Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
Fall fehlen.«
Natascha sieht mich erstaunt an.
»Na ja, so richtig Lust habe ich natürlich nicht«, schwäche ich ab. »Aber wir schreiben zurzeit so viele Arbeiten und da wäre es schon gut, wenn ich wenigstens zur zweiten oder dritten Stunde hinginge. Außerdem …«
»Okay«, unterbricht sie mich. »Dann fahr ich dich. Ich habe mir von deinem Vater das Auto ausgeliehen. Abfahrt in zehn Minuten, ja? Und du schmierst dir zumindest schnell ein Brot.«
Meinen schönen Plan, das Kleid rasch zu holen und einzupacken, kann ich vergessen, denn Natascha ist in ihrem Zimmer beschäftigt. Und wenigstens am Computer nach einem Geschäft zu suchen, in dem ich das Kleid stopfen lassen kann, klappt auch nicht. Also packe ich das Telefonbuch in meinen Rucksack. Immerhin habe ich so das Gefühl, einer Lösung des Problems zumindest ein kleines Stückchen näher gekommen zu sein.
»Fertig?« Natascha steht im Flur, eine Reisetasche in der Hand, und sieht mich forschend an. »Alles in Ordnung?«
»Ziehst du aus?«, frage ich statt einer Antwort und deute auf ihre Tasche. Ich lächle zwar, aber wohl ist mir nicht dabei.
»Ausziehen? Carlotta, wie kommst du auf diese verrückte Idee? Warum sollte ich denn ausziehen?« Sie lacht und ich bin beruhigt. »Ich will nur ein paar Sachen zu einer Freundin bringen, das ist alles. Und bevor ich es vergesse: Die Gästeliste ist fertig. Du kannst die Einladung für Jannis gleich mitnehmen, du siehst ihn doch bestimmt nachher in der Schule.«
»Ja, ja«, murmle ich. An Jannis habe ich gar nicht mehr gedacht. Ehrlich gesagt, im Moment verdränge ich lieber, dass es ihn gibt. Vor allem seit der blöden SMS, die er mir geschickt hat!
»Ach was«, meint Natascha. »Jannis braucht eigentlich gar keine schriftliche Einladung. Er gehört doch schon fast zur Familie und weiß bestimmt, dass er eingeladen ist.«
Ich räuspere mich. Dann sage ich leise: »Am besten sage ich es dir gleich. Jannis kommt nicht zur Hochzeit. Es ist nämlich aus zwischen uns.«
»Mit dir habe ich gar nicht mehr gerechnet«, flüstert Anke mir zu, als ich mich im Halbdunkeln zu dem freien Stuhl neben ihr taste. Eigentlich hätten wir jetzt Bio, aber weil unser Biolehrer bei einer Fortbildung ist, dürfen wir einen Film anschauen, über Amphibien zwar, aber immerhin. Unser Mathelehrer Herr Dannitzki, den wir alle nur Danni nennen, sitzt in der letzten Bank und scheint sich nur mäßig für das Leben der Salamander zu interessieren. Es sieht eher so aus, als würde er gerade einschlafen.
Anke stößt mich an. »Und? Wie ist es bei dir?«
Ich versuche zu grinsen. »Gut. Prima!«
»Und Jannis …?«
»Ph! Woher soll ich denn wissen, wie es ihm geht? Bin ich etwa sein Kindermädchen?«
»Mensch, hast du vielleicht eine Stinklaune«, gibt Anke zurück und ich schlucke.
»Die Sache mit Jannis ist aus und vorbei«, gestehe ich. »Sei so nett und frage mich bloß nie wieder.« Ich schaue mich nach Danni um – er schläft immer noch, soweit ich das beurteilen kann –, hole das Telefonbuch aus meinem Rucksack und blättere es auf. Anke sieht mich an, als sei ich völlig durchgedreht. »Kunststopfen«, sage ich knapp.
»Kunst… – was?«, kichert Anke.
Die Ärmste kapiert überhaupt nichts mehr. Ich würde es ihr ja gerne erklären, aber leider steht urplötzlich Danni vor mir. Mit der Fernbedienung hält er den Film an und während er mich nachdenklich mustert, gelingt es mir gerade noch, das Telefonbuch verschwinden zu lassen.
»Carlotta, dich sehe ich heute ja zum ersten Mal. Könnte es sein, dass du in der ersten Stunde nicht da warst? Meinen hochwertigen Matheunterricht versäumt hast?«
Ich knipse ein strahlendes Lächeln an.
»Und jetzt plauderst du fröhlich mit deiner Freundin?«
»Fröhlich wäre übertrieben«, erwidere ich freundlich. »Herr Dannitzki, Sie sehen das etwas zu eng. Ich …«
»Carlotta hat Liebeskummer!«, ruft jemand von hinten vor. »Sie hat ganz verheulte Augen.« Das ist vermutlich Tine, unsere Streberin.
»Wenn ihr nicht sofort ruhig seid!«, schimpft Danni in das Gelächter hinein. Mit dem Zeigefinger deutet er unter die Bank: »Du willst uns sicherlich verraten, was du da gerade versteckt hast.«
»Liebesbriefe!«, grölt Maik und hält das für ungeheuer witzig.
Danni streckt die Hand aus.
»Von mir aus«, murmle ich und gebe ihm das Telefonbuch. Um mich herum wird ungläubig gekichert, während unser Mathelehrer ratlos schaut. Er blättert das Telefonbuch flüchtig durch,
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