Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz
Gruppe von Mädchen anschließen, um rumzupogen.
Ich schaue zum Ausgang, aber von Leon ist nichts mehr zu sehen.
Irgendwie kommt er mir vor wie eine Erscheinung.
Habe ich das nur geträumt?
Werde ich ihn je wiedersehen?
Will ich ihn je wiedersehen?
Die Zeit bis kurz vor halb elf vergeht nun wie im Flug. Und ein Gutes hatte meine Begegnung mit Leon: Meine Gedanken kreisen nicht mehr um die Insight , sondern darum, ob ich vielleicht wieder einmal zu viel geplappert habe, wie ich es oft tue, wenn ich aufgeregt bin.
Und ob ich Leon vielleicht mit meinem Gequassel in die Flucht geschlagen habe.
Vielleicht war er nur höflich.
Ja, so wird es gewesen sein.
Wäre er sonst nicht länger geblieben und hätte sich meine Handynummer geben lassen?
Ich seufze, als Jenny und Amelie nun mit schweißnassen Haaren und erhitzten Gesichtern zu mir zurückkehren und mich links und rechts unterhaken.
»Wir müssen los, Mädels«, sage ich. »Papa Santiago wartet.«
»Schade«, sagt Jenny. »Macht gerade voll Spaß.«
»Nützt ja nix«, erwidere ich und ziehe die beiden mit mir mit. Papa ist keine Spaßbremse, aber wenn ich mich nicht pünktlich an unsere Verabredungen halte, wird er pampig.
Tatsächlich steht Papas silberner Kombi mit dem Schriftzug der Catering-Firma, die meine Eltern betreiben, bereits am Schultor, als wir hinauslaufen.
Die frische Nachtluft kühlt unsere Gesichter und tut gut nach dem stickigen Mief im Partyraum. Wir rennen um die Wette zum Wagen und reißen die Türen auf.
»Na, ihr drei Grazien? Seid ihr auf der Flucht vor euren Verehrern?«, empfängt uns Papa grinsend und startet den Motor.
»Gib Gas!«, rufe ich übermütig. »Sonst kriegen sie uns noch.«
Jenny und Amelie neben mir kichern. Ich habe mich in die Mitte gequetscht und beuge mich vor, um Papa einen Kuss auf die Wange zu drücken, als er nun auf die Hauptstraße biegt.
Dann lehne ich mich seufzend zurück. Jenny und Amelie blicken mich von beiden Seiten an. Ich wende den Kopf ruckartig von links nach rechts und hebe fragend die Hände. »Wächst mir ein Horn auf der Stirn?«
Jenny zupft hinten am Etikett meines geringelten Hemds. »Dein Shirt ist links herum.«
Panisch fasse ich mir in den Nacken. »Oh, nein«, stöhne ich auf und sehe nun auch die Nähte an den Armen. »Wie peinlich ist das denn wieder? Warum habt ihr mir das nicht früher gesagt?«
»Ich glaube, wir sollten tatsächlich beim nächsten Mal vorher checken, wie du herumläufst«, meint Amelie. »Mann, Merle, wo hast du nur deinen Kopf?«
Kein Wunder, dass ich einen Typen wie Leon in die Flucht schlage. Nicht nur, dass ich quassle wie ein Wasserfall, ich sehe auch noch aus wie der letzte Idiot.
»Aber Leon hat offenbar nichts gemerkt«, sagt Jenny da. »Der war ja hin und weg von dir.«
Ich wende mich ihr mit aufgerissenen Augen zu. »Du kennst seinen Namen?«
»Du nicht?«, gibt sie zurück.
»Logisch«, sage ich fahrig, »aber ich habe den Typ vorher noch nie bei uns gesehen.« Ich kratze mich am Kinn. »Ich hab den so zugetextet, dass mir gar nicht eingefallen ist zu fragen, wo er herkommt und in welche Klasse er geht.«
»Dafür hast du uns«, bemerkt Amelie mit einem Kichern wie beschwipst. Dabei gab’s nur Cola light.
»Und? Was habt ihr herausgefunden?«, frage ich atemlos. Papa vorne am Steuer tut so, als bekäme er nichts von dem Gespräch auf der Rückbank mit.
Jenny und Amelie wechseln an mir vorbei einen vielsagenden Blick. Ich glaube, ich steige gleich wie ein Helium-Ballon an die Wagendecke.
Was ist nun?
»Das war Leon Bergazy …«, beginnt Amelie, womit ich nun also seinen Nachnamen weiß, der mich auch nicht weiterbringt.
Jenny fährt fort und lässt den Ballon platzen: »… neu am Gymnasium und Herausgeber der neuen Schülerzeitung No Limits .«
Einmal Herzausschütten, bitte!
Warum passiert so was immer nur mir?
Warum springe ich mit Anlauf und doppeltem Salto in jeden Fettnapf?
Warum mache ich mich zum Trottel der Nation?
Ich kriege kein Wort mehr heraus, während Papa erst Jenny dann Amelie vor ihren Elternhäusern absetzt und endlich in die Tiefgarage fährt, die zu dem Wohnblock am Rheinufer gehört.
Der Aufzug schnurrt nach oben in die dritte Etage. Als Papa die Wohnungstür öffnet, spurte ich an ihm vorbei in mein Zimmer. Ich knalle die Tür zu und werfe mich auf die mit einer Patchwork-Decke überzogene Matratze, die auf dem Boden liegt.
Ich kralle mir ein Kissen und presse es mir vors Gesicht, die Augen fest
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