den Arsch unter den Kopf zu kriegen und die Füße auf den Grund und stieß mich mit einem allerletzten Aufbäumen aus der Hocke ab.
    Eine kleine Ewigkeit später brach mein Kopf durch die Wasseroberfläche, und ich holte Luft, dass sie heulte wie eine Orkanböe um eine Häuserecke. Johanna kam mir entgegengewatet, ich schaffte irgendwie noch ein paar Schwimmzüge, dann packte sie meinen Arm und zog mich ins Flache. Sofort krabbelte ich an Land - nur raus, nur raus - ließ mich bäuchlings in den Sand fallen, mein Atmen laut wie Schluchzen in meinen Ohren, und fühlte mich unendlich erleichtert und beschämt zugleich.
    »Na, du bist ja ganz schön mutig«, meinte Johanna vorwurfsvoll.
    »Nein, nur blöd«, entgegnete ich mit vor Entkräftung zitternder Stimme.
    Ein Hustenanfall riss mich in eine sitzende Position, und als ich mich wieder nach hinten sinken ließ, fand ich mich mit dem Hinterkopf in Johannas Schoß wieder.
    Überrascht blickte ich hoch in ihre dunklen Gläser, vorbei an ihren perfekt geformten Jungmädchentitten. Vielleicht war es eine Reaktion auf die gerade ausgestandene Angst, vielleicht ein Millionen Jahre alter Instinkt, vielleicht aber auch nur das Aufkeimen ganz gewöhnlicher Geilheit, auf alle Fälle wuchs mir eine spontane, fast schon schmerzhafte Latte. »Hoppla«, sagte Johanna leise, dann beugte sie sich vor, und meine Lippen schlossen sich wie von allein um ihre linke Brustspitze, fest, rund, leicht salzig vor Sommerschweiß und, wie vermutet, leicht zu begeistern. »Ich hatte noch nie einen richtigen Mann«, hauchte Johanna in mein Ohr. »Wirst du mein erster richtiger Mann sein?«
    Anstelle einer Antwort ließ ich meine Zungenspitze einmal um ihren Nippel kreisen. Sie keuchte, richtete sich mit einem fühlbaren Zittern auf und klang freudig überrascht, als sie »Oh, sieh mal, da kommt Jacob« sagte.
    Eine blitzartige seitliche Flugrolle später lag ich auf dem Bauch und mit dem Kopf deutlich außerhalb von Johannas im Schneidersitz gespreizten Schenkeln. »Also hier seid ihr.« Jacob trat heran, eine Plastiktüte mit Getränkedosen in der Hand, Johannas Strandkorb und meine Uniform in der anderen, sein Blick schwer zu deuten hinter seinen dunklen Brillengläsern. »Ich hab euch schon gesucht.«
    »Kristof war im Rhein schwimmen, ist abgetrieben worden und wäre beinahe ertrunken«, erzählte Johanna mit kindlicher Harmlosigkeit.
    »Wie ist er denn auf die Idee gekommen?«, fragte Jacob, als ob ich nicht anwesend oder zurechnungsfähig wäre. »Er brauchte wohl eine Abkühlung«, antwortete sie und kicherte.
    »Kühles Getränk?«, wandte sich Jacob schließlich an mich und hielt mir eine Cola hin. Eine von dreien, wie mir auffiel.
     
    »Wo warst du?«
    »Schwimmen«, antwortete ich, versenkte den Arm in der Cafeteria-Tüte, zog einen von zehn Berliner Ballen heraus und stopfte ihn mir rein. Würgte ihn runter und griff sofort nach dem nächsten. Essen, nur essen. Leben, nur leben. Ich hatte meinen kleinen Ausflug ins Nasse wohl noch nicht wirklich verarbeitet. »Ach ja. Mit Johanna, richtig?«
    »Und Jacob«, fügte ich hinzu. Irgendwann waren die beiden miteinander in den Clinch gegangen, und ich hatte mich meines Dienstbeginns erinnert. Doch jetzt war ich dabei, meine Pläne zu ändern. »Du solltest dich von diesen Kids fernhalten«, meinte Scuzzi, ernsthaft wie eine besorgte Mutter. »Da geht irgendetwas Krankes aus, von den beiden.« >Ich hatte noch nie einen richtigen Mann<, hatte sie in mein Ohr gehaucht. Hastig griff ich noch einen Berliner und stopfte ihn mir rein.
    »Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass sie dich nur verarschen«, sagte Scuzzi, ein Mann, der sein erotisches Empfinden mittels Drogen in einer Art Wachkoma hält. »Ja, ja«, sagte ich und kramte meinen schwarzen Overall hervor, und auch die schwarz gefärbten Sneaker. Dann sah ich Scuzzi lange und nachdenklich an. Wir haben dasselbe Alter, ungefähr dieselbe Größe, eine ähnliche Statur. Davon abgesehen ist Pierfrancesco, wie der Name vermuten lässt, mehr der dunkle, südländische Typ, während sich bei mir, wie der Name schon ahnen lässt, eher die ererbten Ost-Gene durchgesetzt haben, angefangen beim Haar in Straßenköterblond. Kurz gesagt: Unter den Beilagen wäre Scuzzi die Pasta, ich die Kartoffel. Doch nachts, in Uniform, das Gesicht vom Mützenschirm verschattet, auf die Distanz … »Was ist? Was

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