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Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Titel: Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Sahler
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befürchte, er könnte die Gänsehaut auf meinen nackten Armen bemerken.
    »Ich bin Leon. Und du?«
    »Merle.« Ich gerate aus dem Takt und lande mit dem Fuß auf der Spitze seiner Sportschuhe. Rasch zieht er das Bein weg. »Sorry.« Er.
    »Meine Schuld.« Ich.
    »Also, jetzt kennst du den Namen desjenigen, dem du dein Herz ausschütten darfst.« Er zieht mich zwei Zentimeter näher heran. Das ist okay, finde ich.
    Ich denke ein paar Sekunden nach.
    Was spricht eigentlich dagegen, einem Wildfremden von der Insight zu erzählen? Nichts. »Ich arbeite für die Schülerzeitung der Gesamtschule«, beginne ich. »Da gibt es im Moment Trouble.«
    Er zieht eine Braue hoch, mustert mich ein paar Sekunden schweigend. Wahrscheinlich ist er Technik-Freak oder Sportler oder so. Jedenfalls kein Zeitungsleser.
    »Du arbeitest für die Insight ?«
    Ups. Ich vergesse zu tanzen, bis er mich wieder in den Rhythmus hineinzieht. Nicht schlecht, dass er zumindest den Namen unserer Zeitschrift kennt. »Hast du sie schon mal gelesen?«
    »Sicher«, sagt er. »Ist gut gemacht, finde ich.«
    Das geht runter wie Gummibärchen, und auf einmal gibt es für mich kein Halten mehr. Ich berichte ihm, mit wie viel Leidenschaft wir seit letztem Frühjahr das Blatt gestalten und wie sich nun die Leute vom Gymi die Frechheit herausnehmen, nicht nur ein Konkurrenzblatt herauszugeben, sondern gleich auch noch mit der unterirdischen Macho-Show an den Start gehen.
    »Wer ist das attraktivste Mädchen in den Schulen am Park?«, äffe ich die geplante Schlagzeile nach. »Alberner geht’s nicht, oder?«
    Er räuspert sich. »Albern findest du das also. Warum eigentlich?«
    »Weil es billig ist. Und oberflächlich. Und weil es auf derselben Schiene läuft, wie all diese endbescheuerten Castingshows im Fernsehen, wo den Mädchen ein Körperbild vermittelt wird, das die Durchschnittsfrau nie erreichen wird.«
    »Du weißt nicht, wer gewinnen wird. Vielleicht entscheiden die Schüler, dass eine die Schönste ist, die ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hat.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Warte es ab.«
    »Das kann ich nicht. Uns muss etwas einfallen, das die Massen stärker fesselt als dieser Contest. Sonst können wir einpacken.«
    »Du hast Angst, dass die anderen euch plattmachen?«
    Ist mein Schicksal als Flunder besiegelt?
    »Ich glaube, du siehst das zu schwarz, denn …«, fährt er fort.
    Wir tanzen die Schmusephase durch, ohne zu schmusen. Dafür diskutieren wir uns, während sich unsere Körper im Lauf der Musik Zentimeter um Zentimeter annähern, die Köpfe heiß.
    Obwohl mir nicht alles gefällt, was Leon an Gegenargumenten vorbringt, gefällt es mir doch, wie er es sagt, und dass er sich überhaupt hineindenken und einfühlen kann.
    Außerdem sieht er aus der Nähe noch süßer aus als vorhin, als er am Tisch vor mir stand.
    Seine Haut ist glatt und rein, nur am Kinn und an den Wangen schimmern ein paar wenige weiche dunkle Barthärchen. Niedlich. Und er riecht gut. Einmal rempelt mich Jenny an und zwinkert mir mit einem so auffälligen Blick Richtung Leon zu, dass mir übel wird.
    »Deine Freundin?« Leon grinst.
    Ich nicke. »Und du? Bist du allein hier?«
    Leons Zungenspitze fährt über seine Lippen, als er kurz die Hand von meiner Taille nimmt, um auf seine Armbanduhr zu schauen. Ein wasserdichtes Tauchermodell. Er nickt. »Ja, ganz allein. Ich muss wieder los. Wollte nur mal sehen, was hier geht.«
    Ich lege den Kopf schief. »Und? Gefällt dir, was hier geht?«
    Klar kann ich flirten. Ich halte es nur meistens für unnötig. Aber Leon ein bisschen anzubaggern – das scheint mir gerade die natürlichste Sache der Welt zu sein. Mehr noch als sein attraktives Äußeres gefällt mir, dass man wirklich gut mit ihm quatschen kann. Das findet man nicht häufig bei den Typen.
    Er erwidert mein Grinsen. »Absolut«, sagt er.
    Die Musik wird wieder fetziger, er nimmt meine Hand und führt mich zu den Tischen zurück.
    Kurz bevor wir Jenny und Amelie erreichen, drückt mir Leon einen Kuss auf die Wange. »Das war nett«, sagt er. »Man sieht sich.« Und schwupp, ist er weg, wie ein männliches Aschenputtel, aber ich fürchte, seinen Sportschuh verliert er nicht, sodass ich später nach ihm suchen könnte.
    Der nächste Song hat wieder einen hämmernden Rhythmus, der meinen beiden Freundinnen ohne Umwege in die Knie geht. Ich schüttle den Kopf, als sie mich mit auf die Tanzfläche ziehen wollen, wo sie sich gleich einer größeren

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