Frederica - sTdH 6
wehren müssen. Ich will euch eines sagen –
es ist bekannt, daß sich Pembury gebessert hat, und ich habe von der Herzogin
von Dunster erfahren, daß er sich nach einer Ehefrau umsieht.«
»Wie kannst
du es wagen, mich eine Giftnudel zu nennen, du rothaarige Hexe«, funkelte
Annabelle.
»Kinder«,
ermahnte Minerva. »Ich möchte eines klarstellen. Das ist mein Haus, und ich
möchte es nicht in einen Raubtierkäfig verwandelt sehen. Nehmt euch zusammen.
Ich will nur vernünftige Vorschläge hören, andernfalls seid still.«
»Es gibt da
einen gewissen Mr. Harrison«, sagte Daphne. »Er hat in Sussex ein hübsches Haus
und reichlich Grundbesitz. Er ist ein Freund von Dantrey. Er würde Frederica
in die Oper begleiten, wenn ich ihn fragen würde.«
»Ihr wißt«,
sagte Carina nachdenklich, »daß ich Frederica neulich besucht habe. Als ich sie
nach Pembury fragte, sprach sie nicht viel über ihn, aber wurde über und über
rot. Es kann sein, daß keinerlei Hoffnung besteht, daß Pembury Zuneigung
zu Frederica faßt, aber ich fürchte sehr, daß sie ihn ins Herz
geschlossen hat.«
»Ach du
liebe Güte«, rief Minerva aus. »Das geht auf gar keinen Fall. Comfrey bedrängt
mich, daß ich aufs Land gehe, und ich will unbedingt ...« Sie wollte gerade
sagen »den Kindern etwas frische Luft gönnen«, aber im Hinblick auf Annabelle
beendete sie den Satz mit: »etwas frische Luft schöpfen. Wer von euch bleibt
denn in der Stadt?«
Annabelle
runzelte die Stirn. »Brabington hat mir versprochen, mich nach Paris
mitzunehmen.«
»Dantrey
will nicht in die Stadt kommen«, sagte Diana, »und ich will mich nicht von ihm
trennen. Was ist mit dir, Daphne ?«
Auch die
elegante Daphne war nicht mehr an den Vergnügungen von London interessiert.
Sie wollte einzig und allein zu ihrem Mann, Simon Garfield, und zu ihrem
geliebten Kind aufs Land zurückkehren.
»Harry und
ich werden in der Stadt sein«, sagte Carina entgegenkommend. Carina hielt sich
nicht an die übliche Sitte – sie sprach von ihrem Gatten immer mit seinem
Vornamen. »Ihr müßt mir nur passende Männer herschikken, und ich bringe sie
dann zu Frederica.«
»Wenn das
so ist«, sagte Minerva erleichtert, »wollen wir alles tun, um dir zu helfen.
Besteht Hoffnung, Lady Godolphin zu überreden, daß Frederica von dir in die
Gesellschaft eingeführt wird?«
»Ich habe
es versucht«, lachte Carina. »Aber du weißt, wie sie ist. Sie ist fest davon
überzeugt, daß wir alle dank der guten Dienste, die sie uns geleistet hat,
verheiratet sind. Lady Godolphin hat auch Papas Segen. Aber mach dir keine
Sorgen. Ich werde Frederica fast jeden Tag besuchen. Das ist dann beinahe so,
als ob ich sie in die Gesellschaft einführe. Wir müssen uns auch noch um ihre
Kleidung kümmern. Wir haben ihr hübsche Kleider geschickt, aber irgendwie
stehen sie ihr nicht. Sie braucht einen Schneider mit geübtem Auge. Und es muß
etwas mit ihrem Haar geschehen.«
»Es ist
sehr hübsch, wenn es gelockt ist«, antwortete Minerva, »aber schon nach einer
halben Stunde fällt es ihr wieder in Strähnen ins Gesicht. Wir werden Monsieur
André zu ihr schicken und sehen, welche Wunder er vollbringen kann. In zwei
Tagen wird sie am Eröffnungsball im Almack
teilnehmen. Sie muß unbedingt so gut wie möglich aussehen.«
»Reg dich
nicht auf, Merva«, sagte Carina etwas ärgerlich. »Ich kann ganz gut allein auf
Freddie aufpassen.«
»Nenn Sie
nicht Freddie«, warf Daphne ein. »Das klingt doch nach einem Jungen. Wenn dich
irgendeine boshafte Klatschtante hört, spricht die ganze feine
Gesellschaft von der ›armen Freddie Armitage‹.«
»Ich meine,
wir sollten nicht vom Thema abkommen und darüber streiten, wie wir sie nennen«,
sagte Diana. »Was mir Sorgen macht, ist Fredericas romantisches Wesen. Habt ihr
Pembury gesehen? Er ist sehr groß und gutgebaut und sieht aus wie ein
gefallener Engel. Wenn Freddie nicht bereits in ihn verliebt ist, so sollte
mich das sehr wundern. Achte darauf, Carina, daß es ihr nicht möglich ist, auch
nur einen Augenblick allein mit ihm zu sein. Sag Lady Godolphin, daß sie auf
der Hut sein soll. Pembury wird sie zweifellos besuchen, weil es die
Höflichkeit verlangt, und Frederica wird höchstwahrscheinlich mehr in seinen
Besuch hineinlesen als wirklich dahintersteckt.«
»Ich bin
jetzt eine verheiratete Frau«, sagte Carina wütend. »Ich bin darüber hinaus
älter als du, Diana, und es besteht keine Notwendigkeit, mir Befehle zu
erteilen.«
»Ich habe
nur
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