Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
unserem Stand.
»Und?« Anke sieht mich besorgt an.
»Alles bestens«, schniefe ich. »Erzähl lieber, wie es hier lief.«
Sie strahlt. »Super! Flohmarkt ist die Goldgrube, ehrlich. Das sollten wir jede Woche machen. Wir haben genau einhundertdreiundzwanzig Euro eingenommen.«
»Und sechzig Cent«, ergänzt Sven zufrieden. »Alles ist weg, bis auf die paar Poster hier. Aber die kriegen wir auch noch los, jede Wette!«
Ich muss schon wieder schniefen. »Ihr seid die besten Freunde, die man haben kann!«
Zumindest habe ich keine Geldsorgen mehr, was ja auch nicht schlecht ist, denke ich, als ich gegen Mittag nach Hause komme. Ich schleiche die Treppe hoch, verschwinde unbemerkt in meinem Zimmer. Die Jalousie ist hochgezogen, vermutlich hat Natascha inzwischen auch bemerkt, dass meine Kuscheltiere im Bett liegen und nicht ich. Gut wäre es, mir dazu eine passende Ausrede zu überlegen (wie: »Ich wollte mal wieder sehen, wie das ist, wenn die Kuscheltiere im Bett übernachten«, oder so ähnlich). Aber viel wichtiger ist, dass endlich die Rettungsaktion Brautkleid weitergeht.
Ich husche in Nataschas Zimmer, stelle erleichtert fest, dass der Schlüssel inzwischen steckt und öffne mit Schwung die Schranktür. Der gewohnte Griff nach hinten – bloß: Da ist kein Brautkleid!
Zunehmend hektischer gehe ich Bügel für Bügel durch … einmal, zweimal, aber sosehr ich auch wühle, das Kleid ist verschwunden.
»Die Mühe kannst du dir sparen! Da ist es bestimmt nicht!«
Entsetzt fahre ich zusammen. Natascha steht an der Tür und sieht mich vielsagend an. »Wie hast du überhaupt davon erfahren? Du warst doch gar nicht da.«
»Das kann nicht sein, ich habe es …«, murmle ich. Weiter komme ich nicht, denn jetzt taucht zu allem Unglück auch noch Papa auf. Keine Ahnung, warum er so gestresst aussieht.
»Schön, dass du unseren Suchtrupp verstärkst«, meint er. »Ohne Frage bist du erfolgreicher als wir. Du weißt nämlich genau, wo es ist. Behauptet jedenfalls Lorraine.«
Ich begreife gar nichts mehr. Was hat denn Lorraine auf einmal mit Nataschas Brautkleid zu tun?
Papa klatscht in die Hände. »Auf, auf! Wir sollten es finden, bevor Lorraine hier wieder antanzt und uns alle völlig verrückt macht.« Er schaut Natascha fragend an. »Oder würdest du zu ihr rübergehen und sie beruhigen? Versichere ihr meinetwegen, dass es bestimmt große Kunst sei. Aber sie kann es gern noch verbessern, wenn ihr so viel daran liegt.« Dann wendet er sich an mich. »Meine liebe Carlotta, du überlegst jetzt ganz, ganz schnell, wo du das Hochzeitsgeschenk von Lorraine versteckt hast, sonst streiche ich dir das Taschengeld für das nächste Jahr. Kleine Erinnerungshilfe: Lorraine behauptet, du hättest an diesem Tag mit Jannis für ein Krippenspiel geprobt.«
Natascha hat augenscheinlich wenig Lust, zu Lorraine zu gehen, denn sie steht immer noch in der Tür und verdreht die Augen. »Ehrlich gesagt, mir fällt es schwer, jemanden ernst zu nehmen, der im Hochsommer irgendwas von Krippenspiel faselt.«
Langsam kann ich wieder so einigermaßen denken. Mir wird klar: Es geht hier nicht um das Brautkleid, sondern nur um das Hochzeitsgeschenk. Das stellt nun wirklich kein Problem dar. Und genau so sage ich es auch meinen Eltern, gehe bester Laune in mein Zimmer, öffne den Schrank und stelle erstaunt fest, dass das Paket verschwunden ist.
»Und?«, fragen Papa und Natascha fast wie aus einem Munde. Sie stehen neben mir und schauen erwartungsvoll zu, wie ich hektisch herumkrame.
»Kein Problem, ich finde es schon«, murmle ich und wühle noch ein bisschen in meinem aufgeräumten Schrank. »Wozu will Lorraine überhaupt das Bild zurückhaben? Ich denke, es soll ein Geschenk sein?«
»Ihr ist eingefallen, dass sie etwas daran verändern will«, sagt Papa und tritt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Die künstlerische Aussage sei nicht so eindeutig, wenn ich sie richtig verstanden habe.« Er runzelt die Stirn. »Wie lange soll das hier noch gehen?«
Mir ist inzwischen ein entsetzlicher Verdacht gekommen, aber um keinen Preis der Welt würde ich es zugeben. Zumindest will ich zuerst Gewissheit haben und dazu muss ich Anke anrufen.
Aber ohne Zuhörer!
Mit freundlichstem Lächeln drehe ich mich zu den beiden um. »Ihr müsst kurz nach draußen gehen«, erkläre ich. » Mein Hochzeitsgeschenk soll nämlich eine Überraschung bleiben.«
Das mit meinem Geschenk ist mir gerade so eingefallen. Tatsache ist jedoch, dass ich
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