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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
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gehen
und all diesen Unsinn vergessen könnte.« Frederica machte eine vielsagende
Handbewegung, mit der sie kein gutes Haar an der eleganten Welt und ihren
Schwächen vom Grosvenor Square bis St. James ließ.
    »Wie
einfach es ist, mit ihm zu sprechen«, dachte Frederica. Dann fielen ihr die
Predigten ein, die ihr Lady Godolphin und Carina gehalten hatten. Der Herzog
amüsierte sich nur. Sie durfte ihn nicht ernst nehmen. Aber er war bei weitem
der aufregendste Mann, dem sie je begegnet war.
    »Gehen Sie
heute abend auf den Ball der Coopers?« fragte er.
    »Ja, und
ich weiß noch nicht, was ich anziehen soll. Ich habe jetzt fünf Kleider,
von jeder Schwester eines.«
    »Welche
Farben haben diese Kleider?«
    »Hmm, zwei
sind weiß, eines rosa, eines primelfarben und eines blau.«
    »Was für
ein Blau?« fragte er, weil ihm einfiel, wie blau ihre Augen ausgesehen hatten,
wenn sie lächelte.
    »Wie der
Sommerhimmel.« Frederica lächelte. »Carina, Lady Desire, behauptet, daß es das
richtige Kleid ist.«
    »Wer hat das Kleid ausgewählt, das Sie im Almack trugen?«
    »Carina.«
    »Dann
lassen Sie sich von Carina beraten. Sie brauchen Farbe.«
    »Ich weiß«,
sagte Frederica nachdenklich.
    Auf einmal
hatte er das Bedürfnis, ihr Selbstbewußtsein zu stärken, ihr zu sagen, daß er
sie schön fand, ganz gleich, was sie anhatte. Die Intensität seiner Gefühle
bestürzte ihn.
    Von oben
hörte man plötzlich lautstarkes Trampeln und Krachen und Fluchen. Lady
Godolphin war offenbar dem Bad entstiegen.
    Er spürte,
daß er jetzt ihre vulgäre Gesellschaft nicht ertragen konnte. Deshalb stand er
auf, um sich zu verabschieden, und Frederica sprang gleichzeitig auf, wobei
sie nervös die Falten ihres seidenen Gewandes glattstrich.
    »Sie
sollten sich wärmer anziehen«, sagte er zu seiner eigenen Überraschung. »Dieses
Zimmer ist kalt.«
    Frederica
fand seine Anwesenheit und Nähe auf einmal wieder schwer zu verkraften und
wünschte, er würde gehen. »Ich habe irgendwo ein Schultertuch«, sagte sie und
sah sich unsicher im Zimmer um.
    Er legte
seinen Hut und seine Handschuhe auf die Konsole zurück.
    »Miß
Armitage«, sagte er, »erinnern Sie sich, daß ich Sie geküßt habe?«
    Vor
Entsetzen geweitete Augen schauten ihn an. »Das ist nicht wahr?« keuchte
Frederica atemlos.
    Er
lächelte. »Sie haben in der Hütte in meinen Armen geschlafen.«
    Frederica
fiel ihr Traum ein, und das Blut stieg ihr in die Wangen. »Es ist besser, wenn
Sie jetzt gehen«, sagte sie leise.
    Er griff
wieder nach Hut und Handschuhen. Dann richtete er sich plötzlich auf, warf Hut
und Handschuhe aufs Sofa und riß Frederica in seine Arme.
    Sie war zu
überrascht, um sich zu wehren, und bevor es ihr richtig
bewußt wurde, bedeckte er sie schon mit Küssen. Zuerst ließ sie sich ganz still
umarmen. Sie fühlte sich warm und geborgen und bewahrt vor all dem Kummer in
der Welt. Aber dann schwand das warme sichere Gefühl und eine betäubende
Leidenschaft ergriff von ihr Besitz. Erschreckt und verängstigt wand sie sich
aus seinen Armen. Sie war totenbleich im Gesicht.
    »Bitte,
gehen Sie«, flüsterte sie.
    Sie sah so
jung und verwirrt und mitgenommen aus, daß er sich wie ein lüsterner Satyr
vorkam. Er wollte sagen, daß er sie liebte, aber er hatte Angst, es könnte sich
als unwahr erweisen.
    So sagte er
stattdessen das Schlimmste, was er hätte sagen können. »Es tut mir leid«, sagte
der Herzog von Pembury. »Ich muß zuviel getrunken haben. Bitte, verzeihen Sie
mir und vergessen Sie diesen unglückseligen Vorfall.«
    »Gehen Sie!« rief Frederica.
    Und er ging
wirklich – und machte damit die Kränkung noch schmerzhafter!
    Mary beschloß, zu Fuß von der City zum
West End zurückzugehen. Für ein Mädchen vom Land war das keine große
Entfernung, und es schien ihr beinahe unmoralisch, einen Schilling für eine
muffige Droschke auszugeben.
    Sie stand
vor der Apotheke und stopfte die Flasche mit der Tinktur in ihre
Schürzentasche. Wenn sie zu Fuß ging, hatte sie auch die Möglichkeit, in die
Schaufenster zu schauen. In diesem Moment hörte sie ihren Namen und als sie
aufblickte, sah sie, wie Lady James sich aus dem Fenster einer Kutsche lehnte
und ihr winkte.
    Mary hatte
nicht gemerkt, daß ihr Lady James vom Hannover Square hierher gefolgt war. Sie
wollte nicht mit Lady James sprechen, aber sie traute sich nicht, sie
abzuweisen.
    Mary ging
zur Kutsche und machte einen Knicks. »Ich habe Sie erkannt«, sagte Lady James
mit süßem Lächeln.

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