Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
klingelt mein Handy. Gott sei Dank ist es nicht Natascha, wie ich zuerst befürchte, sondern Anke. Aber was sie mir aufgeregt erzählt, reicht bei mir auch schon für einen kleineren Nervenzusammenbruch.
»Ganz sicher?«, vergewissere ich mich, als ich wieder so einigermaßen denken kann.
»Logo, ich bin doch nicht blind. Lena ist übrigens aufgebrezelt bis zum Gehtnichtmehr. Soll ich irgendwas unternehmen?«
»Und was, bitte schön? Willst du Jannis womöglich eine Szene machen? Oder Lena ein Bein stellen? Lass lieber, mir fällt bestimmt was Besseres ein.«
Ich lege auf. Leider bin ich wie blockiert. Ich weiß nur, dass ich es heute nicht packe, dem schwer verliebten Pärchen zu begegnen. Ich sehe es förmlich vor mir, wie Lena mich spöttisch mustert und mit hoher Stimme flötet: »Du Ärmste! Ich geb dir einen Tipp: Steck die Sache mit Jannis einfach weg!« Und als Krönung des Ganzen, während sie ihn küsst, ein mitleidiger Blick von ihm.
Das halte ich nicht aus. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als sofort zu verschwinden. Ich zwänge mich gerade zwischen zwei Ständen mit alten Elektrogeräten durch, da ruft schon wieder jemand an.
»Nächste schlechte Nachricht«, meint Anke. »Ich dachte, ich sag’s dir lieber gleich, bevor du …«
»Nett von dir, wäre aber nicht nötig«, murmle ich und weiche in letzter Sekunde zwei Männern aus, die mir mit einer Waschmaschine entgegenkommen.
»Chris kannst du dir hundertpro abschminken. Er ist mit Svenja zusammen. Scheint was Festes zu sein. Aber mach dir nichts draus. Es gibt Schlimmeres.«
Sicher gibt es Schlimmeres, denke ich, als ich auflege. Ich habe bloß keine Ahnung, was das sein könnte. Aber darüber muss ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, wichtig ist nur, dass ich abhaue. Ich komme allerdings nicht weit, da sehe ich Jannis und Lena am Bratwurststand stehen. Jannis hat den Arm um sie gelegt und küsst sie. Und es sieht überhaupt nicht danach aus, als hätte sie ihn dazu gezwungen – im Gegenteil. Und was das Allergemeinste ist: Sie hat einen Busen! Den hatte sie vor der Sporthalle bestimmt noch nicht und ich vermute, dass sie irgendwie nachgeholfen hat (vielleicht ja auch mit Tennissocken?), aber welcher Junge merkt das schon.
Entschlossen drehe ich mich um und da steht Chris direkt vor mir.
Ich überlege keine Sekunde. Ich strahle ihn an und rufe: »Hi, das ist ja eine Überraschung! Was machst du denn hier?«
Na los, Chris, denke ich, mach jetzt bitte, bitte deinem Namen als Schnellflirter und Herzensbrecher alle Ehre. Ich schaue ihn aufmunternd an, aber alles, was passiert, ist, dass er mich verlegen anlächelt. Ich merke sofort, so kommen wir auf keinen Fall weiter. Was aber sehr wichtig wäre, denn Jannis und Lena steuern inzwischen geradewegs auf uns zu. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Jannis sich aus Lenas Umarmung windet. Sehr wohl scheint er sich ja nicht mehr zu fühlen.
Aber gleich wird es richtig heftig, lieber Jannis!, denke ich zufrieden, denn was du jetzt zu sehen bekommst, haut dich um, jede Wette. Glaub bloß nicht, dass ich dir nur eine einzige Träne nachweine. Ich nicht!
Ohne Vorwarnung stelle ich mich auf die Fußspitzen, schlinge meine Arme um Chris und küsse ihn – eine gefühlte Ewigkeit lang. Und es ist ein wunderschönes Gefühl, das mich durchrieselt. Am liebsten würde ich gar nicht mehr aufhören mit der Küsserei.
»Wow«, murmelt er fassungslos, als ich ihn loslasse. »Sag bitte, wie ich das verdient habe. Neulich hatte ich nämlich das Gefühl, du würdest mich am liebsten auf den Mond schießen, und jetzt so was … Wahnsinn!« Er holt tief Luft und sein Gesicht nimmt langsam wieder eine normale Farbe an. »Mensch, Carlotta, ich bin total fertig.«
Ich schaue mich um. Von Jannis ist nichts mehr zu sehen. Ich kann nur hoffen, dass er diesen spektakulären Kuss in voller Länge mitgekriegt hat. Und wenigstens ein bisschen eifersüchtig ist. Das würde ich ihm nämlich von ganzem Herzen gönnen.
Chris greift nach meiner Hand. »Kommst du heute Nachmittag mit zum Baggersee? Ich hol dich ab.«
Ich ziehe meine Hand zurück. »Und was sagt deine Svenja dazu?«
»Meine Svenja? Was soll der Quatsch?«, fragt er ratlos und greift erneut nach meiner Hand. »Erklär mir bitte mal, wer Svenja ist.«
»O Mann, was bist du feige. Auf einen Typen wie dich verzichte ich gerne!« Ich reiße mich los. Bloß weg hier. Ich will nicht, dass er meine Tränen sieht. Halb blind renne ich den Weg zurück zu
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