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Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Titel: Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Sahler
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kaut. »Logisch liebe ich die Insight . Das Fotografieren ist mein einziges Highlight an der Schule. Wenn die Leute die Bilder toll finden – das macht mich stolz. Wie stellst du dir den Artikel denn vor?«
    Ich greife mir einen Bleistift, der auf dem runden Tisch liegt, und beginne daran herumzuknabbern, bis Ilona ihn mir aus der Hand nimmt und mit dem Zeigefinger über meine Oberlippe wischt. Mist, jetzt sehe ich es selbst – ich habe am falschen Ende gekaut. Rasch reibe ich mir mit der Hand über den Mund und mit dem Zeigefinger über die Schneidezähne. »Alles weg?«
    Ilona nickt.
    »Also, pass auf …« Sich jetzt bloß nicht aufhalten lassen von den alltäglichen Unfällen. »Wir werden die Reportage groß aufmachen und einen weiten Bogen spannen: über das in den Medien präsentierte Frauenbild, über Zusammenhalt in den Schulklassen, wie man sich wehren kann, was die Opfer durchleiden und welche Studien es dazu gibt. Selbstverständlich bauen wir auch einen Schlenker gegen den Contest der No Limits ein, der die gleiche Schiene bedient wie all die Model-Wettbewerbe im Fernsehen. Wenn wir dann noch dein Fallbeispiel bringen – ich sag dir, Ilona, da bleibt kein Auge trocken.« Ich grinse sie an, verschränke die Arme vor der Brust und lege die Beine gekreuzt auf den Tisch.
    »Was, wenn sich die sogenannten Täter davon erst recht provoziert fühlen? Was, wenn alle Mobbing-Opfer – also auch ich – danach nur noch krasser angepöbelt werden?«
    Ich schüttle den Kopf. »Das halte ich für ausgeschlossen, Ilona. Wenn wir es geschickt aufziehen, wird nachher jeder Einzelne hier von der Unterstufe bis zu den Abiturienten ein Gespür dafür entwickeln, wann und wie in seiner Nähe gemobbt wird. Und sie werden eingreifen, wenn Unrecht passiert. Das verspreche ich dir in die Hand. Jeder einzelne Schüler wird sozusagen ein Mobbing-Polizist sein. Keiner kann mehr behaupten, er hätte von nichts gewusst und nichts mitbekommen.«
    »So wie du das sagst, klingt es überzeugend«, beginnt Ilona. »Ja, vielleicht versuchen wir es mal. Aber … mir wäre es lieb, wenn ich mir mit der Entscheidung, ob ich mit meinem Fall an die Öffentlichkeit gehe, noch ein bisschen Zeit lassen kann. Ich würde gern erst einmal die Recherchen abwarten und wie sich das alles entwickelt. Ist das okay für dich?«
    »Na logisch!«, rufe ich, innerlich felsenfest davon überzeugt, dass Ilona am Ende mitziehen wird. »Hey!« Ich boxe sie übermütig auf den Oberarm. »Das wird ein Top-Artikel!«
    Ilona schnieft ein letztes Mal.
    Das ist der Moment, als Lasse zur Tür hereinkommt. »Hi, Ladys.«
    Wir wenden uns ihm gleichzeitig zu. »Hi, Lasse.«
    Er blickt von mir zu Ilona und wieder zurück, bevor er die Arme ausbreitet. »Was läuft? Krisensitzung?«
    »Zuerst fühlte es sich so an.« Ich zwinkere Ilona zu. »Aber inzwischen ist es ein Brainstorming der allerfeinsten Sorte.«
    »Lasst hören.«
    Lasse zieht sich einen Stuhl heran und pflanzt sich zwischen uns. Ich übernehme es, ihn zu informieren, unterstützt von Ilona, die weitere Erlebnisse und Sichtweisen einfügt. So setzt sich das Bild zusammen. Ich kann meine Füße vor Aufregung kaum still halten.
    »Wow!«, ruft Lasse schließlich. »Was für ein Hammer-Thema. Mobbing. Das wird keinen kaltlassen. Ich stimme dir zu, Merle: Damit deklassieren wir die No Limits . Wir werden denen zeigen, wie man journalistisch arbeitet, ohne reißerisch zu sein, und gleichzeitig die Leute packt. Auf jeden Fall bin ich dabei. Wenn ihr mögt, übernehme ich die Internet-Recherche. Ich bin sicher, wir finden seitenweise Studien, aus denen wir zitieren und auf die wir uns berufen können.«
    Lasse hebt beide Hände, ich klatsche links ab, Ilona rechts.
    »Jetzt müssen wir nur noch Celine und Marvin überzeugen«, meint Ilona nachdenklich.
    Lasse winkt ab. »Die werden auch begeistert sein, hundertpro. Und wenn nicht«, Strahlegrinsen, »drei gegen zwei. Wie gehabt.«
    Ich wiege den Kopf. »Auf Dauer werden die beiden sich das nicht bieten lassen, dass wir drei den Ton angeben …«
    Lasse hebt eine Augenbraue. »Tun wir doch nicht. Wir haben nur auf dem Schirm, was schülerpolitisch brisant ist und was für die Tonne.«
    Ich beneide Lasse einmal mehr um sein Selbstbewusstsein. Ob seine Art zu denken vielleicht männertypisch ist und meine ewigen Zweifel und Bemühungen um Harmonie eher ein Frauending sind?
    Ich bin echt gespannt, welche Erkenntnisse wir bei unseren Mobbing-Recherchen gewinnen

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