Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
wie hat Chris …«
In Stichworten fasse ich ein weiteres Mal alles zusammen. Anke hat ihr Bioheft zweckentfremdet. Mit gerunzelter Stirn schreibt sie auf, was ich erzähle, zumindest in Stichworten. Ich weiß, das hat sie aus einer TV-Serie, in der jedes Mal die verrücktesten Probleme in einer halben Stunde gelöst werden – aber ob das bei mir hilft, bezweifle ich stark.
»Ach, ich glaube, das mit dem Aufschreiben kannst du dir sparen«, sage ich schließlich.
Meine Freundin protestiert jedoch: »Sei doch nicht so ungeduldig. Der Typ im Fernsehen, du weißt doch, dieser Doc Lindiman … Er sagt immer, dass man Probleme strukturieren muss. Und genau das mache ich jetzt.«
»Ja, aber Doc Lindiman ist bloß eine Fernsehserie.«
»Aber eine sehr erfolgreiche!«, unterbricht sie mich.
Damit ist für Anke die Diskussion beendet. Mit nachdenklichem Gesicht betrachtet sie das Gekritzel in ihrem Heft. »Irgendwo hier muss der Schlüssel zu deinem Schlamassel liegen«, murmelt sie. »Jetzt müsste man es nur noch strukturieren, bloß weiß ich nicht …«
Ich ziehe ein Gesicht. »Viel Spaß beim Strukturieren. Was mir da einfällt … Hatten wir nicht Pizza im Backofen?«
»Pizza?«, fragt sie unwillig.
»Ja natürlich, die Pizza!«, brülle ich und dann stürzen wir beide in die Küche, aber es ist bereits zu spät. Aus dem Backofen quillt schwarzer Rauch und Anke bekommt prompt einen heftigen Hustenanfall. Ich stürze zum Fenster, reiße es auf.
»Danke«, keucht meine Freundin, »du hast mir das Leben gerettet. Lass sehen, was von unserem Abendessen übrig geblieben ist.«
»Ich hatte sowieso keinen Hunger«, sage ich, als wir auf das starren, was einmal eine leckere Pizza hätte werden sollen. »Immerhin haben wir Glück im Unglück gehabt: Ein paar Minuten später und die Feuerwehr wäre angerückt.«
Anke nickt. Ihre Stimme zittert, als sie meint: »Komm, wir setzen uns raus auf den Balkon, bis sich das hier in der Küche verzogen hat.«
»Und die Heinzelmännchen alles aufgeräumt haben«, ergänze ich.
Wir sitzen wieder auf dem Balkon, vor Anke liegt eine Tüte Lakritzschnecken (Doc Lindiman braucht das Zeug angeblich, um besser nachdenken zu können) und meine Freundin hat auch schon den ersten Geistesblitz.
»Da ist zum einen also das ruinierte Kleid«, stellt sie fest, während sie sich die nächste Handvoll Lakritze in den Mund schiebt, und hakt Brautkleid in ihrem Bioheft zufrieden ab. »Machen kann man in diesem Fall sowieso nichts. Löcher kriegt nicht mal die weltbeste Reinigung weg.«
»Danke für deine aufbauenden Ratschläge.« Ich stopfe das Kleid zurück in den Rucksack. »Das Kleid ist sowieso eher so eine Art Unterproblem. Zumindest im Moment. Ich hab es nur dabei, weil ich es doch nicht zurückhängen konnte.« Ich seufze. »Weil der doofe Schlüssel plötzlich fehlt! Und ich nicht will, dass es in falsche Hände gerät. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Okay, das haben wir ja bereits geklärt«, meint Anke. »Nun kommen wir zum zweiten Problem. Nämlich Jannis.« Sie malt einen Kringel um seinen Namen und schaut mich an. »Liebst du ihn noch?«
»Ehm … Wie kommst du denn darauf? Natürlich liebe ich ihn. Wird das jetzt ein Kreuzverhör? Das ist eigentlich Nataschas Spezialität.«
Statt einer Antwort schreibt Anke nach kurzem Überlegen Chris und zieht eine gestrichelte Linie zu Jannis , daneben kritzelt sie Carlotta und macht ein Fragezeichen dahinter.
»Stör mich nicht, ich strukturiere gerade«, murmelt sie, als ich etwas sagen will.
Ich seufze schon wieder. Es ist alles nur bescheuert! Ich stehe auf und lehne mich an die Balkonbrüstung. Glutrot geht die Sonne über den Hochhäusern im Westen der Stadt unter. Morgen wird es bestimmt schönes Wetter und vor einigen Tagen noch wäre es klar gewesen, dass ich mit Jannis an den Baggersee fahren würde …
Ich drehe mich zu Anke um, die damit beschäftigt ist, auf ihrem Blatt herumzumalen: Herzen, aus denen Tränen quellen. Ungeheuer passend, denke ich, baut mich so richtig auf.
»Carlotta, als deine beste Freundin muss es dir leider sagen. Mithilfe der Strukturierung deiner Probleme habe ich soeben herausgefunden: Du und Jannis, ihr liebt euch nicht mehr.«
»Totaler Quatsch, natürlich lieben wir uns!«, rufe ich empört. Über so etwas will ich lieber gar nicht nachdenken. »Das ist überhaupt nicht das Thema! Erzähl mir lieber, wie das mit dem Rucksack war. Du warst schließlich auch am Baggersee.«
Anke
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