Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
aufsuchte. So manche Nacht nahm dort ihren Anfang, bevor Freddie dann die Vorzüge der vielen Münchener Bars erkundete, wie dem Pop-As, dem Eagle oder dem Mrs. Henderson’s, das in all seiner Pracht im Video zu
Living On My Own
zu sehen ist. Winfried — Winnie — trat genau im richtigen Moment auf den Plan. Gerade erst hatte Freddie sich von dem anderen Bill getrennt: dem berüchtigten Bill Reid, von dessen Taten wir bereits gehört haben. Winnie war genau so, wie Freddie es mochte: kräftig und bodenständig und ein relativ unbeschriebenes Blatt — jemand, dem Freddie seinen Stempel aufdrücken konnte.
Alles deutete darauf hin, dass
The Works
tatsächlich wie geplant ein „gutes“ Album werden würde. Man setzte große Hoffnungen hinein. Als dann
Break Free
erschien mitsamt dem dazugehörigen Video, welches Freddie, Roger, Brian und John in unterschiedlichen Stufen der Travestie zeigte — vor allem Freddie beim Staubsaugen —, zerschlugen sich diese Hoffnungen zumindest in Bezug auf Amerika auf der Stelle. Freddie konnte nicht so recht verstehen, wie die Band so viel Spaß haben konnte und gleichzeitig, ohne etwas Böses zu wollen, auf so viel Ablehnung stoßen.
The Works
erschien schließlich erst 1984, und eine Weile schien es, als sei nach dem Fehlschlag mit
I Want To Break Free
in Amerika für Queen der Ofen aus — bis dann Live Aid kam. Die vorhergehende Single
Radio Gaga
war sowohl in Amerika als auch im Rest der Welt ein Riesenhit gewesen, und dieser Impuls kam Queen zugute, als sie sich auf ihre Welttournee begaben, mit der sie
The Works
promoten wollten.
Die Enttäuschung erwies sich als ansteckend, und die übrigen Bandmitglieder waren ziemlich niedergeschlagen. Ich glaube, es gab Zeiten, wo sie sogar daran dachten, Queen endgültig aufzulösen. Freddie, der sowieso drauf und dran war, sein Soloprojekt anzugehen, dachte sich, nun wäre genau die richtige Zeit, Queen eine Weile ruhen zu lassen. Er wollte in eine andere Richtung gehen als der Rest der Band: fröhlicher und discolastiger. Das war nicht die Zukunft, die den anderen vorschwebte, wo sich doch schon das discoinspirierte
Hot Space
als wenig erfolgreich erwiesen hatte.
Freddie begann mit den Aufnahmen, aus denen schließlich
Mr. Bad Guy
hervorgehen sollte. Die Kosten übernahm er selbst, während Jim Beach sich darum kümmerte, eine passende Firma als Partner für den Vertrieb zu finden. Da das Ganze eher einer Laune von Freddie entsprang und er nie vorhatte, daraus ein Solokarriere zu machen, muss es ziemlich schwer für Jim gewesen sein, irgendwen zu finden, der bereit war, einen Vertrag über ein einziges Album abzuschließen. Als dann der Vertrag mit CBS zustande kam, ging es dabei allerdings um den höchsten Vorschuss, der bislang jemals für ein einziges Album gezahlt worden war. Dennoch muss es eine Option auf eine weitere Zusammenarbeit gegeben haben, denn Freddie kaufte sich schließlich selbst aus dem Vertrag frei, als es später darum ging,
Barcelona
zu veröffentlichen.
Im Laufe eines ausgedehnten Aufenthaltes in München — etliche Monate — schuf Freddie eine Handvoll Stücke, die er für seine besten überhaupt hielt. Das Album wurde in den Musicland Studios eingespielt und von Freddie und Mack produziert. Jedes Mal, wenn er das Album anhörte, hatte er einen anderen Lieblings-Song, aber besonders stolz war er auf
Mr. Bad Guy
mit seiner ausgiebigen, vielschichtigen Orchestrierung. Freddie übernahm komplett den Gesang und spielte die meisten Klavier- und Synthesizer-Parts ein, wobei der Amerikaner Fred Mandel ihm unter die Arme griff, wenn die Musik allzu kompliziert wurde. Fred war auf einigen Queen-Tourneen als zusätzlicher Keyboarder dabei gewesen, und Freddie und er hatten ein sehr harmonisches Verhältnis zueinander aufgebaut. Paul Vincent steuerte einige Leadgitarren bei, und den Bass übernahm Stefan Wissnet, den Freddie als Techniker im Musicland kennengelernt hatte. Joe Burt, einer von Mary Austins Freunden, spielte Fretless-Bass auf
Man Made Paradise
… im Wesentlichen blieb also alles in der Familie. Wie man der Widmung entnehmen kann, hielten sich die übrigen Mitglieder von Queen vornehm zurück.
Love Me Like There’s No Tomorrow
entstand mit Barbara Valentin im Hinterkopf. Eine ihrer bekannteren Rollen hatte sie in einem Film namens
Küss mich, als gäb’s kein Morgen
gespielt, dessen Titel Freddie leicht abgewandelt übersetzte. Nicht alle von Freddies Songs handelten von
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