Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
ich fort war, schrieb sie mir regelmäßig einmal jede Woche ganz schön grimmige Briefe, die sie immer schloß mit >Deine ergebene L. Wells<, aber sie hielt mich über alle Neuigkeiten auf der Farm auf dem laufenden, über alles Wissenswerte, worauf ich so scharf war.«
»Deinem Vater ist es doch bestimmt rasend schwergefallen, dich zur Schule fortzuschicken.«
»Schon, aber eine andere Möglichkeit gab’s ja nicht. Ich glaube, Max hat das Schulgeld bezahlt. Leider keine Schule hier weit und breit... Aber um Paps hab’ ich mir keine Sorgen gemacht, weil ich ja wußte, daß sich Lulu um ihn kümmerte, und auch um Max. Die beiden lieben sie sehr, obwohl sie nie so tun.«
»Wie schade, daß sie ihre Haare so zurückkämmt. Sie müßte viel mehr aus sich machen!«
»Dazu läßt sie sich einfach nicht bewegen. Sie fährt wie eine Furie auf mich los, wenn ich mich mal schminke, nur, um mir hernach zu sagen, daß ich besser den richtigen Lippenstift benutzen sollte, wenn ich schon auf ein fesches Aussehen Wert legte. Und dann kauft sie mir einen bei ihrer nächsten Fahrt zur Stadt. Schmeißt ihn mir praktisch nach.«
»Ich kann’s mir lebhaft vorstellen... Fahr lieber langsam, wenn wir gleich zu dem kleinen Gebüsch da vorn kommen, weil wir da vielleicht ein paar Farne finden, wenn wir schon nichts andres haben.«
»Ich werd ’ schon was auftun, und eine Vase hab’ ich auch dabei. Wie sieht denn deins eigentlich aus? Ich meine, dein schlichtes Blumenarrangement?«
Ziemlich schüchtern brachte Freddie eine hohe Vase zum Vorschein, die sie vorsichtig in einer Pappschachtel auf ihren Knien balancierte. Sie enthielt sechs Osterglocken und ein paar lange Rauten Flachs in verschiedenen Farbabstufungen. Liz war voll des Lobes.
»Das finde ich wirklich hübsch. Ich muß unbedingt was finden.
Da wären wir.« Sie bremste, sprang rasch heraus und sammelte zu Freddies maßloser Überraschung drei kleine verblichene krumme Zweige und ein längliches Stück Bärlapp auf. Sie rammte das alles zusammen in das mitgebrachte Gefäß, zupfte den Bärlapp locker auseinander und packte dann das Ganze in Freddies Pappkarton.
»Nennst du das vielleicht hübsch?« erkundigte sich Freddie.
»Nein, aber es ist modern, und das ist die Hauptsache. Deines ist bestimmt sehr hübsch, aber was künstlerisch sein soll, muß nicht unbedingt hübsch sein. In Wirklichkeit ist’s gerade umgekehrt.«
»Auch gut, jedenfalls haben wir uns beide Mühe gegeben«, sagte Freddie, »und wenn du dich nicht beeilst, werden wir tatsächlich noch zu spät kommen.«
Max hatte recht, dachte sie. Liz war eine sehr sichere Autofahrerin. Sie manövrierte den schweren Wagen um S-Kurven herum und schien nicht im Geringsten erschrocken, als sie plötzlich ausgerechnet an einer der schlimmsten Stellen einem riesigen Holzfahrzeug begegneten. Vorsichtig steuerte sie an ihm vorbei und rief dem Maori-Fahrer einen fröhlichen Gruß zu, den er mit einem Ausruf der Bewunderung und der Bemerkung: »Du prächtig gut Fahrer, Liz. Cheerio!« erwiderte. Ein bißchen neidisch dachte Freddie, daß Liz eine ganze Menge Fähigkeiten besaß, auch wenn sie bis jetzt vielleicht noch nicht gerade als Expertin in Blumenarrangements gelten konnte.
In der kleinen Stadthalle von Smithville hatten sich schon ziemlich viele Frauen eingefunden. Sie alle blickten sich angenehm überrascht um, als Liz hereinkam, und als sie Freddie vorstellte, erkundigten sie sich eifrig nach dem Gesundheitszustand ihres Vaters. Offenkundig war die kleine Gemeinschaft auf Rimunui für die übrigen Siedler von ungeheurem Interesse.
Der lange Tisch stand gedrängt voll mit Blumenopfern, und fast schüchtern stellten die Mädchen ihre eigenen dazu. Im Vergleich zu den anderen nahm sich Freddies phantasielos aus und Liz’ bizarr. Doch da im gleichen Augenblick schon Miss Burt eintrat und alle erfreut begrüßte, blieb ihnen keine Zeit mehr, noch etwas an ihnen herumzubessern . Sie war sehr groß, schlank und blaß, hatte rabenschwarze Augen und blickte ernst, was sich aber in Verzückung verwandelte, als sie zu sprechen begann.
Aber selbst Freddie und Liz mußten zugeben, daß sie interessant sprach. Sie redete über die Grundlagen des Blumenarrangements und erläuterte ihre wichtigsten Gesetze anhand der losen Blumen, die alle mitgebracht hatten. Dann wandte sie sich den Arrangements auf dem Tisch zu.
»Jetzt wollen wir diese hier einmal betrachten und bitte, lassen Sie sich durch meine Kritik nicht
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