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Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Titel: Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Sahler
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geschlossen. Erst verbeiße ich mich in dem Stoff wie ein tollwütiger Terrier, dann boxe ich mal mit der linken, mal mit der rechten Faust hinein, bis die Knöchel schmerzen.
    Ich will heulen vor Wut, aber – keine Träne. Meine Augen sind staubtrocken, genau wie meine Kehle, die sich sowieso anfühlt, als hätte ich Sand geschluckt.
    Die ganze Woche denke ich an nichts anderes als an diese Pappnasen von der Gymi-Zeitung, und dann läuft mir ausgerechnet der Typ über den Weg, der für den Schlamassel verantwortlich ist! Ich lasse mich von ihm zum Tanzen und Quatschen auffordern und baggere ihn auch noch an.
    Das hat der geplant wie ein Schachweltmeister!
    So verarscht habe ich mich noch niemals in meinem Leben gefühlt.
    Je länger ich über die Angelegenheit nachdenke, desto sicherer bin ich, dass Leon es genau darauf abgesehen hat: Er ist überhaupt nur zur Party erschienen, um sich an mich ranzuwanzen und herauszufinden, mit wem er es bei der Konkurrenz zu tun hat.
    Und ich Trampeltier falle nicht nur auf diese Masche herein, ich liefere ihm auch noch das Sahnehäubchen, indem ich ihm erzähle, wie angepisst ich von der No Limits bin.
    Wahrscheinlich hat Leon, gleich als er den Partykeller verlassen hat, einen Lachflash bekommen über so viel Blödheit.
    Was soll ich bloß tun?
    Gibt es nicht irgendeinen Trick, wie man die Zeit zurückdrehen und noch einmal auf Start gehen kann?
    Oh Mann, was sich dieser Leon dann anhören könnte …
    Ich ziehe die Beine an, quetsche das Kissen zwischen Oberschenkel und Bauch und lege mein Kinn seitlich darauf ab. Ich schaue mich in meinem Zimmer um, in dem es aussieht wie immer: als wäre ein Tornado durchgefegt.
    Ich selbst weiß genau, wo sich was befindet – ich habe meine individuelle Ordnung. Der Laptop zum Beispiel liegt in diesem Moment unter dem Wäschestapel hinter den Büchern, die mir gestern vom Schreibtisch gefallen sind.
    Ich springe auf und schiebe die Zeitschriften beiseite, die den Weg zum Laptop pflastern.
    Als ich ihn aufklappe, blinkt ein orangefarbenes Lämpchen auf, das eine schwache Batterie anzeigt. Die nächsten zehn Minuten verbringe ich damit, das Stromkabel zu suchen. Ich finde es in der Schublade bei den Socken, die unsere Haushälterin Frau Markowski zu Kugeln zusammenrollt.
    Wie kommt das Kabel da rein? Da gehört es nämlich normal nicht hin. Aber wenn ich in Gedanken versunken bin, gerät meine spezielle Ordnung schon mal durcheinander. Vielleicht habe ich gerade an Socken gedacht, als ich das Kabel verstaute.
    Gestern habe ich mein Geschichtsbuch nach zwei Stunden Suche im Kühlschrank in der Küche gefunden. Da habe ich wohl vorher, während der Französischen Revolution, Heißhunger auf Crème brûlée bekommen.
    Auf jeden Fall ist mal wieder eine Grundsäuberung fällig. Wenn ich alle notwendigen Dinge suchen muss, geht zu viel wichtige Zeit verloren. Aufräumen ist angesagt. Aber nicht heute. Vielleicht morgen.
    Meine Fingerspitzen zittern ein wenig, als ich alles einstöpsle, mein Passwort eingebe und den Browser öffne.
    Leon Bergazy.
    Mal schauen, was Google über ihn weiß.
    Ups. Zu »Bergazy« gibt es fast hunderttausend Meldungen. Aber die wenigsten davon über Leon. Von Leon finde ich ein paar Einträge in Foren wie »Junge Medienmenschen« und Ähnliches, aber über einen gewissen Bernd Bergazy, der ebenfalls in Köln gemeldet ist, bietet die Suchmaschine einen Haufen Berichte an. Alle stammen aus dem Nahen Osten, und er ist der Autor.
    Schließlich finde ich heraus, dass dieser Bernd Bergazy offenbar Leons Vater ist und als Auslandsreporter für die öffentlich-rechtlichen TV-Sender im Nahen Osten unterwegs ist. Er hat schon einige Preise eingeheimst. Fotos zeigen ihn in Hemdsärmeln vor ockerfarbenen Hügeln und Panzern, auf sandigen Straßen und neben Stacheldrahtzäunen. Immer mit einem Mikro in der Hand.
    Von Leon finde ich gar keine Fotos, aber ich bin mir sicher, nachdem ich die Bernd-Fotos eingehend studiert habe, dass es sich bei diesem Journalisten um seinen Vater handeln muss. Die Ähnlichkeit ist zu offensichtlich. In dreißig Jahren wird Leon aussehen wie Papa Bernds Zwilling.
    Eifersucht und Wut köcheln in mir hoch. Was bildet sich dieser miese Typ bloß ein! Hält sich für den neuen Henri-Nannen-Preisträger, bloß weil sein Vater erfolgreich in den Medien arbeitet! Dabei ist es gar nicht gesagt, dass er die Gene seines Papas geerbt hat! Vielleicht sollte er besser Schlosser oder Schreiner werden statt

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