Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
bei dir zu Hause holen, du weißt doch: das Brautkleid. Und bei der Gelegenheit kann ich mir vielleicht auch gleich einen Schraubenzieher von deinem Vater ausleihen, ich muss nämlich Nataschas Schrank aufbrechen.«
»Das ist jetzt aber sehr ungünstig«, druckst Anke herum. »Ich wollte dir das vorhin schon erzählen, aber du hast so plötzlich aufgelegt. Du nimmst das mit Chris doch nicht persönlich, oder?«
»Hahaha«, sage ich mit Grabesstimme, »ganz bestimmt nicht. Erinnere dich lieber daran, was wir ausgemacht haben: kein Wort über Jungs. Also, wann bist du daheim? Wann kann ich die Sachen holen?«
»Carlotta, hör mir doch endlich zu! Zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?«
Ich stöhne. »Weder noch. Ich will nur endlich dieses verflixte Brautkleid.«
»Die gute Nachricht ist, du kannst dir den Weg sparen. Und jetzt die schlechte … Natascha hat den Rucksack mitgenommen.«
»Natascha? Komm, sag bitte, dass das nicht wahr ist!«, rufe ich schockiert. »Hat sie …«
»Sie ist in mein Zimmer gekommen, weil sie dir wegen Lorraine Bescheid sagen wollte«, unterbricht Anke mich. »Ich hab behauptet, du wärst im Bad. Na ja, und dann hat sie gemeint, bevor du wieder irgendwas liegen lässt, könnte sie ja schon mal deine Sachen mitnehmen. Den Schlafsack, dein Knuddelschaf …«
»… und natürlich den Rucksack«, füge ich ärgerlich hinzu. »Das ist so was von typisch. Natascha muss immer alles besonders gründlich machen.«
»Sie hat es ja nicht böse gemeint.«
Anke hat gut reden, denke ich, als ich auflege. Alle meinen es immer nur gut mit mir. Aber das ist jetzt nicht mein Problem. Ich muss zusehen, dass ich so schnell wie möglich an den Rucksack komme. Suchend schaue ich mich in der Diele um. Natascha war in Eile, weil sie ja zu Lorraine wollte … Also ist es mehr als wahrscheinlich, dass ich meine Sachen im Auto finde.
Ich renne in die Garage. Ausnahmsweise ist das Auto abgeschlossen – bei meinem Glück kann ich heute auch nichts anderes erwarten – und so presse ich mein Gesicht an die Scheibe. Tatsache, auf dem Rücksitz entdecke ich den Schlafsack und daneben mein Knuddelschaf, aber vom Rucksack keine Spur. Er kann also nur im Kofferraum sein. Ich rüttle am Griff, aber vergeblich.
Als ich ins Haus zurücktrotte, merke ich, wie mir schwindlig wird. Es ist aber auch alles zu blöd gelaufen! Ich bin mir nicht mal sicher, ob der Rucksack richtig geschlossen war. Womöglich hat Natascha ihr Kleid entdeckt … Nein, das kann nicht sein!, rede ich mir ein und beruhige meine Nerven erst einmal mit den zwei Stück Kirschkuchen, die ich im Kühlschrank entdecke.
Natascha kann das Kleid gar nicht gefunden haben, so locker, wie sie vorhin am Telefon klang. Weil ich mir aber doch nicht ganz sicher bin, räume ich das Frühstücksgeschirr weg, das immer noch auf dem Tisch steht – als Goodwillgeste sozusagen. Und wenn ich schon mal bei den guten Taten bin, kann ich bei der Gelegenheit auch gleich mein Zimmer aufräumen. Oft genug versprochen habe ich es ja.
Ich öffne meine Zimmertür und prompt stolpere ich. Worüber, das erkenne ich erst, als ich auf der Nase liege.
Mein Schienbein
schmerzt, aber das kümmert mich kaum. Entscheidend ist nur eines: Der Rucksack ist da! Das Kleid ist zwar eine Spur zerknitterter als gestern und es hat sich auch leider nicht über Nacht wie durch ein Wunder in den Originalzustand zurückversetzt, aber es ist da, und das ist ja wohl die Hauptsache.
Wenn es mir jetzt noch gelingt, Nataschas Schrank aufzubrechen, dann war dieser Tag ein voller Erfolg! Überwiegend wenigstens. Während ich überlege, wo ich auf die Schnelle einen Schraubenzieher finden könnte, klingelt mein Handy. Aus alter Gewohnheit schaue ich auf das Display, lese Jannis und bekomme vor Schreck weiche Knie . Einfach klingeln lassen oder abnehmen? Jannis eine Szene machen, die sich gewaschen hat, oder so tun, als wüsste ich nichts von Lena? Als ich mich endlich entschieden habe abzunehmen, hat Jannis bereits aufgelegt.
Ich verwandle meinen Frust in positive Energie und stochere mit dem Minischraubenzieher, den ich in der Tischschublade gefunden habe, im Schloss des Kleiderschranks herum. Ich bin mit meinen Nerven fast am Ende, Schweißperlen stehen mir auf der Stirn und schließlich rüttle ich völlig verzweifelt an der Schranktür. Hurra! Die Tür geht auf! Völlig mühelos! Ich hätte mir den Stress sparen können. Der Schrank war gar nicht abgeschlossen. Die Tür hat vermutlich
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