Frederikes Hoellenfahrt
Skandalreporter der städtischen Zeitung. Grinsend streckte er ihr seine Hand hin. »Guten Abend, Frau Hauptkommissarin, was können Sie unseren Lesern zur Lage sagen?«
»Michalk!«, schrie Schabowski, »Michalk!« Ihr Kollege war nirgends zu sehen. »Michalk!« Schabowski winkte zwei Uniformierten. Die eilten zur Stelle. »Bringen Sie diesen Mann hinter die Absperrung zurück. Ich hatte ausdrücklich angewiesen, auch für Presseausweise kein Zutritt! Rede ich hier gegen die Wand?« Die Polizisten folgten wortlos ihrem Befehl und schoben Hönig vor sich her.
»Frau Hauptkommissarin, Sie können mich nicht einfach so abschieben. Das verbietet Ihnen das Presserecht. Die Allgemeinheit muss informiert werden! Sie hat das Recht.« Hönig hob drohend die Faust. »Stimmt es, dass zwanzig Geiseln bedroht werden? Ist es richtig, dass Khalid Georgieff ermordet wurde? Hängen diese beiden Fälle wirklich zusammen? Frau Kommissarin, antworten Sie! Antworten Sie mir!«
Schabowski winkte, dass die Polizisten mit dem Journalisten schneller verschwanden. Hönig wehrte sich routiniert. »Ich werde über den Presserat Beschwerde einlegen! Sie werden abgemahnt. So geht man mit der freien Presse nicht um! Ich werde Ihre Behörde verklagen! Sie werden …«
»Ich kann Sie hier nicht gebrauchen! Verschwinden Sie!«
»Schon bei mancher Geiselnahme hat die Presse die Ermittlungen unterstützt und gute Arbeit geleistet.«
»Die Presse geholfen, Herr Hönig? Ich denke da nur an Gladbeck.«
»Nur dieses eine Beispiel fällt Ihnen ein. Und Peru? Indonesien, da haben Journalisten den Kontakt erst möglich gemacht.«
»Halten Sie Ihren Mund, Hönig. Sie kennen die Regeln. Was soll dieses Spielchen? Es wird eine Pressemitteilung geben. Sie sind in unserem Mailverteiler verzeichnet. Warten Sie ab.«
Hönig wechselte seine Taktik. »Frau Hauptkommissarin, ein paar Details. Sie wissen, der Ruhm gehört in meinem Job nur dem Ersten, und der will ich sein.«
»Lesen Sie die Pressemitteilung«, und zu den Polizisten gewandt, »bringen Sie ihn mir schleunigst aus den Augen, sonst vergesse ich mich.«
»Das möchte ich gerne sehen.« Und Hönig machte Hundeaugen und klimperte mit den Wimpern.
»Hauen Sie ab!« Sie konnte diesen eitlen Schnösel nicht ausstehen. Der kämpfte mit allen erdenklichen Mitteln. Kollegin Franziska Beetz war seinem Charme sogar erlegen gewesen. Hatten die beiden noch was miteinander? Schabowski war ehrlich erschüttert, als ihr die junge Kriminalkommissarin davon erzählte.
»Wie sind die weiteren Pläne?«, fragte Michalk.
»Hans Tillmann-Nötzel haben die Kidnapper keine Forderungen genannt, oder er erinnert sich nicht. Völlig senil dieser Mann. Wir wissen nicht, was die da drinnen überhaupt wollen. Und offensichtlich haben sie Kenntnis von Kains früherem Job. Wie Tillmann-Nötzel erzählt, sitzt Kain als Einziger festgebunden auf einem Stuhl.«
»Aber was bezwecken sie denn mit dieser Gewaltaktion? Bislang sah alles wie eine Abrechnung der Unterwelt aus. Jetzt scheint es, sie schießen in Panik.«
»Diskokrieg, an den denke ich auch. Der Tod von Khalid Georgieff legt das nah. Auch das Vorgehen der Täter … Aber irgendetwas hat sie in der Ausführung ihres Plans gestört. Sie mussten ihn ändern und haben noch keinen neuen. Deswegen haben sie geschossen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Geiseln erschießen und uns nicht sagen, was sie überhaupt wollen.«
»Und was tun wir?«
»Wir warten ab. Irgendwann müssen sie uns ihre Forderungen ja mitteilen. Ewig können sie dieses Spiel nicht spielen.«
»Aushalten können sie’s schon eine Weile. Der Waschsalon ist ein Lokal, und kein schlechtes. Ein Weilchen kann’s dauern. Pizza werden die bei uns nicht bestellen.«
Michalk hatte nicht unrecht. Aber sie konnten nicht nur hier rumstehen und diskutieren. Und eine Stürmung des Cafés stand bei zwanzig Geiseln auf keinen Fall zur Debatte. »Ich spreche noch mal mit dem Zeugen.« Und damit stieg Schabowski wieder in den Kleinbus. »Ach, Michalk, können Sie sich um ein Verhörzimmer kümmern? Das hier ist ja kein Zustand.« Ob der Kollege sich über ihre Aufträge ärgerte, sah die Kommissarin nicht. Bislang hatten die mit Polizeiarbeit wenig zu tun. Schabowski lächelte Hans Tillmann-Nötzel zu. »Grog kommt gleich.«
»Danke, vielleicht hilft der. Ich mache mir Sorgen, Kathleen, Solveig und Marie …«
Sie unterbrach ihn. »Haben die Geiselnehmer den Kellner gleich auf den Stuhl binden
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