Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
Langzeitwirkung!«, rufe ich verzweifelt. »Meine Mutter hat zwar behauptet, der sei bio, aber das sagt anscheinend überhaupt nichts. Jedenfalls ist hier ein Megaloch! Was soll ich denn jetzt machen?«
»Mach dir keine Gedanken.« Chris ist aufgestanden, scheint zu überlegen, dann meint er: »Warte kurz.«
Er spurtet los, bevor ich etwas sagen kann. Genau in diesem Moment höre ich ein Geräusch hinter mir. Endlich! Die Mittagspause scheint beendet zu sein. Aber als ich mich umdrehe, sehe ich, dass es nur eine dicke grau-weiße Katze ist, die gemächlich im Gebüsch verschwindet. Vorsichtshalber springe ich aber trotzdem auf, drücke die Türklinke, rüttle ein paarmal – und dann trifft mich der nächste Schlag. Auf dem grauen Karton, der augenscheinlich an der Glasscheibe nach unten gerutscht ist und halb von der Jalousie verdeckt wird, lese ich nämlich:
Betriebsferien bis zum 16. August
Ich habe den Schock gerade so halb verdaut, da klingelt mein Handy. Ohne auf das Display zu schauen, weiß ich sofort, dass es Jannis ist.
»Hast du meine SMS nicht gekriegt?«, erkundigt er sich.
»Ehm, ich hab sie noch nicht gelesen«, antworte ich. »Ich hab andere Probleme. Ist irgendwas passiert?«
Er lacht auf. »Und ob was passiert ist! Bei dir zu Hause ist der Teufel los. Natascha macht sich ziemliche Sorgen, weil du plötzlich verschwunden bist. Und da fragst du, ob was passiert sei. Wo steckst du eigentlich?«
»Ich …«
»Wie wär’s mit Erdbeereis?« Chris steht vor mir und streckt mir eine Eiswaffel hin. »Ich dachte, das baut dich wieder auf nach dem Schock von vorhin.« Jetzt erst hat er bemerkt, dass ich telefoniere, denn er macht eine entschuldigende Handbewegung.
»Wo bist du denn?«, will Jannis wissen. »Und wer redet da im Hintergrund?«
Ich finde, das sind einige Fragen zu viel auf einmal, und lege deshalb schnell auf. Dann lächle ich Chris an. »Danke für das Eis. Das ist sehr lieb von dir. Aber jetzt halt dich fest, weil du gleich in Ohnmacht fallen wirst. Rosemarie hat nämlich Betriebsferien. Wir Idioten haben die ganze Zeit völlig umsonst gewartet!«
Er lacht verlegen. »Weiß ich doch.«
»Wie bitte?« Mir fällt fast das Eis aus der Hand. »Sag das noch mal.«
»War vielleicht nicht fair von mir«, gibt er zu. »Ich hab das Schild an der Tür gleich entdeckt, aber ich dachte …«
»Ich fasse es nicht!«, unterbreche ich ihn wütend. »Es muss für dich ja ungeheuer witzig gewesen sein, dass ich an die Mittagspause geglaubt habe! Super, wie du mich verschaukelt hast!«
Das Eis in meiner Hand zerläuft und hinterlässt eine klebrige Spur. Nachdem ich mir den letzten Rest Waffel in den Mund geschoben habe, wische ich meine Finger an meiner Jeans ab. Ich bin so was von fertig, als ich zu meinem Rad gehe und es aufschließe. Am liebsten würde ich mich umdrehen und Chris sagen, was ich von ihm halte, aber wahrscheinlich ist ein stummer Abgang um einiges eindrucksvoller. Also verkneife ich mir jeden Kommentar, radle einfach los und drehe mich auch nicht um, als ich höre, wie Chris hinter mir herruft.
»Na endlich!«,
seufzt Natascha erleichtert, als ich eine Viertelstunde später die Haustür aufschließe. »Wir haben uns schon Gedanken gemacht. Wo warst du denn?«
»Musste nur was erledigen«, murmle ich.
Ich bin völlig geschafft. Was einerseits von der Hitze kommt – es sind mindestens dreißig Grad im Schatten –, andererseits vor allem mit Chris zu tun hat. Jedenfalls ärgere ich mich gewaltig, dass ich auf ihn reingefallen bin. Ich hätte sofort aufstehen und verschwinden sollen, als er sich neben mich gesetzt hat, stattdessen habe ich ihn sogar angelächelt. Und auch noch so angelächelt, als ob ich ihn nett finden würde. Ich könnte mich in den Hintern beißen.
»Carlotta!« Natascha holt mich in die Gegenwart zurück. »Zieh nicht so ein Gesicht. Komm lieber raus in den Garten. Wir sitzen im Schatten und es gibt Eis mit frischen Erdbeeren und Sahne. Wie wäre es?«
»Dafür bin ich gerade nicht so wahnsinnig in Stimmung!«, wehre ich ab. »Auf Erdbeeren und Eis gar nicht, ehrlich. Sorry, aber ich habe das Gefühl, ich krieg ’ne Sommergrippe. Ich habe Halsweh und so. Am besten lege ich mich gleich ins Bett.«
Ich habe schon einen Fuß auf der Treppe, da kommt Papa aus dem Wohnzimmer: »Carlotta! Deine Mutter wird langsam ungeduldig. Raus mit dir in den Garten!«
»Warte!« Natascha legt ihre Hand auf meine Stirn, tastet meinen Hals ab, befiehlt dann: »Mund
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